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Einschnitte: Apotheker setzen sich zur Wehr


Autor: Ramona Popp

Bad Staffelstein, Donnerstag, 22. November 2012

Apotheker haben den Auftrag, Menschen mit Medikamenten zu versorgen und zu beraten. Den Einschnitten durch Krankenkassen wollen sie jetzt einen Aktionstag am Freitag entgegensetzen.
Apotheker Ralf Latteier aus Bad Staffelstein unterstützt die Aktion der Apotheker, wenn auch wohl nicht durch den vom Verband angeregten "Klappendienst" am kommenden Freitag. Foto: Matthias Einwag


Pro Medikament, das ein Apotheker an einen Kassenpatienten herausgibt, bekommt er 6,05 Euro, ganz egal, ob der Preis 12 oder 280 Euro beträgt. Das wissen viele nicht. Vor zwei Jahren waren es zumindest 30 Cent mehr, und damals wurde die Erhöhung des sogenannten Kassenabschlages vom Gesetzgeber als Sonderopfer deklariert, für das Jahr 2013 sollte diese verpflichtende Abgabe dann neu verhandelt werden. Diese Verhandlungen liefen bis vergangenen Mittwoch, dann wurden sie abgebrochen, weil die Kassenvertreter den Stand von heute mit 2,05 Euro als Abschlag als Verhandlungsbasis ansehen und die Apotheker den von vor zwei Jahren mit einem Abschlag von 1,75 Euro (bezogen auf den Festzuschlag von 8,10 Euro pro Medikament).

Ein Schiedsgericht wird nun bemüht, und es wird wohl wieder lange dauern, bis die Apotheker Klarheit über ihren Verdienst erhalten.

Über die Abschläge von 2009/2010 - auch damals war ein Schiedsgericht bemüht worden - ist heute noch nicht entschieden, das heißt, die Apotheker können nicht kalkulieren, ob eine Nachforderung oder Rückerstattung auf sie zukommen wird. 21 Apotheken in Oberfranken haben seit 2009 geschlossen, deshalb will der Bayerische Apothekerverband genau in diesem Bezirk mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion auf seine Forderungen aufmerksam machen.


Versorgung bleibt gewährleistet

Er hat die Apotheken am Freitag, 23. November, zu einem Protesttag aufgerufen; von morgens, nach dem Aufschließen, bis um 13 Uhr sollen sie Kunden nur über die Notdienstklappe bedienen. "Um zu zeigen, was es heißt, wenn Leistungen eingeschränkt werden müssen", wie Thomas Metz als Sprecher des Baye rischen Apothekerverbands es formuliert. Er betont auch, dass Streik das falsche Wort für die Aktion sei, denn es handele sich ja nicht um eine Arbeitsniederlegung. "Die Versorgung bleibt gewährleistet."

Unsere Zeitung hat bei heimischen Apothekern nachgefragt, wie sie es an dem Protesttag halten wollen. Dabei zeigte sich, dass sämtliche Befragten voll hinter den Forderungen ihres Verbandes stehen. Der Aufforderung zum "Klappendienst" am Freitag wollen die meisten jedoch nicht nachkommen beziehungsweise sind noch unentschieden und möchten sich erst nach einer Verbandsveranstaltung am Donnerstag festlegen. Eines ist allen gemein: Sie möchten ihre Kunden informieren, worum es geht. Ralf Latteier von der Staffelsteiner Adam-Riese-Apotheke will sich auf jeden Fall an der Aktion beteiligen, durchaus auch mit Einschränkungen für die Kunden, über die Form ist er sich noch nicht genau im Klaren. Die Notdienstklappe an seiner Apotheke sei recht niedrig angebracht und daher in diesem Fall schwierig einsetzbar. "Wir haben ja einen Beratungsauftrag", betont er. Auch am Freitag möchte er "eine vernünftige Beratung" gewährleisten.


"Man kann seinen Kindern heute nicht mehr empfehlen, Pharmazie zu studieren"

Erich Geiger von der Stadt-Apotheke in Lichtenfels gehört zu den noch Unentschiedenen. Aber das Anliegen des Verbandes ist auch seines. Angesichts der Einkommenssituation eines durchschnittlichen Apothekers könne man seinen Kindern heute nicht mehr empfehlen, Pharmazie zu studieren, sagt er. Irmelin Waldhauer von der Markt-Apotheke in Lichtenfels meint, man sollte mit den Kunden reden, und fände es wichtig, öffentlich darüber zu informieren, "dass es bei den Apotheken brennt". Auf dem Rücken der Kunden möchte sie die Aktion allerdings - wie viele ihrer Kollegen - nicht ausgetragen wissen. "Die Kunden sagen doch eher: Macht das selber aus und lasst uns in Ruhe."

Hartmut Pensel von der Rats-Apotheke in Lichtenfels, hat sich angesichts eines weiteren brennenden Problems gegen den "Klappendienst" entschieden, obwohl auch er die Forderungen des Verbands nur unterstützen kann. "Wir Händler in der Innenstadt kämpfen seit dem Weggang des Frequenzbringers Müller-Markt ins neue Fachmarktzentrum um jeden Kunden. Wir können es uns nicht leisten, unsere Kunden im Regen stehen zu lassen."
Wie es wäre, wenn noch mehr Apotheken schließen müssten? Ja, das ist in der Kreisstadt im Moment wohl nicht so gut vermittelbar, wo jüngst im Fachmarktzentrum erst eine weitere Apotheke eröffnet hat. Die allerdings wird am Freitag von 9 bis 13 Uhr nur besagten "Klappendienst" leisten...