Druckartikel: Ein neues Kloster "macht auf" in Altenkunstadt

Ein neues Kloster "macht auf" in Altenkunstadt


Autor: Stephan Stöckel

Altenkunstadt, Montag, 18. Juli 2016

Ein neues Kapitel der Geschichte der Pfarrei Mariä Geburt wurde aufgeschlagen: Ins Altenkunstadter Pfarrhaus zog wieder klösterliches Leben ein.


Für 1,1 Millionen Euro wurde das frühere Pfarrhaus der Gemeinde Mariä Geburt in ein kleines Kloster, ein "domus religiosa", wie es im Kirchenlatein heißt, umgebaut. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick weihte im Anschluss an einen Festgottesdienst das generalsanierte Gebäude, "damit es zum Segen für die Bevölkerung am Obermain wird".

Das öffentliche Interesse an der feierlichen Klostergründung war so groß, dass zahlreiche Gläubige mit einem Stehplatz vor der Kirche Vorlieb nehmen mussten. In einer Kirchenparade waren Vertreter der örtlichen Vereine und die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in das Gotteshaus gezogen, gefolgt von der Geistlichkeit.
In einer Zeit, in der andernorts Klöster schließen, verkündete der Bamberger Oberhirte sichtlich erfreut: "Das Pfarrhaus in Altenkunstadt wurde bereits vor über 200 Jahren für einen Konvent der Zisterzienser des Klosters

Langheim errichtet, die hier in der Seelsorge tätig waren. Heute bekommt das Haus seine ursprüngliche Bestimmung zurück. Jetzt leben und wirken hier erneut Ordensleute, nämlich Franziskaner."


Trio aus Polen

Die polnischen Franziskaner-Patres - Kosma Rejmer, der das Kloster leiten wird, Rufus Witt und Bonifacy Suhak - betreuen von hier aus den Seelsorgebereich Obermain, der von Kirchlein bis nach Modschiedel reicht. Außerdem werden Gemeinden im Bereich Küps und Mitwitz im Landkreis Kronach von den Ordensleuten der Posener Franziskaner Provinz betreut. Sie hat einen Mietvertrag mit der Pfarrgemeinde Altenkunstadt für die nächsten zehn Jahre abgeschlossen.Deren Provinzial, Pater Bernard Marciniak ("Möge dieses Haus zu einer Oase des geistigen Lebens werden.") zelebrierte mit Schick den Festgottesdienst.

"Das domus religiosa ist ein Haus des Gebetes, der Gastfreundschaft und die Verkündigung Jesu Christi. Es wird zum Ort und Symbol einer einladenden, diakonischen und kooperativen Seelsorge. Die Wahrheit des Evangeliums soll hier wie ein wärmender Mantel den Menschen gereicht und ihnen nicht wie ein nasser Waschlappen um die Ohren geschlagen werden", sagte Schick. Er überreichte Pater Kosma Rejmer den Schlüssel für das neue Domizil der drei Mönche, die bislang im Pfarrhaus von Burgkunstadt gewohnt hatten.

Architekt Herbert Fleischmann blickte auf die neunmonatige Bauzeit zurück, die nicht ganz reibungslos verlaufen sei. Statische Probleme in der Westwand hätten den Einbau von Stahlträgern und Ankern erfordert, und auch das Dach habe man erneuern müssen.

Wie lebt es sich eigentlich in einem Kloster? Das war für viele Altenkunstadter die spannende Frage. Eine Antwort darauf lieferte die Besichtigung des Obergeschosses. Die drei Zellen, in denen die Patres leben, sowie die beiden Gästezimmer sind schlicht eingerichtet. Schließlich handelt es sich um einen Ort der Besinnung für das liturgische Gebet und die Arbeit in der Seelsorge. "Der Raum ist klein", meinte eine Besucherin, während eine andere fand: "Die Nasszelle ist für ein Kloster aber toll." Geräumig ist der Aufenthaltsraum mit seinen bequemen Sesseln und der kleinen Kochnische.


Bett im Schrank

Ihre Gebete verrichten die Ordensleute in dem kleinen, schmucken Kloster mit dem Allerheiligsten. Ihr Morgengebet wollen sie aber nicht nur dort, sondern ab und an auch in der Pfarrkirche verrichten, um den Gläubigen einen Einblick in das Leben nach der franziskanischen Ordensregel zu geben.

Im Untergeschoss des sanierten Gebäudes hat sich wenig geändert. Hier befinden sich die Büros der Pfarrgemeinde.

Wiedersehen macht Freude: Auch der ehemalige Altenkunstadter Pfarrer Norbert Lang, der jetzt in Seßlach lebt und arbeitet, stattete einen Besuch ab. "Aus Neugierde", wie er im Gespräch mit Pater Rufus Witt verriet. Dieser zeigte ihm sein Zimmer. Dabei geriet Lang ins Staunen: Der Mönch öffnete eine vermeintliche Schranktür und zum Vorschein kam ein Bett, das platzsparend in die Wand eingebaut worden war.