Erntebilanz im Landkreis Lichtenfels: höhere Preise als Trostpflaster
Autor: Andreas Welz
LKR Lichtenfels, Mittwoch, 16. August 2017
Alles Getreide und Raps, das nach dem großen Regen geerntet wurde, muss verfüttert werden.
Die Getreide- und Rapsernte verlief in den vergangenen Tagen und Wochen im Landkreis Lichtenfels nur schleppend. Zwar sind die im Anbau bedeutenden Winterweizen- und Winterrapsflächen gedroschen, jedoch zwingen die wiederkehrenden Niederschläge immer wieder zu Ernteunterbrechungen. Einzig die Ernte der Wintergerste konnte, abgesehen von wenigen Restflächen, bis dato abgeschlossen werden.
"Bis zum einsetzenden Regen am 9. August konnten gute Qualitäten eingefahren werden, jetzt müssen wir das Getreide oder den Raps verfüttern", so die Einschätzung vom Kreisobmanns des Bayerischen Bauernverbandes Michael Bienlein. Trotzdem sehe die Bilanz nicht schlecht aus. "Insgesamt liegen die Erträge im Schnitt etwas unter denen des Vorjahres, das gleicht aber der höhere Preis aus", bilanzierte Bienlein.
Ackerwinde macht Verdruss
70 bis 80 Doppelzentner pro Hektar brachte der Winterweizen, 60 bis 70 die Wintergerste, die Sommergerste 40 bis 60 und der Raps 30 bis 50 Doppelzentner pro Hektar. "Nach dem Regen wuchs das Unkraut durch die zum Teil liegenden Getreidefelder", stellte Bienlein fest. Insbesondere die Ackerwinde, bei der man zuschauen konnte, wie sie sich um die Getreidehalme nach oben wand. Dadurch stieg der Feuchtigkeitsgehalt rasant an und das Korn lande nun in den Futterkrippen. Manchen Bauern blieb nichts anderes übrig, als diese Äcker umzupflügen. "Das Durchwachsen grüner Getreidehalme in die reifen Bestände verzögern den Drusch und bringen Feuchtigkeit in die Körner", stellte Bienlein fest. "Ein Teil der Bestände konnte durch Abspritzen gerettet werden". Manche Getreidefelder wurden abgemulcht. "Hier war alle Arbeit und der Aufwand vergebens", so der Kreisobmann. Das Wetter schlug in diesem Jahr Kapriolen. Das Frühjahr begann normal. Gute Saatbedingungen herrschten für Braugerste, Erbsen und Mais durch wenig Winterfeuchte. Dann ließen aber Trockenperioden im April und Juni die Bestände leiden. Auf trockenen Standorten, wie im Maintal mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 600 Litern pro Quadratmeter im Jahr, wurde der Weizen notreif, was sich auf den Ertrag und die Qualität negativ auswirkte. Kurze Schönwetterperioden wechselten mit Regen ab, so dass sich kurze Druschfenster in der Zeit von 14 bis 21 Uhr ergaben. "In trockenen Jahren kann von 11 Uhr bis Mitternacht gedroschen werden", erläuterte Kreisobmann Bienlein.
Ausgeklügeltes Düngen
Die Böden wurden durch den Regen wenig tragfähig und die Mähdrescher hinterließen tiefe Spuren. Dadurch entstanden gravierende Strukturschäden. Hoffnungsvoll blicken die Landwirte auf die Maisernte. Im Gegensatz zu früheren Anbaujahren herrschten heuer nahezu optimale Bedingungen für den Maisanbau. "Die Bestände lassen hohe bis sehr hohe Erträge erwarten", prognostizierte Kreisobmann Bienlein. Den Grundstein hierfür hätten die Landwirte in einer optimalen Bestelltechnik und einem ausgeklügelten Düngemanagement gelegt. Zum Beispiel sei bei der Gülleausbringung ein Stickstoffstabilisator eingesetzt worden, um dem Mais den Güllestickstoff möglichst lange zur Verfügung zu stellen. Der positive Effekt für die Umwelt sei, dass kein Nitrat in das Grundwasser gelangt. Eine Spezialdüngermischung mit hohen Gehalten an Magnesium, Schwefel und Spurennährstoffen runde das Nährstoffangebot ab. Bienlein: "Ein schlecht ernährter Maisbestand bringt auch einen schlechten Ertrag. Ebenso wichtig ist es, die Unkräuter frühzeitig zu regulieren." Bienlein berichtete von Erfassungsproblemen beim Getreidehandel. Zum Beispiel lagerten 3000 Tonnen Weizen bei der BayWa in Bamberg ungeschützt im Freien. "Das war schon im vergangenen Jahr der Fall", beschwerte sich der Kreisobmann. "Wir dürfen Getreide nur abgedeckt transportieren", verwies er auf die Vorschriften. Damit solle eine Verunreinigung des Brotgetreides zum Beispiel durch Vogelkot verhindert werden. "Es ist mir unverständlich, dass der Handel sich nicht danach richtet", sagte Bienlein.