Druckartikel: Ein Neubauplan und lauter Fragen

Ein Neubauplan und lauter Fragen


Autor: Ramona Popp

Kutzenberg, Freitag, 03. März 2017

Der geplante Neubau des Bezirksklinikums Obermain in Kutzenberg wirft noch viele Fragen auf.
Das Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg Archivfoto: Matthias Einwag


Im April vergangenen Jahres konnte sich die Bevölkerung sehr konkrete Vorstellungen vom künftigen Bezirksklinikum Kutzenberg machen. Ein neuer Gebäudekomplex würde die sechs Bereiche Rheumatologie, Lungenheilkunde, Orthopädie, Thorax- und Gefäßchirurgie, Psychiatrie und Psychosomatik zusammenfassen und ein wirtschaftlicheres Arbeiten ermöglichen. Eingespart werden sollten unter anderem die rund 140 Kilometer, die täglich zurückgelegt werden, um Patienten von einer Fachabteilung auf dem Gelände zur anderen zu fahren. Die Ergebnisse aus einem Architektenwettbewerb, im Festsaal des Klinikums präsentiert, machten die Idee begreifbar. Durch den Neubau werde der Standort Kutzenberg nachhaltig gestärkt, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) vor Ort. Katja Bittner, Vorstand des Kommunalunternehmens "Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken", war auch anwesend. Inzwischen liegt die Planung für den ersten Bauabschnitt (Psychiatrie) der Regierung zur Prüfung vor. Derzeit liegt die Planung für den ersten Bauabschnitt der Regierung von Oberfranken zur Prüfung vor. Er umfasst Psychiatrie/Psychosomatik sowie zentrale Bereiche wie Eingang und Verwaltung. 100 Mio. Euro sind dafür veranschlagt. Im Frühjahr 2016 war diese Summe noch für das gesamte Vorhaben genannt worden.


Beschäftigte machen sich Sorgen

Daneben gibt es in und um Kutzenberg mehr offene Fragen denn Greifbares.
Beschäftigte bangen um ihren Arbeitsplatz. Denn gut ein halbes Jahr nach der Prämierung der besten Entwürfe hat das Kommunalunternehmen ein Gutachten in Auftrag gegeben. Ein Planungsbüro sollte die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Sparten prüfen. In der Folge wird intern diskutiert, so heißt es, ob Thoraxchirurgie und Orthopädie nicht nach Bamberg beziehungsweise Scheßlitz verlagert werden könnten, sprich: ob der Neubau dieser Bereiche nicht einzusparen wäre.

Kommuniziert wurde all das nicht - weder öffentlich noch, wie die heftigen Reaktionen zeigen, unter den Mitarbeitern. Bezirksräte sollten bei einer Ausschusssitzung in der zurückliegenden Woche darüber abstimmen. Eine Entscheidung wurde aber vertagt.

Auf Nachfrage dieser Zeitung, warum die doch sehr detaillierten Vorgaben für den Architektenwettbewerb wenig später so grundlegend hinterfragt werden, wird auf den permanenten Wandel im Gesundheitssystem verwiesen. "Vergütungssysteme stehen laufend auf dem Prüfstand", sagt Christian Porsch, Pressesprecher des Bezirks. "Bevor die Planungen für weitere Bauabschnitte in Angriff genommen werden, wurde das Gutachten in Auftrag gegeben." Die Planung sei von vornherein darauf ausgelegt gewesen, dass der Neubau modular in verschiedenen Bauabschnitten erfolgen soll. "Dies ist bei einem Bau dieser Größenordnung mit einer Gesamtzeit von acht bis zehn Jahren üblich. Auf die Nachfrage, ob etwa Thoraxchirurgie und Orthopädie in den vergangenen Jahren keine schwarzen Zahlen erzielen konnten und wie es insgesamt um die wirtschaftliche Situation des Bezirksklinikums Obermain stehe, wollte man zunächst keine Auskunft geben und verwies auf die im Amtsblatt der Regierung veröffentliche Gesamtbilanz des Unternehmens. Erst auf den Hinweis, dass für das lokale Thema eine Gesamtbilanz der vier Kliniken samt Tageskliniken und Heimen nicht hilfreich erscheine, kam der Pressesprecher der Bitte um eine Stellungnahme nach. Das Bezirksklinikum Obermain habe in den zurückliegenden Jahren ein Defizit im siebenstelligen Bereich erwirtschaftet, das in erster Linie aus den somatischen Bereichen - alle außer der Psychiatrie - herrühre. "Wir verzeichnen in der Somatik am Bezirksklinikum Obermain seit Jahren rückläufige Patientenzahlen", lässt der Sprecher wissen. "Die Abteilung Psychiatrie/Psychosomatik verzeichnet hingegen Überschüsse. Das Gutachten der Unternehmensberatung Oberender & Partner prognostiziert für die kommenden Jahre eine nochmalige Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit in den somatischen Bereichen."


Kommentar: "Transparenz geht anders"

Erst ein Architektenwettbewerb mit detaillierten Vorgaben zu einem Klinikneubau, danach das große Überlegen, welche Abteilungen man tatsächlich braucht. Wenn man es so verknappt, müsste sich der Bezirk die Frage gefallen lassen, ob in Kutzenberg nicht der zweite Schritt vor dem ersten gemacht wurde. Wir hören aber, dass die Branche im Fluss sei, sich schon in einem halben Jahr vieles ändern könne und derartiges Vorgehen nichts Ungewöhnliches sei. Wir hören auch, dass der Zweitplatzierte im Wettbewerb, das Münchner Büro Beeg-Lemke, inzwischen den Planungsauftrag hat. Der erste Bauabschnitt des fächerförmigen Baukörpers liegt der Regierung zur Prüfung vor. Dieser Abschnitt umfasst, bildlich gesprochen, drei von den fünf Fingern einer Hand, auch wenn er von sechs Fachabteilungen nur eine, die Psychiatrie/Psychosomatik, beinhaltet. Er macht den größeren Teil des Vorhabens aus, weil zentrale Bereiche wie Eingang und Verwaltung dazugehören. Und er ist mit 100 Millionen Euro veranschlagt. Mit dieser Summe hatte man 2016 noch die Investition für das gesamte Gebilde beziffert. Es gebe jetzt eine verfeinerte Planung, genauere Berechnungen, heißt es aus der Pressestelle des Bezirks. Wir nehmen auch zur Kenntnis, dass über die Notwendigkeit von Abteilungen, die rückläufige Patientenzahlen aufweisen, nachgedacht wird. Aber die Verantwortlichen nennen die Fakten erst auf wiederholtes Nachfragen. Dabei sollten sie ihre Schritte erklären - uns, ihren Mitarbeitern und der gesamten Bevölkerung. Transparenz geht anders, und sie muss sein, gerade wenn man im öffentlichen Auftrag und mit Steuergeld handelt. pp