Druckartikel: "Ein unsichtbarer Herzensdraht"

"Ein unsichtbarer Herzensdraht"


Autor: Andreas Welz

Kutzenberg, Sonntag, 15. Juni 2014

Ehrenamtliche Helfer des Vereins "Tiere helfen Menschen" besuchten mit ihren Hunden die Bewohner des Wohn- und Pflegeheims Kutzenberg.
Einer der Heiminsassen blühte förmlich auf beim Kontakt mit den Vierbeinern. Fotos: Andreas Welz


Welche positiven Wirkungen die Nähe eines Vierbeiners auf das Wohlbefinden psychisch kranker oder in ihrer Isolation gefangener Menschen auslösen können, erlebten am vergangenen Samstag die Bewohner und des Wohn- und Pflegeheims Kutzenberg. Ehrenamtliche Mitarbeiter der Bamberger Regionalgruppe des Vereins "Tiere helfen Menschen" rückten mit 16 Hunden an und wurden von den Heimbewohnern freudig begrüßt. Viele kannten die Vierbeiner noch vom letzten Besuch vor einem Jahr und wussten sogar ihre Namen.
Auch die Hunde genossen es, ihre ursprüngliche Bestimmung und Aufgabe wahrnehmen zu können. Sie ließen sich gerne streicheln und folgten ihren Gastgebern bei einem ausgedehnten Spaziergang durch die Parkanlagen des Bezirksklinikums. Viele Hunde aus Tierheimen in Deutschland, Spanien, Russland, Italien, Israel oder Polen hatten oft schlechte Erfahrungen mit Menschen.

Jetzt waren sie eifrig bereit, ihre Seele für die Menschen mit psychischen Problemen zu öffnen und ihnen Liebe, Wärme und Vertrauen zu schenken.

Patienten verändern sich

Am Anfang des Besuchs begannen die eher leblosen versteinerten Gesichter sich zu verändern. Patienten, die ihren Stuhl und sowieso nicht den Raum verlassen, gingen plötzlich spazieren, weil sie "ihr" Hund führt. Karoline Gut, Leiterin der Kutzenberger Einrichtung, nannte es einen "unsichtbaren Herzensdraht", dessen Entstehung immer wieder beobachtet werden konnte.
"Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es nicht wichtig ist, durch eine Therapiebegleithundeausbildung den Hund die angebliche Unnatürlichkeit oder auch Außergewöhnlichkeit der Situation mittels Futterbestechung zu verschönern", sagte Vereinsvorsitzende Ingrid Wintergerst-Gaasch unserer Zeitung.
Wichtiger sei, dass man sich als souveräner Begleiter des Hundes qualifiziert und dem Hund die Sicherheit gibt, die er braucht, um jede Situation als normal zu erleben. So ein Hund sei selbstverständlich auch gut sozialisiert, und Herrchen oder Frauchen können am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ohne andere Menschen in ihrem Dasein einzuschränken. Mit einem solchen Hund könne man die Beziehung des Hundes zu Menschen aus den unterschiedlichsten Personengruppen einfach geschehen lassen und nur im Notfall korrigierend eingreifen, machte die Vorsitzende deutlich. Dann könne man die Wunder erleben, die auf den ersten-Blick nicht spektakulär wirken. Sie war schon zum sechsten Mal in Kutzenberg mit den Hunden. "Erstaunlich ist auch, wie lange sich die Bewohner an diesen Nachmittag erinnern", sagte sie.