Ein ohrenbetäubendes Spektakel
Autor: Klaus Gagel
Lichtenfels, Sonntag, 05. Mai 2013
Anlässlich des Jubiläums "600 Jahre Scharfschützen" fand in Lichtenfels das zweite oberfränkische Böllerschützen-Treffen statt. Rund 40 Gruppen feuerten dabei nach einer exakt festgelegten Dramaturgie ihre Waffen ab.
Was war das für ein ohrenbetäubendes Spektakel! Selbst die Lichtenfelser Bürgermeisterin, Bianca Fischer, bekannte hinterher: "Was ich heut erlebt habe, hat mich zutiefst beeindruckt. Es war großartig!" Und der Lichtenfelser Schützenmeister, Siegfried Jäkel, bekundete hoch zufrieden: "600 Jahre Schützen in Lichtenfels verdienen so einen Auftritt!"
Anlässlich des großartigen Jubiläums der königlich-privilegierten Scharfschützengesellschaft Lichtenfels hatten sich rund 40 Gruppen zum zweiten oberfränkischen Böllerschützen-Treffen in der Deutschen Korbstadt eingefunden. Weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus - die am weitesten angereisten Böllerschützen kamen sogar aus Hamburg und Baden-Württemberg - war dem Aufruf Folge geleistet worden.
Auch 16 Kanonen dabei
40 Gruppen - das bedeutet rund 250 Hand- und Schaftböller.
Es war ein grandioses Schauspiel: Beim Schießen auf den Mainwiesen fühlte man sich in einen Belagerungszustand im Mittelalter versetzt. Zu Recht formulierte Bianca Fischer, in Anlehnung an das Schützen-Highlight von vor einer Woche: "Die Mainwiesen leben heute nicht, sie beben!"
Festzug in die Innenstadt
Doch bevor es soweit war, hatte man sich im Schützenhaus zur Kommandantenbesprechung getroffen. Assistiert von Dieter Brandmeier, der das Böllerschützen-Treffen in der Deutschen Korbstadt minutiös vorbereitet hatte, gab der Bezirksböllerreferent, Adolf Reusch, technische Anweisungen und erinnerte an die unerlässlichen Sicherheitsbestimmungen.
Und dann ging´s los, in einem beeindruckenden Festzug in Richtung Innenstadt, zur Abholung der Ehrengäste am Rathaus. Mit fetziger Marschmusik erreichte man das Schießgelände unterhalb der Mainbrücke, wo bereits zahlreiche Schaulustige die Schützen erwarteten.
Auf den Hochwasserdämmen links und rechts des Mains nahmen die Böllerschützen in einer langen Kette Aufstellung. Auf den Mainwiesen hatte man derweil die Standböller und die Kanonen in Stellung gebracht.
In die gespannte Erwartung hinein erfolgten die Kommandos des Bezirksböllerreferenten: "Böllerschützen, Achtung! Laden! Verdämmen! Zünder setzen! Spannt den Hahn! Böller hoch! Gebt Feuer!"
Wuchtige Detonation
Die Gäste auf der Brücke hielten sich die Ohren zu, während in einem ohrenbetäubenden Kanonenschlag die Hand- und Schaftböller ihre Schützen in undurchdringliche weiße Rauchwolken einhüllten. Aufgeschreckt suchte ein Stockentenpärchen schleunigst das Weite, ehe auf den Wiesen die schweren Standböller unter der Wucht der Detonation ein ganzes Stück vom Boden hochgerissen wurden und die Kanonen ihre explosive Mischung in Richtung des Herbergs entluden.
Danach hörte man wieder das Hämmern der Holzhämmer, mit denen das Schwarzpulver in den Böllern verdichtet wurde. Die Zünder wurden gesetzt, und die Handböller richteten ihre Waffen in den Himmel, während die schwereren Schaftböller aus der Hüfte abgefeuert wurden.
Reihenfeuer und Doppelschlag
Man hatte die Dramaturgie exakt festgelegt: Auf den Eröffnungssalut folgte ein schnelles Reihenfeuer, zunächst einzeln auf jeder Mainseite, und anschließend auf beiden Mainseiten gleichzeitig.
Noch präziser mussten die Schützen die Schussfolge beim Doppelschlag koordinieren. Der krönende Abschluss war dem ältesten Böllerschützen im Bezirk Oberfranken, Rudolf Großmann, gewidmet, der es sich nicht nehmen ließ, aktiv am Schießen auf den Mainweisen teilzunehmen. Ihm zu Ehren und als Gruß an alle Lichtenfelser Schützen folgte der ganz große Rumms, bei dem alle Böller und Kanonen gleichzeitig abgefeuert wurden.
Pulverqualm verzieht sich wieder
Während der Applaus der Schaulustigen verebbte, verzog sich der Pulverqualm über den Mainwiesen und gab den Blick auf Kloster Banz wieder frei. In lockerer Gruppierung ging's zurück zum Schützenhaus, wo zu den Klängen der Kapelle "Böhmisches Fieber" die Gemeinschaft gepflegt wurde.
Die Grußworte des Schützenmeisters Jäkel, der Bürgermeisterin Fischer, des stellvertretenden Bezirksschützenmeisters Uwe Matzner und des Bezirksböllerreferenten Reusch waren kurz und treffend. Schützenmeister Siegfried Jäkel nahm die Gratulationen entgegen. Unter den Gratulanten befanden sich auch die Böllerschützen aus Wunsiedel, die parallel zu den Lichtenfelser Schützen heuer ihr 400-jähriges Bestehen feiern.