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Einkaufskörbe bleiben in Weismain nicht leer


Autor: Stephan Stöckel

Weismain, Mittwoch, 01. Juni 2016

Die Sorgen der Weismainer, bald ohne Supermarkt dazustehen, wurden beschwichtigt. Bürgermeister Udo Dauer verkündete einen nahtlosen Übergang.
Der Edeka-Markt in der Neudecker Straße schließt zum 1. Oktober diesen Jahres. Dafür soll in das ehemalige Lidl-Gebäude in der Michael-Dechant-Straße der Discounter Diska einziehen, der zum Edeka-Konzern gehört. Fotos: Stephan Stöckel


Die Tage des Edeka-Marktes in der Jurastadt sind gezählt: Zum 1. Oktober schließt das Gebäude am Ortsrand von Weismain seine Pforten, weil es nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Markt mit breiten Gängen und niedrigen Regalen entspreche.

Das teilte Bürgermeister Udo Dauer (CSU) in der Stadtratssitzung am Dienstagabend der Öffentlichkeit mit. Nachdem der Discounter Lidl bereits im vergangenen Jahr ins Fachmarktzentrum nach Altenkunstadt umgezogen waren, schließt nun auch der letzte Einkaufsmarkt in Weismain.

Sorgen, dass es zukünftig keine Einkaufsmöglichkeiten mehr geben werde, müssen sich die Weismainer nicht machen.

Der Bürgermeister wartete nämlich auch mit einer guten Nachricht auf: "In das ehemaligen Lidl-Gebäude, in dem sich derzeit nur noch eine Filiale der Bäckerei Schäfer befindet, wird zeitgleich mit der Schließung von Edeka der Discounter Diska aus dem Hause Edeka einziehen. Es kommt somit zu einem nahtlosen Übergang."

In seiner Sitzung im Mai hatte der Bauausschuss der Stadt Weismain einem Antrag der Baufirma Dechant, das ehemalige Lidl-Gebäude von 1000 auf 1200 Quadratmeter zu erweitern, stattgegeben. Allerdings hatte es Geschäftsführer Peter Dechant mit Rücksicht auf Vertragsverhandlungen vermieden, Ross und Reiter zu nennen. Verbrauchermärkte mit einer Größe von 1200 Quadratmeter sind nur in einem ausgewiesenen Sondergebieten Einzelhandel zulässig. Aus diesem Grund beschloss der Stadtrat, im Bebauungsplan Feldteile III ein Sondergebiet auszuweisen. Die damit verbundenen Kosten übernimmt die Firma Dechant.


Doppelstrategie von Dechant

Doch damit nicht genug. Der Stadtrat schaffte die Voraussetzungen dafür, dass Dechant die Doppelstrategie verfolgen kann. Bekanntlich will das Tochterunternehmen Akurat im Anschluss an das Lidl-Gebäude am Ortsrand von Weismain in Richtung Altenkunstadt einen Einkaufsmarkt bauen, in den der Discounter Netto einziehen soll.

Einstimmig wurde der Bebauungsplan Feldteile IV als Satzung beschlossen. Dort kann sich der Netto-Markt ansiedeln. Aber auch andere Unternehmen seien willkommen.
"Damit haben wir verkehrsgünstig gelegen zwischen Burgkunstadt und der A 70 ein Top-Gewerbegebiet mit Anbindung an die Staatsstraße 2191 und die zukünftige Umgehung von Weismain. Für mich ist das ein Filetstück im Landkreis Lichtenfels", schwärmte Dauer.

Zudem biete sich die große Chance für eine Vorwärtsentwicklung der Heimat. Dauer verschwieg aber er nicht, dass sich das Gewerbegebiet in einem Überschwemmungsgebiet befinde.
"Wir werden, um einer Überschwemmung des Baugebietes vorzubeugen, tiefer liegende Retentionsflächen ausschreiben, die im Falle eines Hochwasserabflusses als Überflutungsflächen genutzt werden können", sagte Dauer.

Man habe die Schutzmaßnahme bewusst um einige Wochen verschoben, um zu prüfen, ob eine Förderung seitens des Freistaates möglich sei. Sollte das nicht möglich sein, werde die Stadt die Maßnahme zu 100 Prozent selbst schultern.

Wer als Behinderter in Weismain einen Behördengang zu erledigen hat, habe in der Jurastadt schlechte Karten. Die oberen Stockwerke des Rathauses seien nicht barrierefrei zu erreichen. Das wird sich ändern: Im Rahmen des Kommunalinvestitionsprogramms (KIP) fördert der Freistaat den Umbau des Rathauses in ein barrierefreies Gebäude mit 393 000 Euro, was einer Förderquote von 90 Prozent entspreche, sagte Dauer.
Konkret sei geplant, an der Rückseite des Gebäudes einen gläsernen Aufzug anzubringen. Außerdem sollen die veralteten Toiletten durch behindertengerechte WCs ersetzt werden. Eigenmittel habe man bereits, so Dauer, in den Haushaltsplan eingestellt. Ursprünglich sei geplant gewesen, die Grundschulturnhalle über den Fördertopf KIP zu sanieren. "Wir haben umgestellt. Die Turnhalle soll jetzt aus Mitteln des Finanzausgleichsgesetzes gefördert werden", informierte Dauer.


