Druckartikel: Erfolgserlebnisse am Nordhang

Erfolgserlebnisse am Nordhang


Autor: Markus Häggberg

Romansthal, Sonntag, 22. Januar 2017

Anfänger zwischen vier und 41 Jahren versuchten sich unter Regie der Naturfreunde auf zwei Brettern im Schnee. Der Spaß soll noch lange nicht vorbei sein.
Sogar Abheben war durch eine kleine Kinderschanze auf der Piste möglich. Foto: Markus Häggberg


Ist es möglich, das Flair von Skifahren, Hüttenzauber und Après-Ski an den Obermain zu holen? Von Kinderaugen besehen war es das. Doch selbst Erwachsenen könnte es am Samstag ernstlich so vorgekommen sein. Der Verein der Naturfreunde Bad Staffelstein warf den Lift an und gab einen ganzen Tag lang Skikurse für Vereinsmitglieder und deren Kinder. Ereignissplitter aus 400 Metern über dem Meeresspiegel - Höhenluft und -koller ausgeschlossen.

8 Uhr morgens, der Schnee knirscht unter den Schuhen. Dort, wo er nicht Pulver mehr ist, ist er gewalzt, verdichtet, gehärtet. Dafür hat ein Wintersport-Übungsleiter unter Mühen schon am Vortag gesorgt: Walze hin, Walze her, bis sie Muster im Schnee auf einer Wiese abseits des Nordhangs am Parkplatz hinterlassen hat. Nordhang - das klingt nach langen Schatten und Wolken, die über ein Felsmassiv ziehen. Tatsächlich aber ist dort alles ein paar Nummern kleiner, befördert ein Schlepplift Skifahrer wohl nur um die 180 Meter weiter nach oben. Und doch wedeln Fahrer von dort freudig auf drei Pisten hinunter.

Doch alles beginnt gewissermaßen einbeinig beziehungsweise einskiig. So lernen die häufig gerade mal vier Jahre alten Mädchen und Buben, sich mit dem Brett unter ihnen anzufreunden, Gleichgewicht einzuüben. Damit sie wissen, wo entlang sie schlurfen sollen, haben Jürgen Paul und seine Helfer Zeichen im Boden befestigt. Hier mögen "Erwachsene unsichtbar sichtbar" bleiben, wie es heißt. Sie sollen ihren Kindern das Gefühl von Sicherheit geben, aber auch Distanz zum Geschehen wahren. Ski-Pädagogik auf weißem Untergrund, zum Erlernen von Pflugbogen und Parallelschwung.

Zu den jüngsten der rund 27 Fahranfänger gehört die vierjährige Mina-Sophie Zillig aus Ro schlaub bei Scheßlitz. Seit frühesten Morgenstunden habe sie vor Aufregung über das Kommende "nicht mehr schlafen" können. Das Kind lacht, als es sich um die Mittagszeit daran erinnert, wie oft es im Schnee hingeplumpst ist und wie selten ihm das etwas ausgemacht hat.

Das mit dem Hinplumpsen hat auch Stefan Laube beschäftigt und vielleicht sogar lange Jahre abgehalten, das Skifahren zu lernen. Der Bad Staffelsteiner war mit 41 Jahren der älteste Teilnehmer und wurde in der Anmeldeliste unter dem Kürzel B1 geführt, was bedeutet, dass er noch nie auf Skiern stand. Anfangs habe er "wirklich Respekt vor dem Skifahren und möglichen Stürzen gehabt", erklärt er und bringt in seiner Antwort ein "Oh Gott, oh Gott" unter. Jetzt aber kann es sein, dass er ein neues Hobby für sich entdeckt. Demnächst wird er es noch einmal versuchen, und wenn es ihm dann wieder gefällt, geht er eine eigene Skiausrüstung kaufen. Bislang schlug sein Herz eher für Tennis. Er lobt seinen Ski-Übungsleiter Gosbert, der an diesem Tag einer von insgesamt fünf Leitern ist.

Zwei Tage Auf- und Abbau mit fünf Mann bedeutet die Wartung und Pflege der Anlage, erklärt Gosbert Moschall, Naturfreund und Skilehrer in Deutschen Skilehrerverband. "Die Sonne leckt uns den Schnee hier nicht weg, der bleibt noch oft bis März liegen", sinniert er über die Vorzüge des Nordhangs. Vom Schwierigkeitsgrad her gehört der Hang zum leichtesten, und eine Schussfahrt würde nur wenige Sekunden dauern. Der Lift hingegen schleppt einen minutenlang hinauf. Unter beständigem Tuckern arbeitet sein Motor, dreht sich das große metallene Rad in dem Nebenbau der Hütte, die Aufwärmraum, Zahlstation, geselliger Treff, Kuchenaufbewahrstation und Glühweindepot ist. Manchmal finden sich hier 15 Menschen auf zwölf Quadratmetern und finden es gemütlich. So wie Brigitte Dippold. Sie ist "Helferlein", gute Seele, und hat ein Auge darauf, welches Kind noch Bratwürste und Wienerla vertragen könnte, ob der Kaffee fertig ist und dergleichen. Blickt sie aus Vorderfenster, sieht sie auch auf den Mann, der den Schlepplift bedient und Schnee in die Schleppspur schaufelt. Endres soll er heißen, ein Urgestein sein und jedem ist sein Spitzname geläufig, der Vorname hingegen nicht so sehr. Blickt Helferlein aus dem Seitenfenster auf das Treiben, eröffnet sich ihm ein Blick bis nach Kösten - und auf einen Grill, an dem Thorsten Schmidt grillt und grillt und grillt. Über ihm einer der Lautsprecher, aus denen Lieder von Neil Diamond oder Mickie Krause schallen. Wer das toleriert, ist erfolgreich in Après-Ski-Stimmung verfallen. Romansthal und Skifahren - das geht. Jeder Teilnehmer hat seinen Kurs bestanden.