Was tut man, wenn es brennt oder wenn andere in Not sind? Schon die Kleinsten können Hilfe rufen. Ein Team ehrenamtlicher Helfer zeigt Kindergartenkindern und Schülern im Landkreis Lichtenfels, wie das geht.
Es ist sechs Jahre her, aber der Feuerwehrmann wird es niemals vergessen. Ein kleiner Junge konnte bei einem Wohnhausbrand in Weismain nicht mehr rechtzeitig geborgen werden. Ein Feuerwehrmann fand ihn tot in seinem Kinderzimmer. Vielleicht hatte der Dreijährige Angst gehabt und sich versteckt, als sich der Qualm ausbreitete? - Das traurige Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, mit Kindern über das Thema Brandschutz zu sprechen, ihnen zu erklären, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie in der Wohnung Rauch oder Feuer bemerken und wie sie anderen helfen können, ohne selbst dabei in Gefahr zu geraten.
Seit 13 Jahren hat sich Sigrid Mager dieser Aufgabe angenommen. Sie war damals die erste Frau, die bei den Freiwilligen Feuerwehren in Oberfranken den Dienstgrad Kreisbrandmeister führte.
Auf Anregung des damaligen Kreisbrandrates Siegfried Kerner absolvierte sie eine entsprechende Fortbildung, und seither bringt sie gemeinsam mit einem Team ehrenamtlicher Helfer und der Handpuppe "Flori" Schülern und Kindergartenkindern die Feuerwehr näher. Bei etwa 40 Einsätzen erfahren rund 1000 Kinder Jahr für Jahr, wie man sich richtig verhält, wenn es brennt, dass man niemals mit Feuer spielen darf und selbst auf eine brennende Kerze immer achtgeben muss.
Dieser Tage hatten sich die Brandschutzerzieher im Altenkunstadter Kathi-Baur-Kindergarten angekündigt. Ein Heimspiel für Willi Hussendörfer. Der Altenkunstadter wird bald 63 Jahre alt, und damit endet sein aktiver Dienst bei der Feuerwehr, den er seit dem 17. Lebensjahr leistet. Hussendörfer ist Feuerwehrmann aus Überzeugung und will auch nach seiner aktiven Zeit noch für die gute Sache eintreten.
Deshalb hat er sich, als er vor zwei Jahren in den Ruhestand ging, dem Team der Brandschutzerzieher angeschlossen. "Die Zeit nimmt man sich", sagt er. Nun also kommt er auch in jenen Kindergarten, in den seine Enkeltochter geht. Der langjährige Kommandant bleibt dabei eher im Hintergrund, assistiert, wenn Feuerwehrmann Christian Popp vor den Augen der Kinder die Atemschutzausrüstung anzieht, oder wenn Sigrid Mager erklärt, wa rum Rauch so gefährlich ist. Er ist derjenige, der hinter der Tür am Telefon ist, wenn das richtige Absetzen des Notrufes geübt wird. Die Kinder lernen schnell.
Eine Runde mit Tatütata
Auf spielerische Art und Weise hilft Willi Hussendörfer mit, den Kleinen Angst zu nehmen. Sie dürfen Feuerwehr-Tretauto fahren, mit dem Gartenschlauch imaginäre Flammen löschen und einmal durch eine Atemschutzmaske blicken.
Auch eine Runde im großen Feuerwehrauto steht auf dem Programm. Mit Blaulicht und Tatütata versteht sich.
Es ist aber nicht so, dass der Besuch der Feuerwehrleute hier allen nur Spaß macht. Dieser Besuch ist eine Lehrstunde, und es hat im Vorfeld auch schon Tränen gegeben. Weil manche mit der Feuerwehr eben das Bedrohliche verbinden, weswegen sie ja zu Hilfe gerufen wird. Sigrid Mager versteht das: "Wenn die Feuerwehr kommen muss, ist etwas passiert." Die Kinder, die sich plötzlich ganz eng an die Erzieherin drücken, werden nicht ausgelacht. Sie bekommen vielmehr vor Augen geführt, dass unter der befremdlich aussehenden Atemschutzmaske und in dem schwarzen Schutzanzug ein netter, hilfsbereiter Mann steckt, der sie im Fall des Falles ganz rasch aus der Gefahrenzone bringen würde. Manch ein Kleiner, der vorher noch eine Träne vergossen hatte, lässt sich dann tapfer und unter Applaus "retten".