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Feinde am Staffelberg in die Zange genommen


Autor: Markus Häggberg

Bad Staffelstein, Freitag, 06. Mai 2016

Eine Exkursion führte zum einstigen Zangentor auf dem Staffelberg. Bernhard Christoph wies den Zuhörer ihre Plätze als Wachen auf den Mauern zu.
Wo einst das Zangentor des keltischen Oppidums Menosgada stand, erfuhren die Exkursionsteilnehmer authentisch, wie die bauliche Situation an diesem Ort vor rund 2000 Jahren gewesen ist. Sie erstiegen die Wälle und mimten die Verteidiger der keltischen Stadt. Fotos: Markus Häggberg


Rechts und links die Anhöhen hinauf schickte Bernhard Christoph die Anwesenden. Wer unten und dazwischen blieb, bekam bald ein unangenehme Ahnung davon, wie es ist, in die Zange genommen zu werden.
Das alles war zwar nur ein Gedankenspiel, aber dennoch vergnüglich. Der Mai-Spaziergang des Geschichtsvereins CHW (Colloqium Historicum Wirsbergense) wurde eine Exkursion zu einem Ort am Staffelberg, der heute so nicht mehr erhalten ist und einst zivilen und kriegerischen Zwecken vorbehalten war.

Zangentor nennt sich das, was einer spätkeltisch-architektonischen Raffinesse entsprach und eine befestigte Stadt abriegelte. Und so oft Bernhard Christoph mit professionellen Einblicken in das Bauingenieurswesen am Donnerstag auf die grafische Darstellung eines Zangentores deutete, so oft stiegen beim Betrachter und Zuhörer unangenehme Gedanken dazu auf: Wie es sich wohl anfühlen würde, die Verteidiger der Siedlung rechts und links auf Mauern und bei

Durchschreiten des Tores sogar noch im Rücken hinter sich zu wissen?!
Eben so eine Konstruktion hatte sich wohl auf dem Staffelberg während der späten Eisenzeit (450 v. Chr. bis um Christi Geburt) befunden. Bernhard Christoph ging in seinen Ausführungen so weit, dass eine befestigte Stadt wie die Siedlung auf dem Plateau ohne solch ein Zangentor in seiner Bedeutung als Oppidum infrage gestellt werden müsse.

Der Grund für diesen Spaziergang zu diesem Ort weit unterhalb des Hochplateaus lag im Schatten Ereignisses, das jüngst stattfand: Ausgrabungen - die Ergebnisse sollen in der kommenden Woche vorgelegt werden.
Auch Bezirksheimatpfleger Günter Dippold war bei de Exkursion dabei. Eine halbe Stunde vorher war er es, der die Besucher begrüßt hatte. Dippold machte schließlich Werbung für das CHW und verbat sich die aufkeimende Kritik, schließlich koste die Veranstaltung an Christi Himmelfahrt die Besucher auch nichts. Obwohl die Exkursion kurzfristig anberaumt wurde, waren über 60 Interessierte gekommen.
Die Platzierung mitten im Gelände sei eine der Besonderheiten des Zangentores am Staffelberg gewesen - Furchen, Schneisen, Einschnitte, alles in allem eine unter der geologischen Bezeichnung "Staffelsteiner Störung", erklärte Bernhard Christoph.

Die Kelten jedenfalls hätten es hinbekommen, dieses Zangentor wie eine Art Mischung aus sich in Richtung des Tores verengender Schlucht aus Mauerwall, Zollstation und zu durchlaufender Kommandobrücke, raffiniert in die Geländeverhältnisse einzupassen. Dies verdeutlichte eine Grafik, die der Referent den Besuchern vor Ort zeigen konnte.


Auf die Angreifer hinab geblickt

Die Aktion sollte ein Versuch sein, die Bedrohlichkeit des Ortes zu vermitteln. Also stürmten die Menschen die Anhänge hoch und nahmen ihre Plätze ein - so wie es einst die Wachen getan haben dürften. Weil die Mauern heute nicht mehr da sind, haben die Wanderer am Donnerstag aus noch größerer Höhe auf die "Feinde" geblickt. Diese Feinde "waren in der Regel die Nachbarn", so Bernhard Christoph. Einen keltischen oder fränkischen Gemeinsinn, den habe es damals nicht gegeben.