Druckartikel: Eine der besten Azubis bleibt bescheiden

Eine der besten Azubis bleibt bescheiden


Autor: Thomas Heuchling

Michelau, Dienstag, 15. April 2014

Viele Firmen klagen über schlecht qualifizierte Auszubildende. Jasmin Burkhardt zeigt, dass es auch anders geht. Die 21-Jährige war eine der Besten bei der IHK-Prüfung für Ausbildungsberufe. Ab Oktober geht es für den Überflieger zeitweise nach Stuttgart.
Qualitätsmanagement: Jasmin Burkhardt prüft gerade die Dachzierleiste eines Autos auf Form und Oberflächenbeschaffenheit. Foto: Thomas Heuchling


Jasmin Burkhardt bleibt bescheiden. Auch wenn die 21-Jährige eine der besten Absolventen bei den Ausbildungsabschlussprüfungen der IHK im Lichtenfelser Raum war. Auch wenn Sie ihre Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzt hat und sie im Oktober ein Duales Studium für das Wirtschaftsingenieurwesen anfängt. Mit einem netten Lächeln bleibt sie bescheiden.

Angeben, Übermut oder übersteigertes Selbstbewusstsein gehören nicht zu ihren Eigenschaften. Sie ist zielstrebig, herzlich und für einen Überflieger ziemlich locker. Ihr Büro, in dem sie seit einigen Monaten arbeitet, liegt versteckt zwischen den Fertigungshallen des riesigen Scherer und Trier-Geländes an der Siemensstraße in Michelau. "Anfangs hatte ich auch Probleme mich auf dem Gelände zurecht zu finden.

Heute muss ich nur manchmal fragen, wo bestimmte Hallen sind", sagt die Industriekauffrau.

Beim Weg zu ihrer Abteilung geht es durch die Fertigungshallen der Kunststoff-Technik-Firma. Hier ein freundliches "Hi", dort ein nettes Lächeln zu Kollegen und Mitarbeitern. Im Vorbeigehen erklärt die gebürtige Coburgerin, welche Produkte an dieser und jener Fertigungsstrecke entstehen. An der einen sind es Gummidichtungen für Kühlschränke, an der anderen Autoteile für Daimler.

Das Erstaunliche: Eigentlich ist die Fertigung nicht ihr Aufgabenbereich, sondern die Qualitätskontrolle. Im Büro angekommen, sitzen einige ihrer zwölf Teammitglieder. Der Umgangston ist locker. "Hi Jasmin" - man duzt sich. "Während meiner Ausbildung war ich bereits in dieser Abteilung und wollte dort auch bleiben", sagt Burkhardt.

Übernahme nach der Ausbildung

Das habe auch ohne Probleme geklappt. "Im Haustarifvertrag von Scherer und Trier gibt es eine Übernahmegarantie für Auszubildende, die einen bestimmten Schnitt erfüllen", erklärt Burkhardt. Mit ihrer Gesamtnote von 1,4 sei das kein Problem gewesen. Ende November galt es für Burkhardt zwei Tage lang Fragen aus den Fächern Betriebswirtschaftliche Geschäftsprozesse, Wirtschafts- und Sozialkunde sowie Buchhaltung (KSK) zu beantworten. "Aufgeregt war ich vor den Prüfungen nicht. In der Schule wurden wir gut vorbereitet und vor den Prüfungen habe ich mir eine Woche Urlaub genommen."

Vom Schüler zum Frühaufsteher

Dabei war Burkhardt in der Schule kein Überflieger. "Mein Abitur habe ich 2011 in Lichtenfels mit 2,7 gemacht", sagt sie fast entschuldigend. Lieblingsfächer habe sie nicht gehabt. "Biologie war ganz gut und Englisch hat mir immer Spaß gemacht." Bei Scherer und Trier kommen manchmal Kollegen mit E-Mails von englischsprachigen Kunden und bitten Burkhardt um eine Übersetzung.

Kurz überlegte sie direkt nach der Schule ein Studium zu beginnen. Aber die Entscheidung für die Ausbildung habe sie nie bereut. "Ich mag das praktische Arbeiten." Mit der Zeit sei sie zum Frühaufsteher geworden. Die Arbeit begann, anders als in der Schule, um sieben Uhr. Inzwischen fange sie um sechs Uhr an. "Die ganzen neuen Aufgaben waren anfangs schwierig. Auch weniger schöne Arbeiten habe es gegeben, wie der riesige Aktenstapel den sie mal schnell durcharbeiten sollte. "Da beißt man sich durch. Man kann ja nicht gleich als Chef anfangen", sagt Burkhardt und lächelt. Mit der Ausbildung bei Scherer und Trier sei sie sehr zufrieden.

Von Michelau nach Stuttgart

Zur Zeit wohnt Burkhardt noch bei ihren Eltern. Geschwister habe sie leider nicht, aber eine Hauskatze und ein Nymphensittich machen die Familie komplett. Bald müssen sich Eltern, Freunde und Kollegen die junge Frau mit Stuttgart teilen. In der baden-württembergischen Hauptstadt fängt sie ab Oktober ein Duales Studium in Wirtschaftsingenieurwesen an. Ihr Ziel ist der Bachelor. "Ich bin immer drei Monate im Wechsel in Stuttgart und dann wieder in der Firma." Für ein WG-Zimmer im Studentenwohnheim hat sie sich bereits beworben. Und danach? Sie wolle in Michelau und bei Scherer und Trier bleiben. Im Sommer geht es erst mal mit einer Freundin in den Mallorca-Urlaub.