Druckartikel: Ein Drei-D-Scanner hält Einzug in den Altenkunstadter Bauausschuss.

Ein Drei-D-Scanner hält Einzug in den Altenkunstadter Bauausschuss.


Autor: Stephan Stöckel

Altenkunstadt, Mittwoch, 22. Juli 2015

Jeder kennt den Scanner, der kombiniert mit Drucker- und Faxgerät in Millionen von Haushalten steht. Aber was ist ein Drei-D-Scanner, auch Raumscanner genannt? In der Bauausschusssitzung brachte ein Experte, der für Greuther Fürth das Fußballstadion eingescannt hatte, Licht ins Dunkel der Materie
Mit Hilfe der Visualisierung lässt sich ähnlich wie bei einer Fotografie der Raum in seiner natürlichen Form erkennen. Das Foto zeigt einen eingescannten Dachstuhl.  Foto: Planungsbüro Kellner


Diplom-Ingenieur Manuel Kellner hat die Computer-Maus fest mit seiner Hand umschlossen. Ein Klick mit seinem Zeigefinger und schon erschien auf der Leinwand die Breite der Treppenstufe: 0,947 m. Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Bild erschien, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als die Visualisierung eines Drei-D-Scanners. "Mit einem Drei-D-Scanner kann man sehr große Objekte oder Räume, ganze Gebäude und sogar Landschaften einscannen. Dabei entstehen sogenannte Punktwolken, die sich aus mehreren Millionen mitunter gar Milliarden Pixeln, sogenannten Bildpunkten, zusammensetzen, wie man sie von der Digitalfotografie oder dem hochauflösbarem Fernsehen her kennt.

Die Wolken entsprechen einem digitalen Abdruck der Realität und können nach den Wünschen und Vorgaben der Kunden in Grundrissen, Gebäudeschnitten und Visualisierungen bearbeitet werden."
Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) hatte darauf hingewiesen, dass man in einer digitalisierten Welt lebe und immer mehr Pläne digitalisiert vorlägen. Genau an diesem Punkt knüpfte Kellner an: "Wer hätte vor 20 Jahren, als noch das Bandmaß das Maß aller Dinge war, einmal daran gedacht, dass es von elektronischen Vermessungsgeräten abgelöst wird? Und jetzt befinden wir uns mitten im digitalen Zeitalter."

Hohe Messgenauigkeit

Als großen Vorzug des Raumscannens pries er die Messgenauigkeit. In der höchsten Auflösung, so der Referent, erreiche man in der Drei-D-Messung eine Genauigkeit von plus minus zwei Millimeter. Mit einem solchen Gerät könne man nicht nur Pläne zeichnen, sondern mit Hilfe der Visualisierung, ähnlich wie bei einer Fotografie, den Raum in seiner natürlichen Form erkennen, erläuterte Kellner. Zudem verfüge der Raumscanner über eine Verknüpfung mit dem Landeskoordinatennetz. Dadurch lasse sich die Höhenlage über Normalnull in den einzelnen Gebäuden feststellen. Die Kosten für das Einscannen bewegen sich nach Aussage Kellners je nach Objektgröße zwischen 3000 und 20 000 Euro.
Auf Nachfrage des Zweiten Bürgermeisters Georg Deuerling (FWG), erklärte er, dass das Verfahren des Raumscannens auch zur Beweissicherung verwendet werden könne, wenn sich zum Beispiel die Frage ergebe, ob es sich um einen Baumangel handele oder nicht. Ludwig Winkler (FBO) erkundigte sich nach den Einsatzmöglichkeiten eines solchen Gerätes. "In Altenkunstadt käme die Mittelschule in Frage", antworte Hümmer. Damit lasse sich, ergänzte Kellner, jeder Raum in der Bildungseinrichtung exakt vermessen. "Die Zahlen dienen als Grundlage für spätere Sanierungs-, Statik und Umbauarbeiten", sagte der Experte.

