Ein Handwerker mit Herz für Holz
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Donnerstag, 23. Februar 2017
Jan-Philipp Sievert aus Burgkunstadt lernte bei der Staffelsteiner Firma Görtler & Schramm den Beruf des Zimmerers. Die Handwerkskammer zeichnete ihn aus.
Jan-Philipp Sievert lernte beim Staffelsteiner Bauunternehmen Görtler & Schramm den Beruf des Zimmerers. Parallel zur handwerklichen Ausbildung absolviert der 23-jährige Burgkunstadter ein duales Studium "Holzbau und Ausbau" an der Hochschule Rosenheim. Kürzlich wurde er in Bayreuth als Oberfrankens bester und Bayerns viertbester Zimmerer von der Handwerkskammer ausgezeichnet.
"Mein Herz hängt an modernen Bauten, aber auch am Denkmalschutz; am liebsten arbeite ich in einem Betrieb, der beides macht", sagt Jan-Philipp Sievert. An Dingen, die aus Holz geschaffen werden, sei er schon immer interessiert gewesen. So sei er auf den Studiengang in Rosenheim aufmerksam geworden.
Ein Schnupperpraktikum bei Görtler & Schramm in Bad Staffelstein festigte schließlich seinen Berufswunsch: Zimmerer und Studium in Rosenheim. Nachdem er in Burgkunstadt Abitur gemacht hatte, begann er im Herbst 2012 seine Ausbildung als Zimmerer. Die 24-monatige Lehre teilte er in Etappen auf, die sich insgesamt über dreieinhalb Jahre erstreckten. Dabei erhielt er Einblick in die drei Kernfelder des Zimmererberufs: Neubau und Holzrahmenbau eines modernen Hauses, Altbausanierung sowie Sanierung denkmalgeschützter Gebäude.
Windkraftrad in Holzbauweise
Um seinen Horizont zu erweitern, begann Jan-Philipp Sievert seine Lehre zunächst bei einem großen Unternehmen in Niedersachsen, der Firma Cordes-Holzbau. In diesem großen Betrieb arbeitete er das gesamte zweite Lehrjahr. Hier wirkte er unter anderem am Bau des weltweit ersten und größten Windkraftrads in Holzbauweise mit sowie an Hausbooten in Hamburg und an der Holzachterbahn Colossos im Heidepark Soltau. Zum dritten Lehrjahr wechselte er wieder in die Heimat nach Bad Staffelstein.
Es sei eine "vielseitige Ausbildung bei Görtler & Schramm gewesen", lobt der 23-Jährige, denn er habe unterschiedliche Objekte kennengelernt, das Arbeitsklima sei vorzüglich und die Ausbilder vermittelten ihm profundes handwerkliches Wissen. Ganz bewusst habe er den klassischen Handwerksberuf des Zimmerers erlernt, der ihm im Bauingenieursstudium mit Schwerpunkt Holz sehr nützlich sei. Nach dem Studium möchte er konstruktiv tätig sein und als Bauleiter arbeiten.
Jungen Leuten, die handwerkliches Geschick haben, empfiehlt er eine Ausbildung im Handwerk - gegebenenfalls auch als duales Studium. Holz sei ein "emotionaler Baustoff", sagt er. Die Branche sei zudem gut aufgestellt und biete gute Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten. "Ich empfand es als extrem gut, von der praktischen Seite zu kommen und dies durch ein Studium zu erweitern."
Einer seiner Ausbilder ist der noch immer für seinen Beruf schwärmende Zimmerer Adolf Geuß. Mit 82 Jahren ist er zwar im Ruhestand, doch sein Fachwissen wird bei Görtler & Schramm geschätzt, so dass er mit Rat und Tat zur Seite steht und den Auszubildenden wertvolle Tipps gibt.
Zimmerer sei ein zukunftsfähiger Beruf, sagt Geschäftsführer Günther Deinlein. Das Arbeitsfeld verändere sich und werde größer. So seien zum klassischen Holzbau zum Beispiel der Fassadenbau mit Wärmedämmung hinzu gekommen. Deshalb gehöre die Ausbildung junger Handwerker zur Firmenphilosophie. Die Firma Görtler & Schramm bilde deshalb fortlaufend jeweils einen Zimmerer und einen Maurer aus.
Und was sagt der 82-jährige Adolf Geuß über seinen Beruf? "Wenn ich nochmal auf die Welt käm', machert ich wieder Zimmermoo."
In Bayreuth zeichnete die Handwerkskammer kürzlich die besten Junggesellen und -gesellinnen Oberfrankens aus. Insgesamt wurden 50 Kammersieger geehrt, darunter auch Jan-Philipp Sievert. Kammerpräsident Thomas Zimmer sagte, das Handwerk brauche gut ausgebildeten Nachwuchs, egal welche schulische Laufbahn die Jugendlichen durchlaufen haben. Er forderte den Nachwuchs auf: "Macht Erfahrungen, probiert euch aus, lernt eure Talente und Fähigkeiten kennen. Denn: Jede Erfahrung zahlt sich aus und kein Schritt ist umsonst." Eine abgeschlossene, duale Berufsausbildung sei eine ideale Basis, auf der man aufbauen könne.
Hintergründe zum Leistungswettbewerb
Ablauf Jedes Jahr findet der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks - früher Praktischer Leistungswettbewerb der Handwerksjugend - statt. Der Leistungswettbewerb dient der Förderung der Berufsausbildung. Die besten Gesellen haben sich - inzwischen zum 64. Mal - auf zunächst auf Innungs-, dann auf Kammer-, Landes- und Bundesebene gemessen. Für den Leistungswettbewerb auf Kammerebene qualifizieren sich jeweils die Lehrlinge, die bei der Gesellenprüfung die beste praktische Arbeit gefertigt haben. Diese Arbeit wird dann zum Wettbewerb auf Kammerebene eingereicht. Die Kammersieger nehmen wiederum am Landeswettbewerb, die Landessieger am Bundeswettbewerb teil. Dort werden dann in allen Berufen die besten Gesellen aus ganz Deutschland ermittelt.
Kontakt Handwerkskammer für Oberfranken, Telefon 0921/ 910 147. Die beiden Webseitenwww.hwk-oberfranken.de und www.hwk-lernen.de sowie facebook.com/HWKOberfranken liefern zudem weitere Details über die Ausbildungsmöglichkeiten.