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Flechtwerkgestalter machen es spannend


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 28. Juni 2018

Die Absolventen der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung planen eine Ausstellung mit ihren Abschlussstücken im Lichtenfelser Stadtschloss.
Die Berufsfachschüler machen es spannend, werden ihre Abschlussstücke erst bei der Vernissage am Freitag, 6. Juli, im Lichtenfelser Stadtschloss enthüllen. Auf diesem Bild ist lediglich eine Reihe von Prototypen zu sehen.  Foto: Popp


Sie wollen Werbung für ihre Schule machen und zeigen, wo das Flechthandwerk heute steht. Dazu bereiten die zehn Absolventen, die dieser Tage ihren Abschluss an der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung gemacht haben, eine Ausstellung vor. Um die Abschlussstücke wird ein Geheimnis gemacht. Die Lehrer sind voll des Lobes, respektieren aber den Wunsch der Schüler, erst bei der Vernissage im Stadtschloss die Arbeiten zu enthüllen. Was also darf verraten werden? - "Das ist schon eine Ausnahmeklasse", sagt stellvertretender Schulleiter Günter Mix, "sehr engagiert, lerneifrig und fachlich gut." Von dem, was sie entwickelt haben, werde man Einiges künftig wohl öfter sehen, prophezeit er, denn es habe sogar eine Patentanmeldung gegeben.
Rosa Gries, 23-jährige Abschlussschülerin aus Rheinland-Pfalz, möchte in der Region bleiben und sich in nächster Zeit tatsächlich um die Vermarktung ihres Abschlussstückes kümmern und sich weiter mit Produktdesign beschäftigen. Darauf fühle sie sich nach der dreijährigen Ausbildung sehr gut vorbereitet. Die Entscheidung hierfür sei absolut das Richtige gewesen, ist sie überzeugt. Jahrgangskollegin Sophie Blendinger (22) aus Höchstadt sieht das ähnlich. Sie hatte nach dem Abitur Kunst studieren wollen, doch erfahren müssen, wie schwierig es ist, einen Platz zu bekommen. Über den Korbmarkt und ihr Interesse an alten Handwerken ist sie auf das Flechten gekommen. Und nun plant sie, in einer zweiten Ausbildung Goldschmiedin zu werden, dann beides zu verbinden und Neues zu kreieren. Zu dieser Idee passe ihre Abschlussarbeit, sagt sie. Die Mitschüler (einige siehe unten) halten sich ähnlich bedeckt. Ressourcenschonend, nachhaltig, sinnlich sind Attribute, die sie ihren Stücken zuschreiben. Von Alltagsbegleitern und -bereicherern ist die Rede. Die Frage im Ausstellungstitel "Nur Körbe?" ist also schon beantwortet.


Ausstellung "Nur Körbe?"

Freitag, 6. Juli: 18-22 Uhr (Vernissage) im Stadtschloss
Samstag, 7. Juli: 10-19 Uhr (11, 14, 17 Uhr Kurzfilm "Making-of", 11.30 Uhr Vortrag von Manfred Rauh "Zukunft Flechten", 14.30 Uhr Kurzpräsentation der Abschlussstücke)
Sonntag, 8. Juli: 10-18 Uhr (11, 15 Uhr Kurzfilm "Making-of", 14 Uhr Vorstellung des Ausbildungsberufs, 15.30 Uhr Kurzpräsentation der Abschlussstücke)


Was sagen weitere Absolventen zu ihrer Ausbildung und ihren Plänen?


Anne Rumpel, 18 Jahre, aus Baden-Württemberg: Als Kind hatte sie mal einen Flechtkurs gemacht, aber noch nicht daran gedacht, dass dies ein Fingerzeig auf ihren späteren Beruf sein könnte. Liebe zur Natur und der Wunsch, ein echtes "Hand-Werk" zu erlernen, waren schließlich ausschlaggebend für die Ausbildung in Lichtenfels - die richtige Wahl, da ist sie sich sicher. "Da kann noch viel wachsen", sagt sie und strebt die Meisterprüfung an.

Janette Freitag, 20 Jahre, Lichtenfels-Schney: Traditionsbewusstsein und Heimatverbundenheit spielten eine Rolle bei ihrer Berufswahl: Schon Vater und Großvater hatten die Fachschule besucht. Faszination übte auf sie v.a. die für die Region typische Feinarbeit mit dünn gehobelten Weidenschienen aus. Nun will sie eine Zweitausbildung im Bereich Landschafts- und Gartenbau machen und anschließend beide Handwerke miteinander verbinden.

Jannik Kurzhals , 18 Jahre, aus dem Allgäu : Er hatte sich gezielt nach einem Handwerk umgeschaut, in dem tatsächlich noch mit den Händen und nicht überwiegend mit Maschinen gearbeitet wird. So war er auf das Flechthandwerk gekommen und ist eigens zur Ausbildung nach Lichtenfels umgezogen. Jetzt zieht es den jungen Mann weiter, bislang ohne ein konkretes Ziel. Er möchte einfach noch Erfahrungen sammeln.

Lara Kalb, 19 Jahre, Michelau: Das Kinderflechten im Korbmuseum war ihre erste Berührung mit dem Handwerk. Dann eiferte sie ihrer Schwester nach, die eine Ausbildung zur Flechtwerkgestalterin gemacht hatte. "Es ist cool, das zu können", findet Lara. Sie stellt es sich aber schwierig vor, davon zu leben. Deshalb macht sie nun eine Krankenpflege-Ausbildung. Vielleicht gibt mal die Möglichkeit, im therapeutischen Bereich beides zu verbinden.

Christine Dötschel, 61 Jahre, Weidhausen: Ihre Begeisterung war durch diverse Flechtkurse geweckt worden. Das habe ihr unheimlich Spaß gemacht - und Abstand zu ihrer bisherigen Tätigkeit in einem medizinischen Labor gebracht. Für ihre Entscheidung, mit 59 eine fundierte Handwerksausbildung zu beginnen, erntete sie nur positive Reaktionen. Sie selbst ist angetan von den drei Jahren an der Schule: "Das war eine so interessante Zeit!"

Jennifer Rubach, 26 Jahre, aus dem Erzgebirge: Als sie in Irland unterwegs war und auf alternativen Höfen arbeitete, hatte sie den ersten Kontakt zum Flechten. Bald entstand der Wunsch, dieses Handwerk tiefgründiger zu erlernen. "Das hat sich mega gelohnt", sagt sie nach Ende ihrer Ausbildung in Lichtenfels. Demnächst möchte sie wieder auf Reisen gehen, weiterlernen, sich mit anderen Flechtern vernetzen, Techniken austauschen. Dies plant sie gemeinsam mit ihrem Freund Alfred Preißler, der auch an der Entstehung des "Making-of"-Kurzfilms über die Gesellenstücke beteiligt war.