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Fastenzeit: Zeit für den Verzicht


Autor: Markus Häggberg

Bad Staffelstein, Sonntag, 22. Februar 2015

Wie beeinflusst die Fastenzeit eigentlich Speisekarte, Essverhalten, Köche und die Situation in Sportstudios? inFranken.de ging der Sache nach.
So traurig wie Rico Pfitzner schaut, ist er nicht. Der Küchenchef eines Hotels hat kein Problem mit Verzicht. Foto: Markus Häggberg


Ostern ist Schluss. Aber bis dahin sind es noch 42 Tage. Früher nahmen es weite Teile der Bevölkerung mit dem Fasten genau und hielten von Aschermittwoch bis Ostersonntag. Aber manchmal erfährt das Früher ja eine Renaissance. Der Fränkische Tag ging der Frage nach, wie es um das Fasten in Bad Staffelstein im Heute bestellt ist. Die Antworten sind absolut nicht repräsentativ und keineswegs in einem Sinne.

Rico Pfitzner ist Küchenchef im Hotel "Rödiger". Dass sich die Speisekarte seit Aschermittwoch zu weniger Fleisch oder weniger Süßigkeiten entwickelt hätte, ist nicht eingetroffen. So etwas ist auch nicht vorgesehen "und man die Gäste nicht fragt, wann sie Fleisch essen". Aber dennoch hat das Fasten im Haus Tradition. "Es wird jedes Jahr mehr, es steigen mehr Leute darauf ein", erklärt Pfitzner. Und er löst das Rätsel auf: Die Mitarbeiter in der Küche verkneifen sich, obwohl schon von Berufs wegen von allerlei Verführungen umgeben, Fleisch und Süßigkeiten. Im vergangenen Jahr seien es drei Mitarbeiter gewesen, in diesem Jahr schon sechs. Damit die umgebenden Verführungen nicht den Willen schwächen, spreche man sich gegenseitig Mut zu. "Wir passen gegenseitig aufeinander auf", so der 36-Jährige schmunzelnd. Auf sich selbst hat er auch ein Auge und nicht erst seit Aschermittwoch. Seine private Fastenzeit mit Verzicht auf Eis, Alkohol und Schokolade fängt traditionell sogar schon vier Tage vorher an.

Das Bistro am Meer in der Obermain-Therme liegt im Zentrum der Gesundheit. Wenn man so will. Aber die Kuchentheke ist verführerisch auch nach Aschermittwoch. Eine Mitarbeiterin verrät zu Kundenwünschen und Angebot: "Die Kuchentheke ist in ihrer Vielfalt so reich wie immer. Wir merken da keinen Unterschied zu sonst." Thermenleiter Hans-Josef Stich sagt: "Ich kann das bestätigen."

Matthias Mettasch ist Geschäftsführer des Gasthauses "Am Stadtturm". Hat er eigens auf das Fasten abgestimmt Angebote auf der Karte? "Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt", antwortet er. Trotzdem kann er zum Fasten jede Menge Beobachtungen bieten. Kuriosa mitunter. "Ich weiß, dass welche vom Stammtisch Wasser statt Bier trinken", erklärt er und ein Lächeln, geformt aus Verständnis, Mitleid und Bedauern, huscht über sein Gesicht. Und dann kann er noch von den kleineren Portionen berichten, die manche essen. Bei "Bratkartoffeln und Schnitzel" lassen manche Gäste die Bratkartoffeln weg. Die Bratkartoffeln wohlgemerkt, nicht das Schnitzel. Aber letztlich ist es der Gast, der seine Annäherung ans Fasten über die Speisekarte findet. "Ich merke, dass die Leute mehr Fisch essen seit Aschermittwoch", trägt Mettasch mit Bestimmtheit vor. Fisch statt Fleisch, das ist ja schon leichtere und verträglichere Kost.

Gebhardt ist Geschäftsführer eines Sportstudios in der Kurstadt. Doch, das Fasten beschäftigt Menschen seiner Umgebung. Aber nicht unbedingt zur Fastenzeit. "Wenn die Leute vom Fasten reden, hat das mit der Fastenzeit nix zu tun", gibt er dem Fränkischen Tag telefonisch Auskunft. Es gehe beim Fasten heutzutage auch eher "um Ziele", wie Gebhardt sagt. Gefastet würde weniger aus religiösen oder traditionellen Gründen, sondern "um für den Sommer schlank zu werden" und gute Figur zu machen. Alles andere "habe ich ganz wenig bemerkt".