Franziskaner ziehen auf Vierzehnheiligen Bilanz
Autor: Tobias Kindermann
Bad Staffelstein, Dienstag, 08. Januar 2013
Diesmal soll das Gefühl sprechen, nicht die blanken Zahlen, sagte sich Pater Christoph Kreitmeir. Und so fällt die Bilanz der Franziskaner in Vierzehnheiligen für 2012 etwas anders aus als sonst.
Drei Tage vor Weihnachten kam sie an, eine Feldpostkarte aus Afghanistan: "Lieber Pater Heribert, Sie haben mich im Sommer vor meiner Abreise nach Afghanistan gesegnet. Dieser Segen hat mich und meine Soldaten bis heute beschützt, danke." So gelangte das zurück, was die Franziskaner für 2012 als Jahreslosung ausgegeben hatten: "Von Vierzehnheiligen geht Segen aus."
Bis zu dem Fidschi-Inseln sozusagen, lacht Pater Christoph. Das kann er anhand der Zugriffszahlen auf die Homepage www.vierzehnheiligen.de feststellen. Oben zur Basilika führt seit Ende 2011 ein Glasfaserkabel, das eine schnelle Verbindung in die virtuelle Welt ermöglicht. "Bürgermeister Jürgen Kohmann hat Wort gehalten", freut sich Pater Christoph. Und diese technische Möglichkeiten will man nutzen, um sich künftig besser im Internet zu zeigen.
Denn die Welt in Vierzehnheiligen ist größer als gedacht: "Die beten nicht nur und halten Führungen, da sind nicht nur die Franziskaner, sondern auch die Schwestern - und die werden oft vergessen." Neben den St.-Franziskus-Schwestern mit ihrem Mutterhaus und den Franziskanern gibt es dort auch noch den Konradshof, in dem alleinerziehende Frauen Unterstützung und einen Lebensraum finden, die Berufsfachschule St. Kunigund, zwei Bildungshäuser der Erzdiözese Bamberg, Haus Frankenthal und das Diözesanhaus, und das von der Erzdiözese betriebene Gasthaus Goldener Hirsch, das privat betriebene Gasthaus Goldener Stern und die Brauerei Trunk - und nicht zu vergessen die Verkaufsbuden für Devotionalien.
Vor fünf Jahren habe man angefangen, eine Rückschau zu erstellen. Doch die war zahlenlastig, erinnert sich Pater Christoph. Wieviele Führungen gab es, wieviele Wallfahrten zogen den Berg hinauf, wieviele Gäste zählte man - das spielte diesmal nicht die große Rolle. "Wir wollen den Geist zeigen, der dahinter steht", betont Kreitmeir. Deshalb erinnern die Franziskaner nun lieber an ungewöhnliche Aktionen wie den Valentinsgottesdienst am 12. Februar, als sich viele Paare bei minus 18 Grad im Freien und minus 3 Grad in der Basilika segnen ließen. "Ein Höhepunkt war auch am 1. Mai, wo es gleich 14 bayerischen Bischöfe nach Vierzehnheiligen zur Wallfahrt der bayerischen Bistümer zog, unter den Wallfahrten ragte die Frauenwallfahrt am 10. September mit 2500 Teilnehmerinnen des Bistums Würzburg heraus." Doch die Arbeit in Vierzehnheiligen gehe weit über solche Ereignisse hinaus, betont Kreitmeir. "Wir blicken auf die Welt mit dem franziskanischen Blick - nah bei den Leuten sein", sagt Pater Christoph. Man wolle wissen, wo die Leute der Schuh drücke, bei psychischen Problemen helfen, bei Krisen in der Partnerschaft beraten, bei der Sinnsuche im Leben helfen und Glaubensprobleme besprechen. "Hier ist der Ort, wo Menschen Hilfe und Heimat finden. Wir sehen uns als Brüder an ihrer Seite."
Hilfe gegen Priestermangel
So hilft man auch gegen den zunehmenden Priestermangel am Obermain. Bis ins Unterfränkische reichen die Vertretungen durch die Franziskaner, etwa 150 bis 200 Gottesdienste hält man außerhalb - zusätzlich zu den 400 Eucharistiefeiern in der Basilika, dazu kommen besondere Angebote wie die "Oase des Trostes für Trauernde" oder psychosoziale Beratungsgespräche und etwa 50 Hausbesuche jährlich. "Wir wollen keine Abwart-Kirche sein, sondern eine Geh-Hin-Kirche." Aber das sei eigentlich kein Wandel für die Franziskaner "Wir waren schon immer so."