Dorfwettbewerb: Schönbrunn und Döringstadt sind bereit
Autor: Thomas Heuchling
Schönbrunn, Montag, 21. Juli 2014
Zwei Orte bekommen am Dienstag Besuch von der Jury des Dorfwettbewerbs. Wenige Tage zuvor waren die Vorsitzenden der Gartenbauvereine noch entspannt. Um den Sieg geht es weder den Schönbrunnern noch den Döringstädtern.
Am Dienstag wird es ernst. Es gibt zur Zeit nur ein Thema in Schönbrunn und Döringstadt. Die Bewohner der beiden Orte sind schon seit Tagen auf ein Ziel fokussiert: Auf den Bezirksentscheid für den Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden". Beide Orte sind 2013 beim Kreisentscheid gestartet und haben gewonnen. Mit einer Qualifizierung für die Bezirksebene haben beide Dörfer nicht gerechnet. Eine zehnköpfige Jury geht am Dienstag rund 1,5 Stunden durch die Orte, schaut ihre Lage in der Landschaft an und bewertet fünf Kategorien, die Vereinsleben, Dorfgemeinschaft, Grünanlagen oder Gebäude beinhalten - eben alles, was zu einem Dorf gehört.
Schönbrunn: ein Ort packt an
Dorf, das heißt in Schönbrunn
auch "Bänkla" sein. Sich spontan per SMS oder What's app auf einer der zahlreichen Bänke im Ort treffen, ein Bier trinken, etwas Essen - und manchmal spiele sogar jemand Musik, erklärt Oliver Hofmann. Der 46-jährige Schönbrunner ist der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins. Und der kümmert sich federführend um die Vorbereitungen, Gestaltung und Durchführung des Wettbewerbes.
Für so eine große Verantwortung macht Oliver Hofmann wenige Tage vor der Begehung durch die Jury einen entspannten Eindruck. Kein Wunder, ist die Arbeit doch auf viele Schultern verteilt: Der Verein habe rund 240 Mitglieder. Somit ist mehr als die Hälfte der rund 450 Einwohner im Gartenbauverein. Auch die anderen Vereine und das ganz Dorf helfen mit, sagt Hofmann. Über den Sieg beim Kreisentscheid seien die Schönbrunner überrascht gewesen. Nach einer kurzen Diskussion, über den Arbeitsaufwand für den Bezirksentscheid, ging im Frühjahr die konzeptionelle Arbeit los, erinnert Hofmann.
Spektakuläre Neuerungen extra für den Wettbewerb gibt es in Schönbrunn nicht. Den Lindenberg habe der Verein vor zwei Monaten neu gestaltet. Beim Gang durch den Ort sind gut gepflegte und reichlich bepflanzte Plätze zu sehen.
Kein Kaltstart für den Wettbewerb
Hofmann wird von den Bewohnern auf den Wettbewerb angesprochen. Leute fragen, ob sie noch helfen können. "Es muss schon eine Basis im Ort vorhanden sein, um bei so einem Wettbewerb mitzumachen", sagt Hofmann.
Für den Wettbewerb muss jeder Ort ein Heft vorbereiten, in dem zu jedem der fünf Kriterien etwas erklärt wird. "Man beschäftigt sich mit dem Dorf und seiner Geschichte", sagt der Vorsitzende. Die Kosten für Pflanzen und andere Maßnahmen teile sich der Verein mit der Stadt Bad Staffelstein.
Einen besonderen Schwerpunkt setze man in Schönbrunn auf das soziale Leben mit den Vereinen, das soll auch die Jury zehnköpfige merken. "Durch die Teilnahme hat das Gemeinschaftsgefühl und Vereinsleben im Dorf einen zusätzlichen Schub bekommen", sagt Hofmann.
Der Gartenbauverein mache ohnehin viel. Jedes Jahr gebe es ein Leuchtturmprojekt. Vor zwei Jahren der Gemüsegarten für die Jugendgruppe, die Rosenkinder, und im vergangenen Jahr das Storchennest im Ort. All diese Dinge fließen in die Jurybewertung mit ein. "Wir machen ernsthaft mit", sagt Hofmann und fügt an: "Aber wir machen es nicht für den Sieg oder den Wettbewerb. Wir wollen dauerhaft vor Ort etwas bewirken."
Döringstadt bleibt realistisch
Mit einer ähnlichen Einstellung gehen auch die Döringstädterinnen Marion Günther-Lunkenbein (Zweite Vorsitzende "Blumen und Gartenfreunde") und Manuela Senger (Vorsitzende) in den Wettbewerb. "Dabei sein ist alles", sagt die Zweite Vorsitzende. Die Döringstädter sind am Montagmorgen noch mit den Aufräumarbeiten ihres Pfarrfestes beschäftigt. Man redet miteinander, macht Scherze - auch hier ist die Dorfgemeinschaft intakt. Für den Wettbewerb plane man seit Dezember. Auch bei den beiden Frauen und den rund 115 Mitgliedern (davon 68 in der Jugendgruppe "Turmfalken") der "Blumen und Gartenfreunde" gilt schick machen und auf dem Boden bleiben.
Sie seien den Jury-Weg abgegangen, und man habe geschaut, wo man etwas renovieren könne. Den Turm vom Feuerwehrhaus habe man neu gestrichen, einige Geländer am Bachlauf und Bänke wurden erneuert. Ansonsten sei das gemacht worden, was der Gartenbauverein immer mache: Pflege der Grünanlagen und andere Dinge.
"Wir wollen uns nicht verstellen. Ein realistisches Bild zu zeigen ist wichtig", sagt Marion Günther-Lunkenbein. Auch in Döringstadt beschäftigt man sich seit dem Wettbewerb mehr mit der Historie des Ortes. Dabei ist ein über 70 Jahre altes Lied über Döringstadt wieder aufgetaucht. Das singt heute ein Damenchor. Dessen jüngste Sängerin ist 65 Jahre alt. Eine Überraschung habe man für die Jury auch noch eingeplant, aber die wollen die beiden Frauen noch nicht verraten.
Auch in Döringstadt fiebern viele der rund 410 Einwohner dem Wettbewerb entgegen. "Das ganze Dorf ist aufgewühlt. Der Wettbewerb ist das Dorfgespräch", sagt Manuela Senger. Turmfalken gegen Rosenkinder, Spielplatz mit Brotofen gegen Wasserspielplatz und Lindenberg - von einem Wettkampf reden weder Oliver Hofmann aus Schönbrunn noch Marion Günther-Lunkenbein und Manuela Senger Döringstadt.
Wettbewerb: "Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden"
Voraussetzungen Beim Wettbewerb können Gemeinden (Teile) mit dörflichem Charakter und bis zu 3000 Einwohnern mitmachen. Auch Initiativen, Vereine und Verbände können sich auf Kreisebene anmelden. Mehrere Dörfer einer Gemeinde können gleichzeitig mitmachen.
Bewertungskriterien 1. Entwicklungskonzept wirtschaftliche Initiative 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten 3. Baugestaltung und Entwicklung 4. Grüngestaltung- und entwicklung 5. Dorf in der Landschaft
Auszeichnung Als Anerkennung des Engagements werden den teilnehmenden Dörfern ab Bezirksebene Gold-, Silber- und Bronzemedaillen sowie Urkunden bei Festveranstaltungen verliehen.