Erste Hilfe: Zu jung gibt es nicht
Autor: Lisa Kieslinger
Neuensee, Mittwoch, 24. Februar 2016
Kinder zwischen drei und acht Jahren lernen, wie sie in Notsituationen helfen können. Doch ist das nicht zu früh?
"Wer möchte das mit dem Pflaster mal ausprobieren?": Diese Frage musste Karin Stengl-Ruppert, Ausbilderin beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), nicht zwei mal stellen. Sofort schnellen die Arme der Kinder nach oben. "Ich, ich, ich!", hört man von Lina. Sie schnappt sich ihre Freundin Sara und läuft nach vorne.
Karin Stengl-Ruppert schneidet ein Stück Pflaster ab und Lina klebt dieses auf die Hand ihrer Freundin. Doch keine Angst - hier hat sich niemand verletzt. Es ist lediglich Übung. Denn die Jugendgruppe "Wühlmäuse" des Vereins für Gartenbau und Landespflege Neuensee machen einen Erste-Hilfe-Kurs.
Die Zielgruppe der Trau-Dich-Kurse sind Kinder zwischen drei und acht Jahren.
Einen ähnlichen Kurs gab es bereits vor etlichen Jahren bei den "Wühlmäusen". "Die Eltern haben uns dann darauf angesprochen, ob wir so etwas nicht wieder anbieten könnten", erzählt Manuela Hofmann, die mit Sonja Warmuth die Jugendgruppe leitet.
Kinder haben viele Erfahrungen
Um Erste Hilfe zu erlernen, sei niemand zu jung oder zu klein, meint Karin Stengl-Ruppert. "Es geht nicht nur um Herz-Lungen-Wiederbelebung, sondern es geht schon bei einem aufgeschlagenen Knie los." Und solche Erfahrungen haben die Kinder sehr viele. Hier ein Sturz vom Fahrrad, da ein verstauchter Knöchel: "Es ist einfach wichtig, dass die Kinder lernen, wie man damit umgeht", sagt die Ausbilderin vom BRK.Das Wichtigste sei, den Kindern die Scheu vorm Helfen zu nehmen, sich aktiv um einen Verletzten zu kümmern und Hilfe zu holen. Für Karin Stengl-Ruppert spielt zudem das Trösten eine wichtige Rolle in den Trau-Dich-Kursen.
Nach dem Aufkleben der Pflaster lernen die "Wühlmäuse" die Versorgung und das Kühlen von Abschürfungen sowie das Verbinden von größeren Wunden. Und das macht ihnen am meisten Spaß: Neben Armen, Händen und Beinen muss auch der ein oder andere Kopf daran glauben und wird ruckzuck eingebunden.
Erste Hilfe aus Leidenschaft
Karin Stengl-Ruppert ist hauptberuflich im privaten Pflegedienst tätig. Die "Trau-Dich-Kurse" vom BRK gibt sie nebenbei. "Jetzt hatte ich gleich drei Kurse hintereinander. Die sind momentan sehr gefragt". Die Lichtenfelserin war auch schon in Kindergärten und Grundschulen unterwegs. "Im Kindergarten wurde ich von den Kindern angesprochen, dass sie gerne etwas singen würden." Kurz danach hat sie extra für ihre Kurse zwei Lieder geschrieben, die helfen sollen, den Kindern die Abläufe in einer Notsituation und die Notrufnummer zu verinnerlichen.
Im Notruf-Lied geht es hauptsächlich um die Nummer 112 und die Angaben, die am Telefon gemacht werden müssen. "Wenn ihr das Lied singen könnt, dann könnt ihr auch den Notruf anrufen." Schon nachdem zweiten Vorsingen sitzt der Text auch bei den zehn Mädchen perfekt.
Und als Hausaufgabe für den zweiten Kurs, bei dem es um die stabile Seitenlage geht, sollen sich die Kinder nach ihrer Adresse erkundigen. "Im Notfall kann diese Leben retten."