Ein Geben und Nehmen bei Facebook
Autor: Sarah Stieranka
Lichtenfels, Freitag, 24. März 2017
Seit 2013 gibt es die Facebook-Gruppe "Share and Care Lichtenfels". Das Konzept: Nutzer verschenken ungewollte und aussortierte Dinge.
Ein alter Schrank, zu kleine Schuhe, der falsche Nagellack - jeder von uns besitzt Dinge, die er nicht mehr braucht, will oder benutzt. Die häufigste Antwort auf das Problem lautet: wegwerfen oder horten. Dabei können diese Gegenstände "einem anderen Menschen eine Freude bereiten, ihm aus einer Notlage helfen, ihm das Leben erleichtern", sagt die 29-jährige Isabell Kerst aus Lichtenfels.
Zusammen mit Gabriele Welsch ist sie eine der drei Administratoren der Facebook-Gruppe "Share and Care Lichtenfels". Dort verschenken Mitglieder profitlos seit September 2013 Möbel, Bücher - einfach alles, für das sie keine Verwendung mehr haben. 1850 Nutzer hat die Gruppe bereits.
Die Idee ist "einfach wie genial", erklärt Isabell Kerst, da "es wichtig ist zu verstehen und zu erleben, dass nicht immer Profit im Vordergrund stehen sollte."
Auch die beiden Gründer haben bereits Geschenke erhalten und gemacht. "Diverse Dinge haben schon unsere Haushalte verlassen: von Büchern über Geschirr, Kleidung, Kleinmöbel, Elektronik, Pflanzen, Stoffe bis hin zur kompletten Gartengarnitur", erinnert sich Gabriele Welsch.
Ein Klavier in die Gruppe gestellt
Tendenziell nehmen mehr Frauen als Männer das Angebot wahr. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel - so auch bei den Geschenken. "Das Angebot ist wirklich bunt gemischt. Häufig werden Möbel, Kleidung, Bücher und Spielsachen verschenkt. Ein seltener Anblick war ein zu verschenkendes Klavier." Auch Laptops und Smartphones haben in der Gruppe schon den Besitzer gewechselt. Wichtig ist nur: ohne Gegenleistung. Lediglich eine Schokolade oder ähnliches als Dankeschön lassen die Administratoren durchgehen. "Das Teilen basiert auf reiner Nächstenliebe", lautet es in den Gruppenregeln, die einen Sinn haben, denn: "Verschenken macht glücklich, nicht nur uns selbst, sondern auch andere", betont die 29-Jährige.Dies zeige sich auch bei den Treffen von Geber und Nehmer. "Da freu ich mich aber, dass das noch jemand brauchen kann", werde häufig gesagt. Etwas, das Isabell Kerst sehr gut nachvollziehen kann. "Es ist schön zu erleben, wie alte Dinge zu neuem Leben erweckt werden."