Druckartikel: Ein Nothelfer auf vielen Gebieten - Adolf Geuß wird 80

Ein Nothelfer auf vielen Gebieten - Adolf Geuß wird 80


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Donnerstag, 10. April 2014

Adolf Geuß, der dienstälteste Staffelsteiner Stadtrat, wird am Freitag 80. Der gelernte Zimmermann hat vieles in der Stadt mitgestaltet. Auch als Musiker und Sportler hat er sich einen Namen gemacht.
Man sieht ihm seine 80 Jahre kaum an: So kennen die Menschen Adolf Geuß seit Jahrzehnten - als Zimmermann und als Trompeter bei den "Nothelfern", einer elfköpfigen Musikkapelle.  Foto: Rosi Jörig


Adolf Geuß ist scheinbar überall. Wer an einem beliebigen Werktag durch die Stadt geht, der kann darauf vertrauen, dem Mann mit Hut irgendwo zu begegnen. Meist sitzt er am Steuer seines silbergrauen Jeeps, den der Lokalpatriot im vergangenen Jahr als einer der Ersten auf das wieder zugelassene Staffelsteiner Kennzeichen umflaggte: Aus LIF-AG 2 wurde STE-AG 1.

Adolf Geuß kam am 11. April 1934 in Staffelstein zur Welt. Wo genau in Staffelstein? "Des waaß ich ned, ich war ja ned derbei", scherzt er. Zusammen mit seinen sechs Geschwistern wuchs er im landwirtschaftlichen Hof seiner Eltern Margareta und Georg auf. In der Zimmerei Birkner machte er eine dreijährige Lehre, arbeitete dann drei Jahre in der Zimmerei Heymann als Geselle und begann schließlich bei der Firma Görtler & Schramm, wo er bis heute tätig ist und über 50 Jahre für die Lehrlingsausbildung zuständig war.



"Ein Kind - alles Töchter"

1963 heiratete er seine Frau Elfriede. Die Frage nach seinen Kindern beantwortet er humoristisch: "Ein Kind - alles Töchter." Seine Tochter Martina schenkte ihm zwei Enkelinnen, Jessica und Melanie.

Seit 1972 gehört Adolf Geuß dem Staffelsteiner Stadtrat an. Diese Woche wirkte er allerdings letztmals im Bauausschuss mit - dem neuen Stadtrat, der im Mai seine konstituierende Sitzung hat, wird er nicht mehr angehören. Mehrmals hatte er die Aufgabe, als dienstältester Stadtrat die neuen Bürgermeister zu vereidigen.

"Das war eine höchst interessante Zeit", sagt er rückblickend. 1972 sei Reinhard Leutner - zum Missfallen mancher alter Stadträte - im jugendlichen Alter von 27 Jahren Bürgermeister geworden. Leutners Trick sei stets gewesen, die Ansichten der Fraktionssprecher unter einen Hut zu bringen, sagt Adolf Ge uß; diese hätten dann ihre Fraktionen hinter sich gebracht, so dass es fast immer zu einstimmigen Beschlüssen gekommen sei.

Eine Herausforderung sei es 1972 für Staffelstein gewesen, den Wegfall des Landkreissitzes zu kompensieren. Zum Ausgleich dieses Zentralitätsverlustes habe es staatliche Mittel gegeben, die für den Bau des Thermalbades eingesetzt wurden. Reinhard Leutner habe sich damals gegen die Bedenken mancher Räte durchgesetzt - das Thermalbad wurde gebaut. Auf 700 Gäste pro Tag lautete die erste Einschätzung. Heute, nach etlichen Erweiterungen der Therme, sind es rund 2000 Besucher täglich. "An eine solche Steigerung hat damals niemand gedacht", sagt Adolf Geuß.

Vieles in der Stadt mitgestaltet

Von Anfang an gehörte Adolf Geuß dem städtischen Bauausschuss und dem Zweckverband Thermalsolbad an. Im Stadtrat und in diesen Gremien gestaltete er vieles mit: Die Obermain-Therme, den Frankenring, die Sanierung der Bahnhofstraße, die Hochwasserfreilegung...

