Druckartikel: Erstmals zum Grab des Onkels

Erstmals zum Grab des Onkels


Autor: Matthias Einwag

Döringstadt, Mittwoch, 08. Juni 2016

Zum 40. Todestag des Salesianerpaters Rudolf Lunkenbein fahren sein Neffe Christian und seine Frau Marion nach Brasilien.
Christian und Marion Lunkenbein reisen im Juli nach Brasilien, um an einer Wallfahrt teilzunehmen, die unter anderem dem Missionar und Märtyrer Rudolf Lunkenbein gewidmet ist. Foto: Matthias Einwag


"Es war schon immer mein Traum, mal da hin zu fahren", sagt Christian Lunkenbein. Der 47-Jährige ist der Neffe von Rudolf Lunkenbein, des Salesianerpaters aus Döringstadt, der 1976 in Brasilien von Großgrundbesitzern ermordet worden war. Christian war das erste Kind, das sein Onkel taufte. Im Oktober 1968 war das.

Nachdem Rudolf Lunkenbein zum Priester geweiht worden war, ging er nach Brasilien, wurde Missionar bei den Bororo-Indianern in Meruri, lernte ihre Sprache und setzte sich für ihre Belange ein. Der Pater sorgte dafür, dass die Großgrundbesitzer jenes Land an die Indianer zurückgeben mussten, das sie sich rechtswidrig angeeignet hatten. Am 15. Juli, als es zur Landabtretung kommen sollte, erschoss ihn der Anführer der Hacienderos.

Bei den Indianern gilt Rudolf Lunkenbein seither als Märtyrer und Glaubenszeuge, sagt sein Neffe. Alle vier Jahre finde in Brasilien eine Wallfahrt für diese Märtyrer statt, zu der bis zu 6000 Pilger aus der ganzen Welt erwartet werden. Heuer wollen auch Christian Lunkenbein und seine Frau Marion sowie Theresa Klaus, eine Großnichte des Paters, dabei sein. Am 11. Juli fliegen sie nach Sao Paulo. Sie bleiben drei Wochen im Land und reisen an verschiedene Orte. Christian Lunkenbein, der noch nie in Brasilien gewesen ist, ist schon sehr gespannt auf Meruri. Die Missionsstation beschreibt er als kleines Dorf mit rund 430 Einwohnern und einigen Aussiedlerhöfen. Die Bewohner versuchen, sich selbst zu versorgen. "Wir möchten auch mal ans Grab meines Onkels", sagt er.

Die Missionsstation, die sein Onkel führte, interessiert Marion und Christian Lunkenbein besonders. Sie schicken regelmäßig jene Spenden dorthin, die sie in Döringstadt sammeln. Auch die Kollekte des Gedenkgottesdienstes am 18. Juni ist für die Station bestimmt. Mittlerweile, erzählt Christian Lunkenbein, gebe es bei den Bororo bereits Lehrer, die studiert haben.


Nur wenig persönliche Erinnerung

An seinen Onkel hat Christian Lunkenbein nur wenig Erinnerungen. Er war sieben Jahre alt, als der Pater ermordet wurde. Zuvor war Rudolf Lunkenbein nur noch selten in Döringstadt. Wenn er aus Brasilien nach Deutschland reiste, dann waren seine Besuche nur kurz. Was er an seinem Onkel bewundere? "Er tat, was viele predigten." Die Erinnerung in Döringstadt, sagt er, verblasse nach 40 Jahren langsam. Es gebe zwar in Ebensfeld die Pater-Lunkenbein-Schule und in Döringstadt eine Pater-Lunkenbein-Straße, aber an den Menschen erinnerten sich nur noch die älteren Döringstadter. Seine Frau Marion und er möchten deshalb an den Ort reisen, an dem sein Onkel wirkte und an dem er ermordet wurde. Sie möchten auch erfahren, warum zu dieser Wallfahrt so viele Menschen kommen, worin deren Faszination besteht


Leben und Tod

Leben Rudolf Lunkenbein wurde am 1. April 1939 in Döringstadt geboren. Er war Salesianer Don Boscos und Missionar in Brasilien. Er setzte sich für die Rückgabe des Landes von Großgrundbesitzern an die Indianer ein. Am 15. Juli sollte die Landabtretung beginnen. Dabei wurde Lunkenbein im Alter von 37 Jahren zusammen mit zwei Indianern vom Anführer der Hacienderos erschossen.

Gottesdienst Der Gottesdienst zum Gedenken an Pater Rudolf Lunkenbein findet in der Döringstadter Kirche am Samstag, 18. Juni, um 18 Uhr statt.