Als am Samstagnachmittag in der Michelauer Johanneskirche der kleine Ben Niklas getauft wurde, war das auch für die 76-jährige Hannelore Gagel ein ganz besonderer Tag. Denn sie ist die Ur-Ur-Großmutters des neuen Erdenbürgers. Damit waren am Tag der Taufe fünf Generationen in einer Familie in der Lahmstraße in Michelau zum Feiern zusammen gekommen.
Fünf Generationen in einer Familie, das scheint in der Ahnenreihe des kleinen Ben fast eine Gesetzmäßigkeit zu sein. Seine Ur-Ur-Oma, Hannelore Gagel, kann sich jedenfalls noch gut daran erinnern, dass bei ihrer Geburt auch die Ur-Ur-Großmutter noch gelebt hat. "des licht bei uns einfach in die Art" erklärt sie in schönsten Michlaare Dialeggd.
Sie selbst war zweieinhalb Jahre als ihre Ur-Ur-Großmutter starb.

Und sie kann sich sogar noch daran erinnern wie es war als man der greisen Seniorin das Essen gebracht hat.
Fotografisch dokumentiert ist auch das Fünf-Generationenhaus bei der Taufe von Nicole Meusel, geborene Brendel. Sie ist die Großmutter des kleinen Ben. Das Tauffoto hat der langjährige Michelauer Berichterstatter Herold Gagel aufgenommen.
Bei der Taufe von Nicole Meusel haben deren Urgroßmutter Resi Stoll und ihre Ur-Ur-Großmutter Sophie Gruber noch gelebt. Die Mutter auf dem Bild ist Christine Brendel, geborene Gagel und die Oma logischerweise Hannelore Gagel. Fast hätte es das Fünf-Generationenhaus auch bei der Geburt von Natascha Rappelt, der Mutter des kleinen Ben gegeben. Doch leider verstarb deren Ur-Ur-Großmutter Resi Stoll eine Woche vor der Geburt von Natascha.
Irgendwie hat nun der kleine Ben das Gesetz der Serie durchbrochen, zumindest aus der Sicht seiner Ur-Ur-Großmutter. "Mir ham ölla jung unra Kinner gricht. Und immer war des erst a Maala und die hod wide jung a Kind gricht - und jetzt war's auf amol a Bu", erklärt sie lachend das "Erfolgsrezept" und fügt hinzu "Des konnt mer gar nie fass. Vier Frauen und jetzt amol a Mannsbild, nach weiß der Deibel wieviel Jahr."
Während in Schnitt die Generationenfolge rund 30 Jahre dauert, war Hannelore Gagel mit 36 Jahren bereits Großmutter, mit 54 Jahren Urgroßmutter und jetzt, mit 76 Jahren, ist sie Ur-Ur-Großmutter.
Dass diese schnelle Generationenfolge in ihrer Familie auch Vorteile hat, weiß sie nur zu gut aus eigener Erfahrung. "Mir ham immer Glück g'habt. Mir ham imme viel Kerwesgeld g'habt. Weil meh Grasln und Urgrasln und ölles ghabt ham. Von jeder hat me wos gricht. Des is sche a Vorteil. Anra ham nie amoll a Oma. Wenn me döt 25 Mark g'habt hod, dou wasta fei de Könich."
Traditionsbewusst gab man sich im Haus von Hannelore Gagel auch bei der Taufe des kleinen Ben Niklas. Das Steckkissen, in dem der Täufling steckte wurde 1903 für die Taufe von Amalie Gagel, der Schwiegermutter von Hannelore Gagel angeschafft. Es ist noch wie neu, obwohl in der Zwischenzeit mindestens 100 Kinder darin getauft wurden.
"Dou häd mer awenig a Chronik söll führ" meint Hannelore Gagel zu der Verleihaktion, doch dafür ist es wohl inzwischen etwas zu spät.
Und das Taufkleid wurde für Bens Oma, Nicole Meusel, angeschafft. Es hat eben auch seine Vorteile, wenn gute Stücke gepflegt und nicht weggeworfen werden.
Für alle, die bei der Generationenfolge etwas ins Schleudern geraten sind, hier nochmals die richtige Reihenfolge ausgehend vom kleinen Ben: Ben Niklas (* 2013), Mutter Natascha Rappelt (* 1991), Großmutter Nicole Meusel (* 1974), Ur-Großmutter Christine Brendel (*1956), Ur-Ur-Großmutter Hannelore Gagel (* 1937). Verstorben sind die Ur-Ur-Ur-Großmutter Resi Stoll (* 1919) und die Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter Sophie Gruber (*1898).