Druckartikel: Emmi Zeulner will vor TV-Interviews erstmal liefern

Emmi Zeulner will vor TV-Interviews erstmal liefern


Autor: Christian Bauriedel

Berlin, Dienstag, 22. Oktober 2013

Emmi Zeulner ist mit 26 Jahren die jüngste weibliche Abgeordnete im Bundestag und Nachfolgerin von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) als Direktkandidatin im Wahlkreis Kulmbach. Hier schildert sie ihre ersten Eindrücke von Berlin.
In Zukunft ist es Teil der Routine: Emmi Zeulner mustert die Anwesenheitslisten im Foyer des Bundestags. Foto: Christian Bauriedel


Die frischgebackene Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner aus Lichtenfels hat sich am Abend vor ihrer Vereidigung in Berlin Zeit für ein paar Fragen genommen.

Frau Zeulner, was ist der angesagteste Club in Berlin?
Emmi Zeulner: Mein Hotelzimmer? (lacht) Das ist jedenfalls der einzige Ort in Berlin, wo ich bisher Musik gehört habe. Nein, im Ernst: Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht.

Waren Sie früher oft in Berlin?
Mit 15 Jahren war ich zum ersten Mal hier. Auf einem Konzert der Red Hot Chili Peppers zusammen mit drei Freundinnen. Wir waren auch beim Brandenburger Tor. Damals wie heute ist das ein ganz besonderer Ort für mich. Wir haben früher immer gedacht, dass wir für immer und ewig in Oberfranken bleiben werden. Jetzt wohnen drei Freundinnen in München und eine Studienkollegin ist jetzt auch nach Berlin gezogen. So kann´s gehen.

Sie sind in Bamberg für European Economic Studies eingeschrieben. Werden Sie das Studium abschließen?
Im Moment ruht es. Ich habe es unterbrochen. Ich wüsste nicht, wie ich es hinbekommen sollte. Vollzeit studieren und gleichzeitig dem Mandat gerecht werden, das geht nicht. Aber ich habe ja einen krisensicheren Job. Als Krankenschwester kann ich jederzeit wieder arbeiten.

Haben Sie schon eine Wohnung an der Spree?

Nein, ich suche noch.

Wie oft werden Sie in Zukunft in Ihrer Heimat in Lichtenfels sein?
In den Sitzungswochen werde ich von Montag bis Freitag in Berlin sein. Die restliche Zeit werde ich zu Hause im Wahlkreis verbringen. Natürlich kommt da viel Arbeit auf mich zu, da der Wahlkreis relativ groß ist und ich etwas für die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis erreichen möchte. Ich sehe das als einer meiner wichtigsten Aufgaben.

Werden Sie Franken vermissen?
Ich liebe Spaziergänge. Ich bin auch Wallfahrerin. Raus in die Natur zu kommen ist also für mich sehr wichtig. In Berlin dauert es lang, bis man mal richtig draußen im Grünen ist. Ob ich dafür die Zeit finden werde, weiß ich nicht. Und sagen wir mal so: Auf dem Hühnerberg bei Uetzing die Aussicht genießen oder im Kleinziegenfelder Tal auf einer Decke sitzen und in den Sternenhimmel schauen, das ist schon herrlich.

Wie läuft das eigentlich ab: Gibt es bei den neuen Abgeordneten so etwas wie einen Crashkurs für Frischlinge um sich im Berliner Umfeld zurechtzufinden?

Am Dienstag nach der Wahl gab es eine erste Sitzung der Landesgruppe und eine Sitzung der Fraktion. Hier gab es Unterlagen, wie einen Sitzungsplaner oder Bücher zum Arbeitsalltag im Bundestag. Wir wurden auch beraten, als es darum ging Mitarbeiter anzustellen. Schließlich sind wir Abgeordnete wie kleine Selbstständige. Aber grundsätzlich muss sich jeder Abgeordnete selbst orientieren.

Wer sind Ihre Mitarbeiter?
Das ist in Lichtenfels Edith Güthlein und in Kulmbach Katharina Müller-Sanke. In Berlin arbeite ich mit Til Frohmann zusammen. Er war vorher Mitarbeiter von Monika Hohlmeier. Er kennt sich mit den Themen im Wahlkreis aus und hat Erfahrung. Darum habe ich mich für ihn entschieden. Ab November werde ich dann noch eine Mitarbeiterin in meinem Büro in Berlin beschäftigen.

Wie wichtig sind die Erfahrungen der älteren Kollegen für den Start in den Hauptstadtalltag?
Da kann ich enorm viel lernen. Von Gerda Hasselfeldt etwa. Sie hat im Bundestag und als Vorsitzende der CSU-Landesgruppe sehr viel Erfahrung. Oder auch von Stefan Müller, dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe. Man kennt sich und es wird einem geholfen.

Haben Sie das Gefühl, dass ältere Abgeordnete auf die Neulinge herab blicken?
Nein. Die erfahreneren Kollegen sind sehr freundlich. Da habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Als gelernte Krankenschwester möchten Sie in den Gesundheitsausschuss.

Wie und wann wird die Zusammensetzung der Ausschüsse beschlossen?
Die Ausschüsse werden erst gebildet, wenn es eine Regierung gibt. Wer wohin kommt, das läuft über den Parlamentarischen Geschäftsführer Stefan Müller. Er entscheidet. Natürlich wird darauf geachtet, dass auch die geeigneten Leute in die einzelnen Ausschüsse geschickt werden. Die eigenen Präferenzen der einzelnen Kollegen sind ja auch bekannt.

Ist das politische Berlin wirklich so ein Haifischbecken, wie es oft beschrieben wird?
Jeder Abgeordnete möchte das Beste für den eigenen Wahlkreis heraus holen. Das ist ja klar. Ich bin nicht so naiv, zu glauben, dass man etwas geschenkt bekommt. Man muss schon kämpfen.

Wie oft werden Sie eigentlich auf Ihren Vorgänger, Karl-Theodor zu Guttenberg angesprochen?
Sehr oft. Viele Interviewanfragen seit meiner Nominierung von überregionalen Medien gingen in diese Richtung.

Haben Sie Angst, auf die "KT-Nachfolgerin" reduziert zu werden?

Wenn jemand das möchte, dann kann er das tun. Das kann ich dann wahrscheinlich nicht ändern und das gehört vielleicht zum politischen Geschäft dazu.

Haben Sie bei der Flut an Presseanfragen eigentlich mitgezählt?
Es müssen wohl mehr als dreißig gewesen sein. Ein paar habe ich aber auch abgelehnt.

Zum Beispiel?

Eigentlich alles, was mit Fernsehen zu tun hat. Erwin Pelzig hatte angefragt. Ich bin ein großer Fan von Frank-Markus Barwasser, aber da bin ich einfach noch nicht so weit. Ich möchte jetzt erst einmal liefern.

Die Fragen stellte Christian Bauriedel