Feuerwehr ist gewappnet für ICE-Tunnel-Unfall
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Montag, 04. Sept. 2017
Die Feuerwehr Püchitz erhielt ein Einsatzfahrzeug, um künftig schnell bei einem eventuellen Unfall im ICE-Tunnel "Eierberge" eingreifen zu können.
Mitten in der Flur zwischen Stadel und Püchitz befindet sich die Einfahrt zum Rettungsstollen. Ein geschotterter Platz mit Schranke, zwei containerartige Häuschen mit Versorgungseinrichtungen und der eckige Betonklotz der Zufahrt bilden den Kopf des Rettungsstollens. KBI Siegfried Hammrich hat die Schlüsselgewalt, er öffnet das Tor zur Unterwelt. Zu seinen Aufgaben als Kreisbrandinspektor gehört es, das Rettungskonzept für die drei ICE-Tunnel auf Lichtenfelser Kreisgebiet - "Eierberge", "Kulch" und "Lichtenholz" - zu koordinieren.
An diesem Tag sehen KBI Siegfried Hammrich und der Püchitzer Kommandant Nikolaus Weiß im Tunnel nach dem Rechten. Sie öffnen das Tor und fahren hinunter bis zur Tunnelsohle, auf jenes Niveau, auf dem sich die eigentliche ICE-Röhre befindet, durch die jetzt schon probeweise mit bis zu 300 km/h gefahren wird. Zum Jahresende wird die ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt, zu der die drei Tunnel gehören, dann regulär für den Schienenverkehr freigegeben.
Im Notfall ist dieser Tunnel der Einsatzort für die Feuerwehrleute aus Püchitz - dafür wurden sie in den vergangenen Jahren ausgebildet, dafür ist der neue VW-Bus mit einigen Selbstrettern ausgestattet. Auch bei der Großübung im Tunnel "Eierberge", die am Samstag, 23. September, stattfindet, ist die Püchitzer Wehr dabei - nun mit dem eigenen Fahrzeug, dem ersten in ihrer über 100-jährigen Geschichte.
Wandel der Aufgaben
Als die Wehr 1903 gegründet wurde, ahnte wohl keiner, welche Aufgaben sie im 21. Jahrhundert einmal wahrnehmen muss. Einst war eine vierrädrige Saug- und Druckspritze aus Eisen die wichtigste technische Ausstattung der Wehr. Doch wenn ab Jahresende 2017 die ICEs und Güterzüge durch die Tunnel der Neubaustrecke fahren, sind die 23 Aktiven der Püchitzer Feuerwehr ins Notfallprogramm eingebunden. Um schnell von ihrem Gerätehaus zu dem wenige Kilometer entfernten Rettungsstollen des 3756 Meter langen "Eierberg"-Tunnels zu gelangen, bekam die Wehr den VW-Bus für eine Besatzung von acht Einsatzkräften. Der VW-Bus wurde von der Deutschen Bahn für den Brand- und Katastrophenschutz an der ICE-Neubaustrecke beschafft, sagt Siegfried Hammrich, der selbst in Püchitz wohnt. Der Mannschaftstransporter sei an den Landkreis Lichtenfels übergeben und in Püchitz stationiert worden, fährt der KBI fort. Für den Unterhalt komme der Landkreis auf. Primär werde der allradgetriebene VW-Bus zum Transport von Personal und Gerät zum befahrbaren Notausgang 3 des Tunnels "Eierberge" an der Neubaustrecke zwischen Stadel und Püchitz genutzt.