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Drohnen: "Da ist etwas im Argen"


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Freitag, 29. April 2016

Modellflieger sehen durch eine geplante Gesetzesänderung zur Verringerung des Risikos durch Drohnen ihr Hobby bedroht: "Wir sind nicht das Problem."
Drohnen werden häufig für Film- und Fotoaufnahmen aus der Vogelperspektive genutzt. Foto: Markus Klein


Drohnen sind zu einem beliebten Spielzeug geworden. Auch Fotografen schätzen sie als technisches Equipment, das Aufnahmen aus der Vogelperspektive ermöglicht. Der zunehmende Einsatz dieser ferngesteuerten Multikopter birgt aber Gefahren. Ski-Rennfahrer Marcel Hirscher wurde beim Slalom im Dezember in Madonna di Campiglio nur knapp von einer herabstürzenden Kameradrohne verfehlt. Mitte April wurde ein Airbus bei der Landung in London offenbar von einem solchen Flugobjekt getroffen. Und das war nicht der erste Zwischenfall dieser Art. Pilotenverbände fordern geeignete Sicherheitsmaßnahmen. Man könnte Drohnen beispielsweise so präparieren, dass sie in gefährlichen Bereichen einfach nicht funktionieren. Das wäre auch für Jürgen Christ eine sinnvolle Vorgehensweise.

Er ist Vorsitzender der Modellfluggruppe Phoenix im Landkreis Lichtenfels und verfolgt die Überlegungen zu einer gesetzlichen Neuregelung zum Betrieb von Drohnen sehr kritisch. Dabei teilen er und seine Vereinsfreunde durchaus die Meinung der verantwortlichen Politiker, dass der Drohnenbetrieb begrenzt und reglementiert werden muss. Ein Gesetz, das alle Modellflugsportler in ihrem Hobby beschneiden und unter Generalverdacht stellen würde, lehnen sie aber ab. "Wir sind nicht das Problem", macht Jürgen Christ deutlich. "Wir kennen die Regeln und sind nicht anonym. Die fliegen dort, wo wir nicht fliegen dürfen." Als Beispiele führt er Videos an, die im Internet für jedermann einsehbar sind. Da wird etwa eine Großbaustelle überflogen, auf der viele Menschen beschäftigt sind, oder eine Autobahn mit regem Verkehr. Eine Gefährdung kann man seiner Meinung nach da nicht ausschließen. Sein Verein hatte dagegen seine liebe Mühe, im Landkreis ein geeignetes Areal für den Flugbetrieb zu finden. Im Raum Kösten wäre man zu nah an der Autobahn gewesen, für die Nutzung des jetzigen Geländes im Außenbereich bei Zeublitz mussten viele Hürden genommen werden. Jede Flugbewegung wird dokumentiert.


"Die Regeln auch umsetzen"

Wenn jetzt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) an einer Gesetzesnovelle arbeitet, hört der Deutsche Modellflieger-Verband genau hin, was da geplant ist - und antwortet mit Protest: Eine generelle Flughöhenbegrenzung von 100 Metern beispielsweise stelle eine existenzielle Bedrohung für die Modellfliegerei dar, denn um viele Flugmodelle verantwortungsbewusst fliegen zu können, reichten 100 Meter nicht. "Neue Vorschriften führen nicht zu mehr Sicherheit", so der Präsident des Verbands. Sie würden aber das Hobby von bundesweit etwa 87 000 Mitgliedern und ein Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche gefährden.
Aus dieser Sorge heraus hat sich der hiesige Vereinsvorsitzende Jürgen Christ an Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) gewandt und sie um Unterstützung gebeten. Sie hat ihm geantwortet, dass eine Beeinträchtigung des Modellflugsports keinesfalls gewollt sei. Die geltende Rechtslage werde den neuesten Entwicklungen jedoch nicht mehr gerecht.


Keine Kontrolle?

"Wir sind der Meinung, dass die bestehenden Mechanismen vollkommen ausreichend sind, um Gefahren abzuwenden", betont hingegen Jürgen Christ. Die Regeln, die es gibt, müssten nur umgesetzt und kontrolliert werden. Doch daran hapert es aus seiner Sicht gewaltig.
Gründe dafür dürften die starke Zunahme von Drohnen einerseits und die personellen Möglichkeiten bei den zuständigen Behörden andererseits sein. Im Jahr 2014 erteilte das Luftamt Nordbayern 200 Genehmigungen für den Aufstieg von Drohnen. Erforderlich sind diese bei gewerblichen Nutzungen. Ein Jahr später waren es mehr als doppelt so viele, nämlich rund 500 Genehmigungen. Anfang dieses Jahres hat die Luftfahrtbehörde eine Allgemeinerlaubnis für Fluggeräte unter fünf Kilogramm Gewicht erlassen. Wer das erforderliche Formblatt ausfüllt und absendet, darf sein Vorhaben unter den aufgelisteten Bestimmungen - unter anderem mit der Maßgabe, keine Personen oder Sachen zu gefährden - ab dem dritten Werktag nach Aufgabe zur Post als genehmigt betrachten. Das findet Jürgen Christ schlimm. Er meint, es gehe gar nicht um den Schutz der Bevölkerung, sondern nur darum, einen Verantwortlichen festzulegen, für den Fall, dass etwas passiert. Denn als er kürzlich beim Luftamt nachfragte, ob für bestimmte Aufnahmen, die veröffentlicht wurden, die entsprechende Genehmigung erteilt wurde, habe er keine Antwort erhalten - nur den Hinweis, dass der betreffende Mitarbeiter bis Anfang Mai in Urlaub sei. "Die haben keine Leute und keine Zeit, zu kontrollieren, ob die Vorgaben erfüllt werden", stellte er fest. "Da ist etwas im Argen." Ein gesetzlicher "Rundumschlag" würde aus seiner Sicht nicht mehr Sicherheit bringen. Eine Registrierung von Drohnen und Eigentümern, wie sie auch von MdB Emmi Zeulner angesprochen wurde, schon eher. Oder so etwas wie ein "Führerschein" samt Versicherungspflicht.
Auf jeden Fall möchte Christ die Öffentlichkeit - und auch diejenigen, die sich eines der besagten Flugobjekte gekauft haben - für die Problematik sensibilisieren. "Unwissenheit schützt nicht vor Strafe", merkt er an. Der Verein will mit den Entscheidungsträgern im Gespräch bleiben.


Und so sieht's ein Drohnen-Filmer

Ferdinand Merzbach aus Bischberg (Landkreis Bamberg) ist Fotograf, macht mit Einsatz einer Drohne auch für infranken.de Videos. Das Genehmigungsverfahren findet er selbst verbesserungswürdig, da es keine Rückmeldung der Behörde gibt. Er betont aber, sich korrekt an alle Vorgaben zu halten - Höhe, Flugobjekt in Sichtweite etc. Damit ist für ihn die Sicherheit "immer gegeben". Konkret darauf angesprochen, dass die Drohne beim Überflug auf die Autobahn stürzen und es in der Folge einen schweren Unfall geben könnte, sagt er, er halte diese Wahrscheinlichkeit für gering. Seine Drohne sei aus Plastik und wiege 1,3 Kilo. Er habe nur wenige Sekunden dauernde Überflüge gemacht, bei längeren Strecken eine Position neben der Autobahn gewählt.
Selbst wenn man die Fernsteuerung ausschalte, würde die Drohne GPS-gesteuert selbstständig an ihren Ausgangspunkt zurückfliegen. Gleichwohl räumt er ein: "Technik ist gut, so lange sie funktioniert." Und: Jedes Ding könne auch ausfallen.