Druckartikel: Eine Chance für Lärmschutz an der A73

Eine Chance für Lärmschutz an der A73


Autor: Tobias Kindermann

Ebensfeld, Mittwoch, 26. Februar 2014

Es wäre Glück im Unglück, wenn die ICE-Trasse eine Lösung bringen könnte. Bürgermeister Storath macht Hoffnung.
Ebensfeld hat bisher keinen Anspruch auf eine Lärmschutzmauer an der Autobahn . Doch nun tut sich für die Gemeinde eine ungewöhnliche Lösungsvariante auf. Foto: Tobias Kindermann


Bringt der ungeliebte ICE den Ebensfeldern Lärmschutz an der Autobahn? Kurz vor Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung ließ Bürgermeister Bernhard Storath (CSU) die Nachricht heraus: "Bei den Bauarbeiten zur ICE-Trasse fallen 200 000 Kubikmeter Erde an."

Diese Erde muss das Bauunternehmen relativ weit weg fahren - außerhalb der Genzen der Marktgemeinde, beispielsweise nach Bad Staffelstein. Nun gibt es Überlegungen, diese Erde für den Bau eines Lärmschutzwalles zu verwenden. Gestern fand dazu ein erstes Gespräch im Ebens felder Rathaus statt, heute will Bürgermeister Bernhard Storath mit Vertretern der Autobahndirektion sprechen, die gestern nicht dabei sein konnten. Ein Problem, das gelöst werden muss: Entlang der Autobahn laufen Leitungen, die für den Bau des Lärmschutzwalles verlegt werden müssten.



Für Ebensfeld wäre das die Lösung eines großen Ärgernisses, denn nach Berechnungen der Autobahndirektion werden bei nur vier Anwesen in Ebensfeld die Nachtgrenzwerte von 49 dB (A) überschritten. Das sei zu wenig, um eine 465 Meter lange Lärmschutzmauer zu rechtfertigen. Die würde dafür sorgen, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Also kommen für die Autobahndirektion nur Schallschutzmaßnahmen an den Häusern selbst in Frage - und das auch nur auf der Seite, die zur Autobahn liegt. Der Gemeinderat befasste sich in einer Sitzung im September 2012 mit der Situation. Schaut man sich an, was die Planer sich darunter vorstellen, dann wird klar: Selbst die Betroffenen werden fast nichts erhalten. Denn wird der Grenzwert nur um bis zu drei dB (A) überschritten, würden in der Regel die vorhandenen Fenster genügen; allenfalls Lüfter seien deshalb zu vertreten.

Nun hofft die Gemeinde, dass sich eine Lösung finden lasst: "Kein Boden geht raus aus der Marktgemeinde ", gab Storath am Dienstagabend als Losung aus.


Lärm machen, um Lärm zu vermeiden - ein Kommentar von Tobias Kindermann

Diese Chance muss man den Ebensfeldern einfach geben. Durch den Bau der ICE-Trasse wird der Ort belastet und nicht mehr der sein, der er mal war. Der Bahnhof verschwindet, Lärmschutzmauern werden den Ort durchziehen und optisch in zwei Teile trennen.

Nun muss man in Ebensfeld darauf achten, ob man aus dem großen Übel nicht kleine Vorteile ziehen kann.
Die Erde, die beim Bau der ICE-Trasse zwischen Zapfendorf und Ebensfeld anfällt, für einen Lärmschutz an der Autobahn zu verwenden, wäre sogar ein mehr als ein kleiner Vorteil: Ebensfeld bekäme den Lärmschutz, um den man sich schon seit Jahren bemüht - und die Baufirma würde sogar Geld sparen, weil sie die Erde nicht so weit weg fahren müsste, wie ursprünglich geplant.

Das Problem, vor dem die Gemeinde nun steht: Es müssen unterschiedliche Parteien mit unterschiedlicher Interessenlage dazu gebracht werden, an einem Strang zu ziehen: Bahn, Unternehmer, Autobahndirektion, Grundstückseigentümer.

In solchen Runden kann man als Außenstehender manchmal den Eindruck gewinnen, dass die Vernunft verloren gegangen ist. Das bildet ein dankbares Betätigungsfeld für die Politik. Landtags- und Bundestagsabgeordnete können nun zeigen, dass ihre Arbeit vor Ort Dinge bewegen kann - zum Wohl der Bürger.
Lärm machen, um Lärm zu vermeiden - so sollte das Motto der kommenden Zeit lauten.