Ein Tag der Mahnung zur Gerechtigkeit
Autor: Andreas Welz
Schney, Donnerstag, 17. November 2016
Eine humane Arbeitswelt und die Integration von Flüchtlingen waren die Themen bei einem sozialpolitischen Gottesdienst in der Schneyer Kirche.
Eine humane Arbeitswelt und die Integration von Flüchtlingen waren am Buß- und Bettag Schwerpunkte des sozialpolitischen Gottesdienstes in der Schneyer Kirche. Eingeladen hatten die evangelische Gemeinde Schney, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda) und der DGB-Kreisverband Lichtenfels. Pfarrer Johannes Rehm, Leiter des kda Bayern, hielt die Predigt und ernannte anschließend den evangelischen Betriebsseelsorger Frank Meixner zum Lektor. Im Anschluss an den Gottesdient überreichte DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner im Gemeindehaus eine Spende zugunsten von Schulkindern in Tansania.
Ein Dutzend Mitwirkende machten auf die aktuellen Probleme aufmerksam und gestalteten den ökumenischen Gottesdienst. Pfarrerin Tanja Vincent hielt den Gläubigen einen Spiegel vor: "Sehen Sie gut, oder sollten Sie Ihre Ansichten überprüfen?", fragte sie. Vor dem Hintergrund der neu ankommenden Flüchtlinge sei es mühsam, von Vorurteilen Abstand zu nehmen. Sie hielten uns den Spiegel vor - "so sehen wir euch". Das könne gut für uns sein, oder aber eine Herausforderung darstellen.
Blick in den Spiegel
"Fliehen und Ankommen ist heute das Thema", sagte die Pfarrerin und deshalb habe sie den Spiegel aufgestellt, in dem sichtbar werde, was wir alles an uns selber und anderen gesehen haben. "Wir sehen Menschen, die neu hergekommen sind als Flüchtlinge. Und wir sehen Menschen, die sich engagieren", beschrieb Tanja Vincent die aktuelle Situation. Viele Fragen müssten beantwortet werden, zum Beispiel, was Integration alles ist und wie sich Kultur vermitteln lasse. Frank Meixner blickte in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute zurück, in denen Millionen von geflüchteten und vertriebenen Menschen nach Westdeutschland kamen. Claudia Scheler sah Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie nicht mehr sicher waren. "Diese Menschen sind für mich als Christin die Nächsten, die ich willkommen heißen möchte und die meine Hilfe und Unterstützung brauchen", sagte sie. Günther Scheler machte auf die Willkommenskultur aufmerksam, zu der auch eine menschenwürdige Wohnung gehöre.
Das Thema Arbeit beschrieb Heinz Gärtner. Er sah mit den jungen Asylbewerbern eine Chance, das Renten- und Krankensystem zu sichern. Sie seien hochmotiviert es mangele aber an der Sprache. Neben einer fundierten Sprachausbildung benötigten die Flüchtlinge eine schnelle und breite Orientierung auf dem Arbeitsmarkt. Job-Center müssten grundlegende Konzepte erarbeiten und Kontakte zu Unternehmen herstellen, die bereit seien, sich zu engagieren. Helmut Hofmann unterstrich die Bedeutung des Ehrenamtes.
Pfarrer Rehm stellte die Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seiner Predigt. Nicht Justitia verkörpere Gerechtigkeit sondern sie sei ein Gottesprädikat. Gott sei parteilich in seiner liebevollen Zuwendung und folgerichtig auf der Seite der Armen und Schwachen. Er wolle, dass sie zuallererst zu ihrem Recht kommen.
"Das größte Unrecht erblicke ich darin, dass die nördliche Hemisphäre dieser Welt einen Großteil der Ressourcen verbraucht, die doch für alle Menschen dieser Welt bestimmt sind", so der Geistliche. Das Nord-Süd-Gefälle auf diesem Globus sei schreiendes Unrecht und es sei kein Wunder, dass viele Menschen in Afrika und dem Nahen Osten den ungerechten Strukturen ihrer Heimatländer entkommen wollen und zu uns geflohen sind. Der Buß- und Bettag sei ein Tag der Mahnung an uns alle, nicht weiter in einem Zustand der strukturellen Sünde zu verharren, sondern in unserem Umfeld sowie in unserem Land für gerechte Strukturen einzutreten.
Zur Benennung des kda-Sozialsekretärs Frank Meixner zum Lektor machte Pfarrer Rehm deutlich, dass Meixner eine entsprechende Fortbildung erfolgreich absolviert habe. "Er bringt in diesen Dienst einen reichen Schatz an Erfahrungen aus der Arbeitswelt mit. Genau das brauchen wir in unserer Kirche: Menschen wie Frank Meixner, die ihre Lebens- und Arbeitserfahrung auf die biblischen Grundlagen unseres Glaubens beziehen und beides zusammensprechen", sagte Rehm.
Der Dienst eines Lektors oder eines Prädikanten sei in der evangelischen Kirche neben dem Dienst von Pfarrern und Diakonen ein gleichgewichtiges Amt.
Kda-Geschäftsführerin Dorothea Kroll-Günzel berichtete von der Spendenaktion "1+1", bei der jede Spende von der Landeskirche verdoppelt werde. Sie komme Langzeit-Arbeitslosen zugute. In den 22 Jahren der Aktion seien rund 5000 Stellen geschaffen worden.