Ein Frühschoppen für eine Kuh
Autor: Andreas Schmitt
Eggenbach, Donnerstag, 21. April 2016
Die katholische Pfarrgemeinde Ebensfeld will Familien im rumänischen Stufu zu eigenen Einnahmequellen verhelfen. Das Geld soll ein Frühschoppen bringen.
Bratwürste bruzeln vor sich hin, selbstgebackene Kuchen duften von den Blechen, kaltes Bier fließt in die Krüge. Am 22. Mai kann man es sich in Eggenbach gutgehen lassen - während man gleichzeitig Familien in Rumänien hilft. Unter dem Motto "Eine Kuh für Stufu" werden die Einnahmen eines zünftigen Frühschoppens verwendet, um für Einwohner des kleinen Karpatenortes eine oder mehrere Kühe zu kaufen.
"Die meisten Menschen dort sind arbeitslos. Die jungen Männer gehen meist zum Geldverdienen ins Ausland. Wer zurück bleibt, schlägt sich als Selbstversorger irgendwie durch", sagt Ebensfelds Pfarrer Rudolf Scharf. Zusammen mit einem Helferkreis der Pfarrei organisiert er seit rund zehn Jahren Spendenaktionen und Hilfstransporte für die Menschen in der gebirgigen Region nahe der Grenze zu Moldawien.
Milch und Käse selbst herstellen
"Für
Der Kontakt kam 2005 durch den Weltjugendtag in Köln zustande, als eine Gruppe aus Onesti, der von Stufu aus nächsten größeren Stadt (40 000 Einwohner), in Ebensfeld übernachtet hatte. Mit dem rumänischen Pfarrer, der nach einer Versetzung heute unter anderem den Ort Stufu betreut, hat der Ebensfelder Geistliche seitdem guten Kontakt und bereits einige Projekte verwirklicht.
Kleidung, Baumaterial oder Saatgut - viele Wagenladungen voller zumeist gespendeter Hilfsgüter haben sich schon auf den rund 1 700 Kilometer langen Weg gemacht. Außerdem hat die Ebensfelder Pfarrei in Timisoara (deutsch: Temeschwar), einer 320 000 Einwohnerstadt im Westen Rumäniens, ein Waisenhaus für 20 Kinder eingerichtet. Etwa 170 000 Euro sind in den vergangenen fünf Jahren in dieses Projekt bereits geflossen.
Gewächshaus finanziert
Auch Schüler, Studenten oder Auszubildende wurden schon unterstützt.
Außerdem finanzierte die Pfarrei ein Gewächshaus, in dem Bedürftige das dort angebaute Obst und Gemüse für kleines Geld kaufen können. Und nun also die nächste Aktion des etwa 50 Personen großen Helferkreises, der vor allem in Eggenbach, Unterneuses und beim Ebensfelder Strickkreis viele Unterstützer hat. Eine oder mehrere Familien sollen sich mit einer Kuh, die aber im Besitz der rumänischen Pfarrei bleibt, eine eigenständige Einnahmequelle aufbauen. Rudolf Scharf: "Schauen wir mal, wie viel Geld zusammen kommt ."
Die Idee dazu entstand vor einigen Wochen auf der Heimfahrt der jüngsten Karpatenreise. Abgeschlossen werden soll die Aktion dann im Herbst. Interessierte rumänische Familien - so Scharf - gebe es bereits einige.
Selbst ist der Mann
Diese erhalten dann aber nicht ein fränkisches Tier.
"Wir kaufen die Kuh vor Ort", sagt Rudolf Scharf, der selbst dabei sein möchte, wenn der Besitzstand wechselt. "Ich habe in Rumänien noch nie Geld aus der Hand gegeben", erinnert sich der 69-Jährige. Dafür hat der Seelsorger schon zu viel erlebt. Eine Pfarrei aus der Schweiz beispielsweise habe den Vertretern vor Ort Geld überlassen und nie mehr gesehen. Der Ebensfelder Pfarrer, der bereits seit gut 20 Jahren die Pfarrei am Fuße des Veitsbergs leitet, aber will sichergehen, dass die Hilfe auch ankommt. "Das Geld werde ich dem rumänischen Händler persönlich übergeben."
Über einen Forstmeister hat er schon Kontakte zu Viehhändlern aufgebaut. Der Preis hängt davon ab, wie viel Futter es vor Ort gerade gibt. Zwischen 400 und 700 Euro werden es pro Kuh wohl sein.
Geld, das am Sonntag, 22. Mai, in Eggenbach erwirtschaftet werden soll. Mit einem Festtag, bei dem die Besucher keine festgelegten Preise bezahlen, sondern für ihre Verpflegung auf freiwilliger Basis spenden sollen. Los geht es um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Eggenbacher Kirche. Mitgestaltet von den Haacher Stöckrachern, einer bekannten Gesangsgruppe aus dem Frankenwald.
Ein Frühschoppen auf dem Hof der ehemaligen Schupfer-Gastwirtschaft mit Bier, Bratwürsten, Leberkäse sowie für den Nachmittag Kaffee und Kuchen schließt sich an. Dort spielen neben den Stöckrachern auch noch die Kreutzschuher Kerwesmusikanten.