"Entartete Gunst" wurde gefeiert
Autor: Klaus Gagel
Michelau, Sonntag, 22. Januar 2017
Matthias Matuschik begeisterte im Michelauer Gemeindezentrum mit Wortspielen, die auch unter der Gürtellinie lagen.
"Wenn Matuschik die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr": Diesen Satz diktierte einer der beliebtesten Moderatoren Deutschlands dem Vertreter der "Lügenpresse" wörtlich in seine Aufzeichnungen. Vor allem im zweiten Teil seines Programms "Entartete Gunst" wurde er vom Publikum mit frenetischen Applaus empfangen. Da war er längst zu seiner großartigen Form aufgelaufen mit Geistesblitzen und Wortspielen auch mal unter der Gürtellinie.
Deftig und aggressiv
Es war am Samstag bereits das dritte Mal, dass er im Michelauer Gemeindezentrum zu Gast war nach "Heilige Scheiße" und seinem kabarettistischen Duett mit Susanne Rohrer. Man muss seine deftige, zuweilen aggressive Art mögen, wenn er über Veganer, die Kirche und die Politprominenz herzieht.Klar, dass seine ersten Anmerkungen dem Tag eins nach Donald Trump galten. Sätze wie "durch die Wahl von Donald Trunp hat Gott den Vereinigten Staaten eine neue Chance gegeben" treiben ihm die Zornesröte ins Gesicht, auch wenn er für sich konstatiert "jetzt kann ich als Mann endlich ein Arschloch sein."
Mit den Händen in den Hosentaschen steht er da, greift ab und zu zu seiner Bierflasche und wirft eine kurzen Blick auf seinen Spickzettel, ehe sich ein wahrer Wortschwall über seine Zuhörer ergießt. "Wir Männer haben das Weltall erobert", verkündet er und schildert im gleichen Atemzug die Seelennöte eines Mannes, der bei Aldi den letzten Thermomix oder die passende Matschhose für die Gattin ergattern soll. Kein Wunder, dass der derartig Geforderte auch mal übergriffig wird gegen eine weibliche Konkurrentin.
"Jeder soll nach seiner Façon selig werden", dieses Credo hat er von seiner Großmutter übernommen. Das hindert ihn nicht daran, über Veganer herzuziehen. Schließlich komme "vegan" aus dem indianischen und bedeutet übersetzt "zu blöd zum Jagen".
Sein Exkurs über Nahrungsmittel führt ihn über das Halal-Zertifikat ("Ich dachte immer, Staat und Kirche sind getrennt") über die Bioware hin zur Schildkrötensuppe. Aber wer kümmert sich um schwanzlose Ochsen, die leiden mussten für die Ochsenschwanzsuppe? "Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, wie viele Brautpaare jedes Jahr ihr Leben lassen müssen für die Hochzeitssuppe!"
Ein echtes Anliegen sind ihm die Flüchtlinge. Schließlich ist er ja selbst "Flüchtling in der driten Generation." Aus Oberschlesien floh seine Großmutter damals nach Halle an der Saale und von dort weiter nach Weiden in der Oberpfalz. Unverständlich: "80 Millionen Menschen haben Angst vor 890 000 Flüchtlingen!"
Sex verkauft sich nicht mehr. Das weiß jeder Zeitschriftenhändler. Auf Platz drei der am meisten nachgefragten Zeitschriften steht "Meine Sünden". Platz zwei belegt "Welt der Woche". Der absolute Renner aber ist "Filethäkeln leicht gemacht". "Wo habt ihr alle das Geld her, um so was zu kaufen?" fragt Matuschik, aber keiner hat Geld für Flüchtlinge. Deshalb wählen wir ja auch die AfD. "Überlegt euch was ihr tut!" rief Matuschik seinen Zuhörern zu. Der begeisterte Applaus war ihm sicher.