Änderung im Nutzungsplan

Seit 94 Jahren wünsche man sich in Weismain eine Umgehung. Am 18. Mai beseitigte der Verwaltungsgerichtshof in München die letzten Hürden für das Vorhaben. Bürger hatten den Rechtsweg beschritten und durch alle Instanzen geklagt. Nun erklärte das Verwaltungsgericht das geplante Bauprojekt für rechtsgültig. Bürgermeister Dauer freute sich, dass ein lange gehegter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen sei. Er hatte noch weiteren Grund zur Freude: Nach langem Ringen wurde Weismain in das Mittelzentrum Burgkunstadt-Altenkunstadt aufgenommen. Dauer erhofft sich dadurch konkrete Vorteile für Weismain: "Die Fördermöglichkeiten sind für Zentren und Metropolregionen günstiger. Auch die Ansiedlung von Verbrauchermärkten kann einfacher erfolgen."
Ein Bebauungsplan für die Orte Buckendorf und Fesselsdorf existiere bereits. Zugleich möchte die Stadt am Ortsrand von Fesselsdorf auch Wohnland schaffen. Aus diesem Grund war mit einer Eigentümerin vereinbart worden, einen Teilbereich ihres Grundstückes als Wohnbauland auszuweisen. Nachdem Ansätze eines Neubaugebietes dort bereits vorhanden seien, und die Eigentümerin Planungssicherheit haben möchte, wurde eine Änderung des Flächennutzungsplanes beschlossen: Mehrere Teilflächen werden als Mischgebiet ausgewiesen.


Ehemalige Braustätte wird in Weismain zur Wohnstätte

Dort wo einst Bier gebraut wurde, werden zukünftig Menschen wohnen. Dileo, ein Tochterunternehmen der Weismainer Baufirma Dietz, baut das ehemalige Gebäude der Brauerei Dietz am oberen Tor in Weismain in eine Anlage mit 16 barrierearmen und seniorengerechten Wohnungen um.
Bislang wurde im Stadtrat über das Vorhaben nur gesprochen, am Dienstagabend machten sich die Räte vor Ort ein Bild. "Am Freitag um 11 Uhr feiern wir Richtfest", teilte der Dileo-Geschäftsführer Christian Dietz mit.
Neben 16 Wohnungen entstehen im Erdgeschoss drei Gewerbeeinheiten. Eine davon in der ehemaligen Gaststätte der Brauerei Dietz. "Eine Metzgerei hat signalisiert, hier einen Verkaufsraum für Fleisch- und Wurstwaren zu errichten", sagte Dietz dem Gremium über die veränderte Nutzung.
Anschließend führte er die Gäste in einen der Kellerräume. Dabei tauchte die Frage auf, warum sich die rund sechs Quadratmeter großen Parzellen im Erdgeschoss befänden. "Hier Wohnungen zu platzieren, macht wenig Sinn, da man in diesem Bereich direkt auf die alte Stadtmauer blickt", klärte der Experte auf. Neben dem Erdgeschoss gibt es noch drei weitere Ebenen und eine Tiefgarage mit 18 Stellplätzen.
Ein paar Stockwerke höher zeigte er ihnen einen 400 Jahre alten Raum aus dem 17. Jahrhundert mit einer Fischgrätendecke. Vom Amt für Denkmalschutz sei festgestellt worden, dass die Trennwände erst nachträglich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als in der Brauerei auf Flaschenabfüllung umgestellt worden war, eingebaut wurden.


Stadtmauer wird saniert

"Ursprünglich befand sich hier einmal ein Saal", erläuterte Dietz. Bürgermeister Udo Dauer (CSU) zeigte sich beeindruckt von dem Raum, der im Zuge der Bauarbeiten wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden war. Man könnte ihn gastronomisch nutzten, zum Beispiel als Hochzeitssaal, lautete sein Vorschlag.
In den zukünftigen Dachgeschosswohnungen, die rund 80 Quadratmeter groß sind, ließen die Stadträte den Blick auf das Kleinziegenfelder Tal und die Weismainer Altstadt schweifen. Michael Bienlein (CSU) erblickte dabei die ehemalige Abfüllerei der Brauerei Dietz, die sich in einem baulich schlechten Zustand befindet. "Wann wird der Schandfleck beseitigt?", fragte er. Dietz erläuterte, dass sich das Gebäude, das unmittelbar an die im Bau befindliche Wohnanlage grenzt, dem Weismainer Gastwirt Georg Bunzelt gehöre. "Ich bin mehrmals auf ihn zugegangen. Doch ohne Erfolg", antwortete er.
Auch warf man einen Blick auf die Stadtmauer, auf der das Grün üppig grünt. Die oberen zwei Reihen, die sich in einem schlechten Zustand befinden, werden nach Auskunft Dauers abgebaut, saniert und wieder aufgebaut. Um dem Eindringen von Feuchtigkeit in die Mauer vorzubeugen, werde ein Dach draufgesetzt. Außerdem werde die Mauer innen neu verputzt. "Der Aufwand für die Stadt hält sich in Grenzen", sagte Dauer. Er würdigte den Idealismus von Christian Dietz, der mit der Sanierung der ehemaligen Dietz-Bräu einen Schandfleck von Weismain beseitigt habe.