Druckartikel: Ein Admiral wird untersucht

Ein Admiral wird untersucht


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Mittwoch, 24. August 2016

Wer einen Oldtimer verkauft, sollte ein Gutachten erstellen lassen. Daraus ersehen Käufer und Verkäufer, woran sie sind.
Was ist ein Opel Admiral wert, der über 50 Jahre auf dem Blech-Buckel hat? Der Gutachter Hans Limpert taxiert den genauen Wert des Wagens. Foto: Matthias Einwag


Ladenneu ist er nicht, der große Opel - in Ehren gealtert aber sehr wohl. Am 31. Mai 1965 war der knapp fünf Meter lange Wagen erstmals zugelassen worden. Seither befand er sich in ein und derselben Familie. Nachdem sein Besitzer starb, überlegte die Familie hin und her, ob sie den Admiral behalten sollte. Der Familienrat kam überein, dass der Oldtimer verkauft werden soll. Im Weg steht er zwar nicht, doch nun ist niemand mehr da, der den stattlichen Sechszylinder mit 2,6 Litern Hubraum über die Landstraßen chauffiert.

Verkaufen ja, aber zu welchem Preis? Verwandte, Freunde und Nachbarn gaben ihre Schätzungen ab. Die Familie recherchierte zudem im Internet. Doch die Expertisen klafften weit auseinander. "In so einem Fall", riet ein Staffelsteiner Oldtimerliebhaber, sei es das beste, einen Kfz-Sachverständigen einzuschalten, der ein neutrales Gutachten anfertigt.

Das sei für Käufer und Verkäufer die fairste Methode, damit sich niemand hinterher über den Tisch gezogen fühlt.


Admiral reist zum Gutachter

Hans Limpert ist ein solcher Kfz-Sachverständiger. In Obermanndorf bei Reckendorf hat er Büro und Werkstatt. Er besichtigt, taxiert und berät. Der 54-jährige Kfz-Meister erstellt seit vielen Jahren auch Oldtimer-Bewertungen. Also machen sich die Staffelsteiner mit dem Admiral auf eine kleine Reise vom Maintal hinüber in den Baunachgrund.

Hans Limpert untersucht den Admiral - fast wie ein Mediziner - auf Herz und Nieren, nur dass er statt eines Stethoskops ein Schichtdicken-Messgerät ansetzt, mit dem er die Stärke des aufgetragenen Lacks untersucht. Keine Delle, kein kleiner Makel bleibt seinem forschenden Blick verborgen. Die Familie aus Bad Staffelstein sieht den Wert des Wagens schon dahinschwinden. Doch Hans Limpert beruhigt: "Des is' a Auto mit Patina." Damit meint er, dass der Wagen im Originalzustand ist, dass er Gebrauchsspuren aufweist, aber auch nicht durch nachträgliche Umbauten verhunzt wurde.


Die Bestnote gibt's nur selten

Fünf Notenstufen sieht die Bewertungsskala vor. Klar: Im Topzustand 1 ist der Admiral, der bereits ein halbes Jahrhundert auf dem Blechbuckel hat, nicht. "Es gibt Einser, aber ganz, ganz wenige", sagt Hans Limpert. Je nach Zustand würden für einen Admiral der Baureihe A heute zwischen 24 700 und 4000 Euro gezahlt, erklärt der Gutachter, der dicke Fachbücher mit Klassifizierungstabellen und Preisangaben zu Rate zieht.

Er lässt sich Zeit beim Untersuchen. Er fotografiert, schaut unter die Motorhaube, notiert sich Details - etwa dass der linke Kotflügel einmal gespachtelt wurde und dass hier und da eine kleine Delle im Blech, ein Kratzerchen im Lack ist.

Dann bugsiert er den Admiral auf die Hebebühne. Er prüft den Zustand der tragenden Teile, macht viele Fotos. Mit dem, was er sieht, scheint er zufrieden zu sein. Sein vorläufiges Urteil fällt keineswegs vernichtend aus. Der Wert des Wagens ist zwar nicht in jenen Höhen wie manches Familienmitglied sich das gewünscht hätte, aber der Wagen ist doch deutlich über der Stufe 4. Positiv komme hinzu, dass der Admiral stets im Familienbesitz war, denn das lasse auf gute Pflege schließen, sagt der Gutachter.

Hans Limpert sucht im Wagen das Original-Serviceheft und wird auf Anhieb fündig. Darin sind die Kundendienste seit 1965 mit Datum und Kilometerstand verzeichnet. Er grinst: "Daran sieht man die Laufleistung." Als Gutachter kann er sich eine solche Dokumentation nur wünschen, denn mit diesen Daten kann er seine Bewertung untermauern.