Doch Adolf Geuß ist vielseitig. Dem Kreistag gehörte er zwei Perioden an. Zwölf Jahre wirkte er als Schöffe bei der Ersten Großen Strafkammer in Coburg, Anfang der 1950er Jahre gründete er die Staffelsteiner Wasserwacht mit und baute sie mit auf. Bei der Staffelsteiner Blaskapelle spielte er Trompete und Flügelhorn. Und bei den "Nothelfern" musiziert er bis heute.

Ach ja, die "Nothelfer": Diese inzwischen elfköpfige Combo hat in Staffelstein Kultcharakter. Vor über 20 Jahren hatten sich sechs Männer zusammengefunden, um Kirchenmusik zu machen und die Wallfahrten nach Marienweiher (Adolf Geuß war über 20 Mal dabei) und Gößweinstein (der Jubilar wallte die 125 Kilometer mehr als 50 Mal) zu begleiten.

Eines Tages, bei einer Kreuzweihe in Stublang, sagte die ursprünglich vorgesehene Kapelle kurzfristig ab. Adolf Geuß und seine Mitstreiter sprangen spontan ein. Altbürgermeister Hans Hümmer fiel ein Stein vom Herzen: "Ihr seid heute für mich die Nothelfer", lobte er - und der Name für die Kapelle war gefunden.

Ruhestand ist etwas Fremdes für Adolf Geuß. Seit frühester Jugend ist der Mann mit dem festen Händedruck begeisterter Skifahrer. Am Staffelberg fuhr er mit 17, 18 Jahren schon Rennen. 1963 machte er seinen Übungsleiter-Schein bei den "Naturfreunden", er wurde Lehrwart und betreute schließlich die sportliche Oberstufe.

Ein begeisterter Skifahrer

Die Antwort auf die Frage "fährst du heute noch Ski" kommt spontan und als Reim: "Und wie!" Viele Skigebiete auf der Welt hat er bereist, als Betreuer von Reisegruppen, aber auch alleine. In fast allen französischen Skigebieten bretterte er die Hänge hinunter, in Kanada testete er manche Piste, und auch in der Hohen Tatra rund um Zakopane preschte er über die Schneefelder. In den vergangenen Jahren frönt er diesem Hobby hauptsächlich am Stubaier Gletscher und an der Zugspitze.

Als Wasserwachtler und Bergretter kann er durchaus auf Erfolge verweisen: Er rettete einen 14-Jährigen im Winter aus Bergnot und zwei Kinder vor dem Ertrinken im See.

Auf eine Brille verzichtet Adolf Geuß meistens. In seiner Zimmererwerkstatt am Staffelsteiner Stadtgraben entstehen noch immer wertvolle Holzarbeiten mit Schnitzwerk. Drei der vier Kreuze auf dem Staffelberg hat er geschaffen. "Balkenschnitzerei - des is' mei' Hobby", sagt er und grinst. In der Flur am Obermain stehen insgesamt 19 Feldkreuze aus seiner Hand. Auch die Eingangstür des Staffelsteiner Rathauses sowie der Handlauf an der Rathaustreppe wurden von ihm gestaltet - und etliche Kirchentüren im Staffelsteiner Land.

Lieblingsort Staffelberg

Der Staffelberg ist einer von Adolf Geuß' Lieblingsorten. Jeden Sonntag ist er dort oben anzutreffen. Von Romansthal aus läuft er hinauf, meist nimmt er die Route am Himmelsteich vorbei, die gefällt ihm am besten.
Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass Adolf Geuß zahlreiche Ehrungen erhielt - die wichtigsten sind ihm die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland, die Bayerische Verdienstmedaille und die Ehrenmedaille der Stadt Bad Staffelstein in Gold, die er anlässlich seines 40. Dienstjubiläums als Stadtrat erhalten hat.