Eine Blühfläche für die Bienenretter
Autor: Matthias Einwag
Wolfsdorf, Dienstag, 19. Februar 2019
Die Landwirte Lukas Hatzold und Georg Weiß nehmen das Volksbegehren zur Rettung der Bienen ernst. Per Zeitungsannonce luden sie alle Bürger ein, Blühflächenpaten zu werden, um Insekten zu helfen. Der Resonanz ist gering.
"Hallo Ihr Bienenretter! Nicht nur Kreuzchen setzen, jetzt auch Flagge zeigen! Werden Sie zum Blühflächenfreund für Bienen und Insekten". Mit diesen Worten forderten Lukas Hatzold und Georg Weiß die Menschen am Obermain in einer zweispaltigen Zeitungsannonce auf, selbst etwas gegen das Artensterben zu tun. Kurz nachdem viele Bürger das Volksbegehren "Rettet die Bienen" befürwortet hatten, wollten die beiden handeln und es den Leuten ermöglichen, ihren per Abstimmung erklärten Willen in die Tat umzusetzen. Die Resonanz darauf ist sehr gering. Bisher haben die zwei Landwirte nur Blühpaten für rund 500 Quadratmeter Fläche gefunden. Zum Vergleich: Das ist die Fläche, auf der ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit kleinem Garten steht.
Es geht nicht nur um Bienen
Lukas Hatzold und sein Schwiegervater Georg Weiß bewirtschaften den Birkenhof zwischen Bad Staffelstein und Wolfsdorf. Mit ihrer Zeitungsanzeige wollten sie aufzeigen, dass es nicht nur um die Bienen, sondern um die Artenvielfalt bei Insekten geht. "Wir legen für Sie Blühflächen im Gottesgarten an, direkt am Wallfahrerweg nach Vierzehnheiligen", schrieben sie in der Annonce. Fünf Quadratmeter Blühfläche kosten fünf Euro für eine Saison von April bis September. Das Saatgut werde von ihnen gestellt, auf Wunsch würden sie Tafeln mit den Namen der Paten am Feldrand aufstellen. In roter Schrift unterstreicht das Team vom Birkenhof am Ende der Anzeige: "Naturschutz und Landwirtschaft aus Leidenschaft!"
Flächenfraß angeprangert
Dass so viele Leute beim Volksbegehren unterschrieben hatten, überraschte den Agrarbetriebswirt Lukas Hatzold und den staatlich geprüften Landwirt Georg Weiß. Sie machten sich im Internet kundig und recherchierten dessen Ziele. Das Volksbegehren mit den Bienen im Namen lasse die Bürger außen vor und ziele nur auf Landwirte ab, monieren sie. Es sei "plakativ auf Bienen hingestrickt, sollte aber auf Insekten allgemein" gemünzt sein, ergänzt Georg Weiß. Zudem tragen weitere Faktoren zum Artensterben bei. Die beiden Landwirte verweisen auf den ungebremsten Flächenfraß durch wachsenden Bedarf an Wohnraum und Industriegebäuden sowie beim Autobahn- und ICE-Trassenbau. Hinzu kämen Flugbewegungen, Kreuzfahrten und die weiter zunehmende Lichtverschmutzung, die für Insekten extrem schädlich sei.
"Widerspruch in der Gesellschaft"
Bei rund 66 600 Einwohnern des Kreises Lichtenfels gebe es rund 850 bäuerliche Voll- und Nebenerwerbsbetriebe, also etwa 3400 Menschen mit landwirtschaftlichem Hintergrund, rechnet Georg Weiß vor. "Jeder profitiert davon - aber an der Natur etwas gutmachen soll nur eine Berufsgruppe." Es kitzelte sie also, mit der Zeitungsanzeige "den Widerspruch in der Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen".
"Einen Großteil von dem, was das Volksbegehren fordert, gibt es schon" und vieles werde von den Bauern freiwillig geleistet, sagen die beiden Landwirte. Dazu zählen sie ökologische Vorrangflächen, im Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) und im Vertragsnaturschutz (VNP) mit dem Landkreis. "Die Idee ist nicht neu: Wenn ich auf Ertrag verzichte, gibt's Geld - dieses Geld würde ich auch dann bekommen, wenn ich Weizen auf diesen Flächen anbauen würde", erklärt Georg Weiß.
Dass die Resonanz so viel geringer ausfiel als sie erwartet hatten, wunderte die beiden landwirte. Lukas Hatzold: "Einen Tag nach der Anzeige meldeten sich einige Leute - danach ist es stark abgeebbt." Erfreulich sei, dass acht Grundschulklassen mitmachen und die Patenschaft für einige Quadratmeter übernommen haben.
Auf dem Blühflächen-Feld am Wallfahrerweg nach Vierzehnheiligen wollen die beiden trotz fehlender Paten auf jeden Fall "etwas fürs Auge machen". Die Blühmischung, die sie dort aussäen werden, enthalte unter anderem Samen von Schafgarbe, Wicke, Klee, Erbse, Sonnenblume, Klatschmohn, Koriander, Fenchel, Ringelblume und Phazelie. Sie sind sich darin einig: "Wir werden schon ein bisschen mehr machen als die Leute ordern."