Ein Brauch seit Generationen
Autor: Thomas Hümmer
Wolfsdorf, Freitag, 30. März 2018
In Wolfsdorf ziehen die Raspelbuben durch den Ort. Ihre hölzernen Lärminstrumente sind Jahrzehnte alt.
Manche Dinge ändern sich nie - Gott sei Dank - kann man da nur sagen: Denn jedes Jahr zur Osterzeit sind in Wolfsdorf wieder die "Raspelbuben" unterwegs, als Ersatz für das verstummte Gebetsläuten. Von Generation zu Generation wird dieser Brauch weitergegeben und praktiziert. Wie lange schon, darüber kann man nur spekulieren.
Auch die "Raspeln", die hölzernen Lärminstrumente, werden von Generation zu Generation weitervererbt. So ist nicht verwunderlich, dass manche Exemplare 60 Jahre und mehr alt sind. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Konstruktionen. Eine "Klöppern" ist wie eine Art Hammerwerk aufgebaut und wird durch Auf- und Abbewegung des Armes betätigt. Eine "Raspel" verfügt über eine gerillte Walze, über der unter Spannung stehende lange Holzschindeln laufen.
Seit vielen Jahren unverändert
Ebenso weitergegeben werden die Gebete und Sprüche, die die Jungen rufen. Sie haben sich sicherlich in den vielen Jahren so gut wie gar nicht verändert. Bereits am Gründonnerstagabend treffen sich die Buben des Dorfes, um bei ihrer ersten Runde zu beten und die lateinischen Worte "Ave Maria Gratia plena" zu rufen, was übersetzt "Gegrüßet seist du Maria" bedeutet. Treffpunkt ist wie in den Jahren zuvor am "Wirtsberg". Von dort geht es über eine festgelegte Strecke wieder zurück zum Ausgangspunkt.Am Karfreitag laufen sie um 6 Uhr durch das Dorf, um die Bewohner zum Gebet aufzufordern. Bei einem zweiten Dorfrundgang rufen die Kinder und Jugendlichen "Um Achta nauf'm Staffelberg". Hierbei wird zum Gebetsgang auf den Staffelberg und zum Besuch der Andacht in der Adelgundiskapelle aufgerufen. In Wolfsdorf dürfen - anders wie vielleicht in anderen Dörfern rund um Bad Staffelstein - nur die Jungen diesen alten Brauch ausüben. Bisher ist man im Ort noch nicht in die Verlegenheit gekommen, Mädchen mitlaufen zu lassen, denn es war bisher immer genügend männlicher Nachwuchs vorhanden. Mitmachen dürfen die Wolfsdorfer Buben ab etwa fünf Jahren.
Für die Jüngeren ist es manchmal gar nicht so einfach, mit den Älteren Schritt zu halten, denn bereits nach etwa 25 bis 30 Minuten haben die "Raspelbuben" alle Straßenzüge abgelaufen.
Am Karsamstag am Nachmittag holen sich die Buben ihren "Lohn" für ihren Dienst bei den Dorfbewohnern ab. Sie rufen dabei den Spruch: "Ihr lieben Leut‘, gebt Eier raus, auf die Osterfeier. Ihr lieben Leut' gebt Eier her, dann legen eura Hühner Tausendmal mehr. Halleluja, Eier raus, Christus ist erstanden". Bis zu 80 rohe Eier sammeln sie so im ganzen Dorf ein. Natürlich sind ihnen Süßigkeiten oder Geldspenden lieber, aber Eier und Ostern, das gehört eben nun mal genauso wie des "Raspeln" unzertrennlich zusammen.