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Ein neuer, junger Chef im Forstamt


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Donnerstag, 28. November 2019

Christoph Hübner kam auf eigenen Wunsch zurück nach Oberfranken - auf bekanntes Terrain und doch ein bisschen ins kalte Wasser.
Christoph Hübner in seinem Büro im Lichtenfelser Forstamt Foto: Popp


Die ersten 100 Tage hatte Christoph Hübner in der vergangenen Woche voll. Wundern würde es nicht, wenn davon im Forstamt niemand wirklich Notiz genommen hätte - es wäre keine Missachtung des neuen Chefs. Es ist vielmehr so, dass dieser zu einer Zeit ins Haus kam, in der "es überall gebrannt hat", wie er es selbst beschreibt. Vorgänger Oliver Kröner war bereits an seinem neuen Wirkungskreis in Bad Neustadt, die Bereichsleiterstelle in Lichtenfels damit unbesetzt, ebenso wie die Stellvertreterposition der Gesamtleitung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg, zu welchem die Außenstelle Lichtenfels gehört. Förster und Waldarbeiter kämpften derweil an mehreren Fronten, und sie tun es immer noch. Der Borkenkäfer hat zehnmal so viele Bäume geschädigt, wie in normalen Jahren, das Schadholz muss schleunigst entfernt werden, um ein weiteres Ausbreiten nicht noch zu befeuern. Laubbäumen setzte die Trockenheit ebenfalls erheblich zu. Das von einem Pilz verursachte Problem des Eschentriebsterbens kommt noch dazu. Und das alles in einer Zeit, in der manchem über die Bedeutung des Waldes erst so richtig ein Licht aufging.

Dramatische Lage

"Die Lage ist wirklich dramatisch", sagt Christoph Hübner, auf die aktuelle Situation bezogen. "Dramatisch, aber ganz bestimmt nicht hoffnungslos." In der Debatte um den Klimawandel zeigt sich der neue Forstamtsleiter eher pragmatisch denn politisch. Er wisse nicht, ob er die richtigen Antworten habe. Es gelte, eine Vorbildfunktion zu übernehmen; da sieht er diejenigen, die dazu in der Lage sind, gefordert. Während er manch einen, der sich in der Diskussion hervortut, vor allem in der Bemühung wahrnimmt, die eigenen Interessen nach vorne zu bringen, hält Hübner es für geboten, den eigenen Umgang mit Ressourcen zu überdenken.

Trotz allem ein Optimist

Die Frage, ob er ein optimistischer Mensch sei, beantwortet der 36-Jährige, der erst vor einigen Monaten Vater geworden ist, mit einem sehr überzeugendem Ja. Förster seien ein langfristiges Denken gewohnt. "Wir arbeiten schon lange darauf hin, die Wälder stabil zu machen." Er sei auch in der jetzigen Situation zuversichtlich, dass sich der Wald an die Trockenheit anpassen und Boden gutmachen werde.

In seinem Beruf fügen sich die Liebe zur Natur und zu Tieren zueinander. Von klein auf sei er davon fasziniert gewesen, erzählt er. Die ersten Kindheitsjahre verbrachte er übrigens in Zapfendorf. Genau dorthin ist er jetzt mit seiner Familie wieder gezogen, obwohl es außer den Erinnerungen keinen Anknüpfungspunkt mehr hier gab.

Hübner geht gern auf die Jagd, bereitet das Erlegte in der Küche auch selbst zu. Das alles passt für ihn ins Naturgefüge. Schon auf dem väterlichen Nebenerwerbshof in der nördlichen Oberpfalz sei Wert darauf gelegt worden, Tiere ohne Quälerei zu schlachten.

Hübner, zuletzt viereinhalb Jahre an der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft tätig, wollte bewusst wieder mehr im Wald sein. Ein Forstamt hat er zuvor noch nicht geleitet. Die frei gewordene Stelle erschien ihm vor allem wegen der Vielfalt reizvoll, die die hiesige Region zu bieten hat.

Reiz der Vielfalt

Um das zu untermauern, holt er eine geologische Karte hervor, auf der die unterschiedlichen Standorte ein buntes Bild ergeben. Es unterstreicht auch das, was Hübner zuvor ganz allgemein festgestellt hat: "In meiner Welt ist nicht nur Schwarz und Weiß." - Spricht für Diskussionsbereitschaft und Toleranz. Der Umgang mit seinem Hund tut das - nebenbei bemerkt - auch: Der ist, in Hundejahren gerechnet, sehr viel älter als der Chef, hört schon aus diesem Grund nicht ganz so gut, wird aber als Büropartner voll integriert.