Ein Kind entdeckt seine Umwelt
Autor: Matthias Einwag
Unnersdorf, Donnerstag, 25. Juli 2019
Der dreijährige Moritz hat das Down-Syndrom. Im Waldkindergarten fühlt er sich sehr wohl. Es tut ihm gut, zusammen mit den anderen Kindern draußen in der Natur zu sein.
Moritz hat Freude am Leben. Der Dreijährige lacht viel beim Spielen mit den anderen Kindern. Er sägt und hämmert, und er brät Bratwürste. Nein, keine echten Würste, sondern kleine Ästchen, die er in einer als Küche eingerichteten Spielecke des Waldkindergartens zubereitet.
Moritz hat Trisomie 21. Diese Erbkrankheit ist auch als Down-Syndrom bekannt. Das ist eine genetisch bedingte, unveränderbare Veranlagung. Moritz' Eltern, Andrea und Sebastian Huth, sind bewusst den inklusiven Weg gegangen. Sie wollten, dass ihr Sohn in der Mitte der Gesellschaft aufwächst und dort seinen Platz findet.
Aufwachsen in der Natur
Der Waldkindergarten ist genau das Richtige, sagt Sebastian Huth, der sich als Förster um die Wälder der Herzoglichen Forstverwaltung Banz kümmert. Moritz sei zunächst in der Krippe des BRK-Kindergartens in Unnersdorf gewesen. "Wir hatten den Wunsch, dass er anschließend in den Waldkindergarten geht", fährt er fort. Sebastian Huth weiß, wovon er spricht, denn er hat den Waldkindergarten im Banzer Wald 2012 sozusagen mit aufgebaut. Die Herzogliche Forstverwaltung unterstützt diese Einrichtung materiell und ideell nach Kräften.
Hoher Personalaufwand
Dass Moritz in den Waldkindergarten gehen kann, ist nicht selbstverständlich. Der BRK-Kindergarten besitzt keine eigene Inklusionsgruppe. Eine solche besteht zum Beispiel im Schönbrunner Kindergarten. Bis zu drei Kinder mit Behinderung könnten dennoch untergebracht werden, sagt Kindergartenleiterin Andrea Drexel. Im Waldkindergarten, fährt sie fort, werden fünf pädagogische Kräfte eingesetzt - eine davon, Sabine Endres, ist vor allem für Moritz da.
Vorbereitung aufs Leben
Im Waldkindergarten lernen die Mädchen und Jungen spielerisch all das, was auch in den anderen Gruppen in Unnersdorf behandelt wird: Spracherziehung ist ein Thema, soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen wird groß geschrieben und die Vorschulkinder gehen hier in die "Waldschule". Besonders erfreulich: "Alle Kinder spielen mit Moritz", sagt Andrea Drexel. Der Aspekt, dass die anderen 21 Mädchen und Jungen der Gruppe das Inklusionskind Moritz als ganz normal betrachten, ist Andrea Drexel und ihrem Team sehr wichtig. An diesem Tag beherzigt der fünfjährige Anton den Grundsatz des Miteinanders vorbildlich, denn er kümmert sich zuvorkommend um Moritz und hilft dem Dreijährigen, wo immer er kann.
Sebastian Huth, der als Förster Waldführungen für Kinder anbietet, ergänzt: "Die Kinder erfahren hier viel über Pflanzen und Tiere. Sie lernen das unterschiedliche Vogelgezwitscher kennen und können Baumarten benennen - das hält auch im späteren Leben an." Viele der Kinder, die zu seinen Waldführungen kommen, sagt er, hätten von Fauna und Flora kaum Kenntnisse: "Das geht gegen Null."
Kinder sind unvoreingenommen
Und wie ergeht es Moritz in der Waldgruppe? "Die Kinder sind völlig unvoreingenommen, sie gehen unbefangen auf ihn zu", sagt Gruppenleiterin Petra Krannich. Sebastian Huth erklärt: "Seine Spontansprache entwickelt sich deutlich später als bei anderen Kindern", denn die Trisomie zeigt sich unter anderem in einer Muskelschwäche, von der auch die Zunge betroffen sei. In der Waldgruppe entwickle Moritz sich sehr gut, sagt der Vater.