Scannen mit Drohnen

Sein Referat schloss Kellner mit einem Blick in die Zukunft, die bereits Realität ist: "Der nächste Schritt ist das Raumscannen mit Hilfe von Drohnen, was bereits durchgeführt wird." Seine Ausführungen hatten der Information gedient. Ein konkreter Beschluss, ein bestimmtes Gebäude einscannen zu lassen, wurde nicht getroffen.
Das Altenkunstadt Pfarrhaus wird bekanntlich in ein kleines Kloster, ein sogenanntes "Domus religiosus", also ein für Besucher nicht zugängliches, der religiösen Andacht bestimmtes Gebäude umgebaut. In dieses werden die drei Franziskaner-Patres Kosma Rejmer, Rufust Witt und Bonifacy Suhak einziehen. Für die Fahrzeuge der drei Geistlichen soll im Pfarrgarten hinter der bestehenden Garage ein Carport mit drei Stellplätzen geschaffen werden. Ein entsprechender Bauantrag der katholischen Pfarrgemeinde "Mariä Geburt" erhielt einstimmig das gemeindliche Einvernehmen. "Über die bestehende Zufahrt gelangen die drei Pater zu ihrem Carport", erläuterte Gerd Hofmann von der Bauverwaltung.
Hecken, die in Einmündungen hineinwachsen und den Sichtwinkel beeinträchtigen, und Rinnsteine, die nicht sauber gehalten werden oder in denen Gras und Unkräuter wuchern, sind Ludwig Winkler ein Ärgernis. Er forderte die Gemeinde dazu auf, besser darauf zu achten, dass Büsche zurückgeschnitten und das Unkraut entfernt werde. "Wir haben schon öfters Übeltäter angeschrieben: Manchmal funktioniert es, manchmal nicht", kommentierte Hümmer.
Gerd Hofmann von der Bauverwaltung legte die Sichtweise der Polizei dar: "Die Autofahrer müssen sich nach der Verkehrssituation richten. In die Fahrbahn hineinragenden Büsche würden dazu beitragen, dass vorsichtiger gefahren werde." Darüber konnte Winkler nur mit dem Kopf schütteln: "Das ist ein Trugschluss. Auf dem Steuerweg in Woffendorf wird von Richtung Baiersdorf aus kommend gerast. Was passiert, wenn jemand vom Hetzenweg in den Steuerweg einbiegen will und einen Raser wegen der Hecke übersieht?" Die Strössendorfer Straße in Altenkunstadt diente während des Baus der neuen Mainbrücke als Teil der Umleitungsstrecke. Hunderte von Lkw befuhren täglich diese Straße, die eigentlich nicht für einen solch großen Schwerlastverkehr ausgelegt ist. "Straßenbelag und Gehsteig wurden in Mitleidenschaft gezogen. Wurden oder werden mit dem Straßenbauamt, Gespräche über eine Beweissicherung gesprochen?", erkundigte sich Deuerling. "Es werden Gespräche geführt", antwortete Hümmer.
Insgesamt fünf Bauanträge erhielten das gemeindliche Einvernehmen: Sie waren von folgenden Firmen und Personen eingereicht worden: Marco Püls (Errichtung eines Carports in Altenkunstadt), Molersa Vermietungs GmbH & Co. KG (Umbau eines Lagers in ein Hochregallager in Altenkunstadt), Evelina und Tobias Göhl (Bau eines Wohnhauses in Altenkunstadt), Stephan Gutermuth-Haug (Errichtung eines Freisitzes in Altenkunstadt) und Martin Burkart (Anbau eines Windfangs und einer neuen Terrasse an sein Wohnhaus in Woffendorf).
Helga Rupper und Thomas Dietz zeigten der Gemeinde an, dass sie ihre Wohnhäuser in Woffendorf beziehungsweise Baiersdorf abreißen wollen. Die Abbruchanzeigen wurden einvernehmlich zur Kenntnis genommen.