Ein Ei bringt den Lichtenfelser Korbmarkt ins Rollen

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Das Flechter-Ei von Emmanuel Heringer vor der Stadtpfarrkirche war die Attraktion beim Korbmarkt. Foto: Gerda Völkl
Das Flechter-Ei von Emmanuel Heringer vor der Stadtpfarrkirche war die Attraktion beim Korbmarkt. Foto: Gerda Völkl
 

Bei Emmanuel Heringers Flechtobjekt zum Mitmachen standen die Kinder Schlange.

"Die Erwachsenen trauen sich nicht so recht rein, die schicken immer ihre Kinder vor", erklärt Bettina Pflügler, Schülerin an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung. Tatsächlich stehen am Samstagnachmittag nur Kinder an, um sich einmal darin auszutoben. Dabei hat der Schöpfer der beiden großen Flechtobjekte auf der Wiese vor der Stadtpfarrkirche sie ursprünglich für Erwachsene geschaffen.

"Erwachsene haben eine Hemmschwelle", sagt Emmanuel Heringer. Der Flechter aus dem Landkreis Rosenheim ist auf dem Korbmarkt kein Unbekannter. Er war 2011 Initiator der Ausstellung "Schatten von Geflecht" im Stadtschloss. Entstanden ist das größere der beiden Flechtobjekte, dem Heringer den bezeichnenden Namen "Flechter-Ei" gegeben hat, bei einem Praxisstipendium der Villa Massimo 2014 in Rom. Hier konnte er seine Idee von einem begehbaren geflochtenen Raum umsetzen. Entstanden ist ein großes, rundes Objekt, das von einem Menschen bewegt werden kann und der Mensch mit ihm. Mit einem Durchmesser von 2,10 Meter und einer Höhe von rund zwei Metern besitzt das Objekt beachtliche Ausmaße. Das Skelett ist aus Stahl, die Staken sind Bambusleisten, die dicht und stabil mit geschälten Weidenruten ausgeflochten sind. Mit 120 Kilo ist auch das Gewicht beachtlich.

Das zweite Objekt ist etwas kleiner. Nicht von ungefähr, da sein Vorgänger durch keine Türen gepasst hat. Emmanuel Heringer ist damit auf Reisen unterwegs, in Museen und auf Messen. Die beiden Flechtobjekte waren der Renner beim Korbmarkt, mit denen der Interessierte den umflochtenen Raum erleben kann und eintaucht ins Geflecht. "Man braucht viel Kraft", sagen die Zwillinge Ninette und Carina. Dennoch sind sie begeistert von der Idee.

Schließlich wagt sich auch eine Erwachsene in das "Flechter-Ei". Die 53-jährige Claudia aus der Nähe von Ingolstadt. "Das Schönste daran ist, dass es aus Naturmaterial ist." Mit der Nutzung geht auch eine sinnliche Erfahrung einher. Geflecht kann unter Druck knarzen und lässt das Licht nur noch punktuell durchscheinen. Die beiden Objekte waren am Samstag immer in Bewegung.

Was ist nach Ansicht von Emmanuel Heringer die schönste Position? "Wenn man auf dem Boden liegt und den Himmel betrachten kann." Die Kugelform blendet alle störenden Blicke aus. Man verschwindet für einen Moment von der Bildfläche.