E-Center in der Mainau öffnet Pforten
Autor: Christa Burkhardt
Lichtenfels, Donnerstag, 11. Oktober 2012
Im Januar war Ausverkauf beim Ezo. Dann Abriss. Heute um sieben Uhr geht es wieder los. Wie haben die 20 Mitarbeiter mit "Einstellungsgarantie" die acht Monate überbrückt? Der Marktleiter und eine Mitarbeiterin erzählen.
Am 5. Januar 2012 schloss "der Ezo". 1974 als damals modernstes Einkaufszentrum gebaut, wurde er im vergangenen Februar abgerissen. Eine Ära ging zu Ende - und 20 Mitarbeiter wurden entlassen. Mit Wiedereinstellungsgarantie, hieß es damals. Aber was ist so eine "Garantie" schon wert?
Heute öffnet an genau der gleichen Stelle und mit genau der gleichen Verkaufsfläche (2800 Quadratmeter) das E-Center in der Mainau seine Pforten. Mit dabei sind alle Mitarbeiter, die im Januar die letzten Tage des "Ezo" miterlebten.
Da ist zum Beispiel der Marktleiter, Dietmar Beilein. Er war im Januar einer der letzten. Zehn Tage nach der Schließung sortierte und räumte er noch aus, dann überließ er die Reste den Baggern und Abrissbirnen. "Ja, und dann habe ich erst einmal Urlaub gemacht", sagt Beilein wenige Tage vor der Eröffnung des neuen E-Centers.
"Und dann hat er im E-Center Burgkunstadt weitergearbeitet", sagt Bernhard Werner. Werner öffnet heute sein viertes E-Center. An der Wiedereinstellungsgarantie, das wusste er im Januar schon, würde er als neuer Chef gemessen werden.
"Es waren damals gar keine 20, die wir entlassen haben", sagt er. "Sechs haben wir gleich in unseren anderen Märkten untergebracht, und den Azubi haben wir mit in die Kronacher Straße genommen." Werner lacht. "Und da bleibt er jetzt auch, sonst müssten wir den Vertrag noch einmal umschreiben."
Eine neue "Azubine" begann im September ihre Ausbildung in der Mainau.
Marktleiter Beilein blieb nicht nur in Lohn und Brot, sondern lernte in Burgkunstadt sowohl Werners Arbeitsweise, Führungsstil und Betriebsklima als auch den 2012 modernen Lebensmittelmarkt kennen, den er ab heute in der Mainau leiten soll.
"Als Marktleiter habe ich hier aufgehört, und als Marktleiter fange ich nun wieder an. Das ist ein unheimlich gutes Gefühl." Dauernd klingelt sein Telefon. Viele suchen in den Tagen unmittelbar vor der Eröffnung bei ihm Rat und Hilfe.
Und was ist mit den anderen Angestellten? Eine Babypause, zwei Mitarbeiter orientierten sich um, da waren es nur noch zehn, die vorübergehend ohne Beschäftigung waren.
Eine von ihnen war Silke Wajnert. "Ich wusste von Anfang an, dass ich die Zeit zu Hause genießen will", sagt sie, "und ich wusste auch, dass ich im Herbst wieder mit von der Partie bin."
Zwei schulpflichtige Kinder freuten sich über rund sieben Monate Mama rund um die Uhr. "Besonders die Ferien waren schön. Kein Planen, kein Organisieren, es war eine gute Zeit", sagt Wajnert. "Aber immer wäre das nichts für mich. Es hat gekribbelt, als der erste Arbeitstag kam, und es kribbelt seit Tagen, wenn ich dran denke, dass wir endlich aufmachen und ich wieder Kontakt mit den Kunden habe."
Denn das ist Silke Wajnert klar geworden: "Ich stehe gern an der Information und berate die Menschen, beantworte Fragen, helfe Probleme zu lösen, da will ich wieder hin." Und da war sie schon 25 Jahre "beim Ezo". Und nun am selben Ort eine völlig neue Herausforderung. Oder doch die gleiche?
Wajnert überlegt. "In meinem Beruf als Einzelhandelskauffrau hat sich vieles verändert. Und eigentlich alles zum Positiven." Marina Werner, Ehefrau des Marktinhabers und ebenfalls vom Fach, nickt. "Verkäuferin", sagt sie abfällig, "damals, als ich gelernt habe, da war das ein Beruf für die, die für alles andere nicht gut genug waren. Regale einräumen kann jede, hieß es. Aber heute? Die Kunden sind viel anspruchsvoller als früher. Wir sind viel mehr gefordert, über unsere Produkte Auskunft geben zu können. Und das ist gut so."
Allergien, bewusste Ernährung, Gluten, schadstoffarme Babynahrung, heimische Produkte, Plastikverpackung, Gentechnik, Single-Haushalte und frisches Obst und Gemüse - Fachpersonal im Einzelhandel muss heute Dinge wissen und Kunden erklären, die vor zehn, 15 Jahren noch kein Thema waren.
"Wir haben trotz Früh- und Spätschichten und Samstagsarbeit einen interessanten, schönen und abwechslungsreichen Beruf", sagt Marina Werner. Dietmar Beilein und Silke Wajnert nicken. - Und sie haben das Team vom alten "Ezo" fast komplett wieder zusammen. Wiedereinstellungsgarantie gehalten.
Bernhard Werner lächelt. "1974, da habe ich als Azubi im Edeka Niederfüllbach hier im alten Ezo die Regale mit eingeräumt", erinnert er sich. Heute ist es "sein" Markt.