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Flechthandwerk will Anerkennung als Weltkulturerbe


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 02. Januar 2014

Das Deutsche Flechthandwerk strebt eine Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Unesco an. Bundesinnungsmeister Siegfried Katz sieht dafür gute Chancen.
Eine Arbeit von Susanne Thiemann, der wohl renommiertesten internationale Flecht-Künstlerin aus Deutschland, in der Ausstellung im Lichtenfelser Stadtschloss 2013. Aus einem uralten Handwerk werden immer wieder neue Ideen entwickelt.


Unesco-Weltkulturerbe: Da denkt man zuerst an beeindruckende Bauten oder Naturparks in der ganzen Welt. Aber zum Kulturerbe der Menschheit, das die Unesco (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) als besonders schützenswert erachtet, gehört auch Immaterielles wie Bräuche, Rituale sowie traditionelle Handwerkstechniken.

Als Stefan Scheffelmann, Vorstandsmitglied der Bundes innung des Deutschen Flechthandwerks, im Oktober einem Zeitungsbericht entnahm, dass eine Liste über das immaterielle Kulturerbe in Deutschland im Aufbau ist, witterte er sofort die Chance für das Flechthandwerk. Doch die Zeit drängte, denn Bewerbungsschluss für das bundesweite Verfahren war der 30. November 2013.

Scheffelmann, der als Diplom-Ingenieur für Holztechnik und Fachlehrer an der Einrichtung "Nikolauspflege" in Stuttgart Theorieunterricht für die dortigen Korbflechter hält, rannte beim Bundesinnungsmeister offene Türen ein. "Ich will keine Chance für unser Handwerk verstreichen lassen", betont Siegfried Katz im Gespräch mit unserer Zeitung. Zum Jahreswechsel teilte er Kollegen in einem Rundbrief per E-Mail mit, dass die Bewerbung des Deutschen Flechthandwerks noch rechtzeitig erfolgt sei.

Bemerkenswert dabei ist, dass in den knapp sechs Wochen Zeit ein Professor der Uni Köln und eine Professorin der Uni Kassel jeweils ein Gutachten , das für die Bewerbung erforderlich war, anfertigten. In dem einen geht es um den historischen Hintergrund dieses uralten Handwerks, in dem anderen um Zukunftsperspektiven wie etwa durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe.

Erster Ansprechpartner war für Siegfried Katz Bezirksheimatpfleger Günter Dippold aus Lichtenfels, der das Prozedere unterstützend begleitete. Die Reaktionen auf den Antrag, die Katz bis heute erfahren hat, seien durchwegs positiv gewesen, sei es aus dem Zentralverband des Handwerks wie auch seitens der Gutachter. Sie hätten dem Flechthandwerk ein hohes Potenzial und gute Chancen bescheinigt.

Diese Sichtweise fand Siegfried Katz sehr ermutigend, und er sieht nun selbst der Entscheidung der Unesco-Kommission erwartungsfroh entgegen. "Vielleicht gelingt es uns durch diese Plattform, mehr aus dem Schatten herauszutreten", meint er. Vielleicht würden über die Unesco dann stärkere Vernetzungen, Erfahrungsaustausch und auch Qualifizierungen auf internationaler Ebene möglich. Auf jeden Fall wünscht sich Siegfried Katz, dass das Flechthandwerk in der Öffentlichkeit als ein wichtiges Handwerk mit sehr viel Potenzial wahrgenommen wird.

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