"Endlich mitarbeiten und dazugehören": Junge Flüchtlinge machen Schulabschluss in Lichtenfels
Autor: Christa Burkhardt
Lichtenfels, Sonntag, 05. August 2018
25 Flüchtlinge haben den Abschluss an der staatlichen Berufsschule Lichtenfels geschafft. Viele haben bereits Ausbildungsangebote.
25 Schüler einer besonderen Klasse konnten stolz ihre Abschlusszeugnisse entgegennehmen: 19 Schüler schafften den Mittelschulabschluss, vier davon sogar den Quali als Externe an der Mittelschule Bad Staffelstein.
Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Somalia oder dem Irak. Sie kamen als Flüchtlinge nach Deutschland, manche völlig ohne Schulbildung und manche mit traumatisierenden Kriegs- und Fluchterlebnissen. An der Staatlichen Berufsschule Lichtenfels besuchten sie zwei Jahre lang die Berufsintegrationsklasse.
"Am Anfang konnten wir gar nichts, und jetzt habe ich sogar den Quali geschafft und werde Lackierer", sagt der 17-jährige Bismillah, der wie einige andere schon einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Drei Schüler gehen ins Hotelfach, zwei werden Bäcker, einer wird Industriemechaniker und einer Elektriker. Einige Schüler nutzen ein Berufsvorbereitungsjahr oder besuchen die Schule für Hauswirtschaft und Ernährung in Vierzehnheiligen. Manche Schüler haben Ausbildungsangebote, aber die Zentrale Ausländerbehörde muss erst zustimmen, denn sie haben keinen gültigen Pass oder Aufenthaltstitel. Einige Schüler treten eine Arbeitsstelle an.
"Es war nicht immer leicht, weder für die Schüler noch für die Lehrer, aber gemeinsam haben wir es geschafft, dass junge Menschen aus völlig anderen Kulturen hier bei uns gut vorbereitet in ein eigenständiges Leben starten können", sagt Fachbetreuer Manfred Loch.
Denn genau das ist es, was sie wollen, sich ein eigenes Leben aufbauen.
"Ich bin froh, dass ich jetzt nicht mehr immer nur nehmen muss, sondern dass ich jetzt mitarbeiten, dazugehören und auch geben darf", sagt Ali, und viele andere nicken. "Auch wenn es manchmal nicht einfach ist, haben wir die jungen Flüchtlinge gern hier bei uns an der Schule", sagt Schulleiter Hans-Jürgen Lichy. "Ich hoffe, wir konnten ihnen genug mitgeben, damit sie die Ziele erreichen, die sie sich gesetzt haben."
Einige Schüler werden im kommenden Schuljahr wiederkommen. Aber nicht mehr als Flüchtlinge, sondern als ganz normale Azubis im ganz normalen Berufsschulbetrieb.