Druckartikel: Ein Anzug ließ in Michelau das Altsein fühlen

Ein Anzug ließ in Michelau das Altsein fühlen


Autor: Klaus Gagel

Michelau, Montag, 15. Juni 2015

Einander annehmen und Verständnis füreinander wecken - dies war das Anliegen der evangelischen Kirchgemeinde Michelau, als sie ein buntes Fest feierte.
Was an den Raumanzug eines Astronauten erinnert ist in Wirklichkeit ein Alterssimulationsanzug. Marga Held und Jörg Scherzer demonstrierten damit eindrucksvoll die zunehmenden Beeinträchtigungen bei alten Menschen.  Foto: kag


Strahlender Sonnenschein, sommerliche Temperaturen, schattenspendende Platanen und ein abwechslungsreiches Programm drückten dem Fest der evangelischen Kirchengemeinde Michelau ihren Stempel auf. Eine Gemeinde feiert und demonstriert damit Gemeinschaft. Passend dazu das Motto abgeleitet von der Jahreslosung: "Nehmt einander an wie Christus uns angenommen hat zu Gottes Lob!"

Als roter Faden zog sich dieser Satz aus dem Römerevangelium durch den Gottesdienst. Kinder und Erwachsene hatten Spaß an der originellen Predigt in Form eines Puppenspiels in das auch Dekan Grünwald als Moderator mit einbezogen wurde.

Petra Engelmann verkörperte den Propheten Habakuk.

Es entwickelte sich ein lebhafter, teils erheiternder Dialog mit Ester, der Königsgattin aus dem Alten Testament, die von Regina Dümmlein gesprochen wurde.

Habakuk hatte da so seine Schwierigkeiten mit all den verschiedenen Menschen und Gruppierungen, von denen etliche nicht nach seinem Geschmack waren. Und die sollte er alle "annehmen?" Die Auflösung dieses Widerspruchs lieferte Dekan Grünwald, der sich in die Diskussion der beiden biblischen Gestalten einschaltete.
Die verschiedenen Gruppierungen innerhalb einer Gemeinde mit ihren unterschiedlichen Interessen, die Konflikte zwischen Jung und Alt kamen dabei ebenso zur Sprache wie die Diskrepanzen zwischen Alteingesessenen, Zuwanderern und Flüchtlingen.

"Das ist ja das Schöne an einer Gemeinde, dass da die verschiedensten Menschen zusammenkommen, zusammenhelfen und dass dadurch ein ganz buntes und lebendiges Gemeindeleben entsteht" - mit diesen Worten erinnerte Dekan Grünwald an den hohen Wert dieser Vielfalt und er schloss mit dem Hinweis, dass alle Menschen von Gott geliebte Geschöpfe sind.

Beeindruckend war die Zahl der Mitwirkenden, die sich aktiv einbrachten. Zu ihnen zählten alle Gemeindegruppen, die Boxenstopp-Band, Kinder und Mitarbeitende aus den Kindertagesstätten, Hort, Offene Ganztagsschule, Mütterkreis, Posaunenchor, Cantica Nova, Teestube, die Kasachstandeutschen, Mitarbeitende der Diakonie, der Kirchenvorstand und weitere Mitarbeitende, die im Hintergrund tätig waren.Die Auftritte der Chöre bereicherten den Nachmittag. Die Kinder tobten sich auf der Hüpfburg aus, kreischten vor Vergnügen beim Kasperltheater oder ließen sich mit bunten Schmetterlingen und Blüten verschönern.

Sehr eindrucksvoll war auch ein Beitrag der Diakonie. Nachdem es zugegebenermaßen nicht immer einfach ist sich in die Behinderung älterer Menschen hinein zu versetzen konnten die unterschiedlichen Beeinträchtigungen mit Hilfe eines Alterssimulationsanzugs demonstriert werden. Dieser "AgeMan-Anzug" verdeutlicht insbesondere Jugendlichen was es heißt im Alter mit Beeinträchtigungen wie Schwerhörigkeit, eingeschränktes Sehfeld und Einschränkung der Mobilität zu leben.

Ganz sicher war auch dies ein wertvoller Beitrag zum besseren Verständnis zwischen den Generationen, denn die Fähigkeit sich in andere hinein zu versetzen, ist wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen zum gegenseitigen Verständnis und zur Gemeinschaft im christlichen Sinn.