Dippold verzichtet auf Sitz im Stadtrat: Neuanfang nach dem Debakel
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Dienstag, 25. März 2014
Unterschiedliche Reaktionen gibt es auf Günter Dippolds Entscheidung, nach der verlorenen Bürgermeisterwahl auf den Sitz im Lichtenfelser Stadtrat zu verzichten. Es überwiegen Respekt, Verständnis oder Bedauern.
Der angehende Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD), dem Günter Dippold schon am Wahlabend seine Unterstützung zugesichert hatte, wollte dessen Schritt nicht kommentieren. "Es obliegt jedem selber, ob er das Amt annimmt oder nicht", sagte er. Er habe Respekt vor jeder einzelnen Entscheidung.
Mit Günter Dippold habe er im Wahlkampf ein gutes Verhältnis gepflegt und er wisse, dass dessen Zusage der Unterstützung Bestand hat, fuhr Hügerich fort.
Dass Dippold im neuen Kreistag mitarbeiten wird, findet er gut. Günter Dippold werde mit seinem Wissen etwas Gutes beitragen und ein Ansprechpartner sein. "Darauf freue ich mich."
SPD-Stadtrat Winfred Bogdahn sagte, auf die Nachricht von Dippolds Verzicht angesprochen: "Das ist seine Entscheidung. Dies spricht für sich.
Die Lichtenfelser CSU hat am Wochenende bereits Konsequenzen aus dem Wahldebakel gezogen: Bei einer Fraktionssitzung am Samstag trat der bisherige Fraktionsvorsitzende Robert Gack (65) nicht mehr an. Einstimmig wählte die Fraktion Christian Barth zu seinem Nachfolger.
"Union stand hinter Dippold"
Robert Gack, der seit 24 Jahren dem Lichtenfelser Stadtrat angehört, zeigte sich am Dienstag betroffen von Günter Dippolds Schritt. Er könne nicht verstehen, dass Dippold, der nicht der CSU angehört, mangelnde Unterstützung seitens der Union monierte. Robert Gack: "Ich sehe die CSU im Wahlkampf geschlossen hinter Günter Dippold, ich kann nicht sehen, dass irgendeiner von der CSU ihn nicht unterstützt hätte." Warum der Wähler die Union nun in dieser Weise abstrafte, sei ihm rätselhaft, denn in den vergangenen Jahren seien die Entscheidungen im Stadtrat - mit Ausnahme des Fachmarktzentrums - fast immer mit großer Mehrheit getroffen worden.
Harmonische Zusammenarbeit
Aber wie nun weiter? Robert Gack sagte, dass seine Fraktion auf den neuen SPD-Bürgermeister Andreas Hügerich und auf SPD-Fraktionsvorsitzenden Winfred Bogdahn zugehen werde, um eine harmonische und gedeihliche Zusammenarbeit anzubieten.
Deutliche Worte fand CSU-Kreisvorsitzender Christian Meißner: "An so einer krachenden Niederlage ist nie der Kandidat allein schuld." Die CSU sei vom Wähler auf ihren Platz verwiesen worden. Günter Dippolds Verzicht sei aufgrund des Wählervotums nachvollziehbar. "Ich war überzeugt, dass Günter Dippold gut ankommt, das ist aber vom Wähler anders gesehen worden", sagte Meißner. Nun sei ein Neuanfang nötig und sinnvoll, wobei es nicht da rum gehe, sich die Welt schönzureden. Das Potenzial für einen Neuanfang sei bei der Lichtenfelser CSU vorhanden. Verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen, sei jedoch eine langfristige Aufgabe. Hier gebe es keine kurzfristigen Erfolge, das sei eine Herkulesaufgabe.
Christian Meißner wurde auch deutlich, was die künftige Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Lichtenfelser Stadtrat betrifft: "Es wird keine Fundamentalopposition geben", denn das wäre erst recht das falsche Signal, das hätte fatale Folgen.
Der neue CSU-Fraktionsvorsitzende, Christian Barth, war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Gewählter kann frei entscheiden
Im Zusammenhang mit dem nicht angenommenen Mandat wurde am Dienstag bekannt, dass die Stadt Lichtenfels offenbar die gewählten Stadträte mit einem Schreiben über ihre Wahl informiert hatte, das nicht mehr auf der aktuellen Rechtslage basierte. Denn: Nach einer Gesetzesänderung 2012 kann ein Gewählter die Wahl nach freier Entscheidung ablehnen. Davor war dies nur "aus wichtigem Grund" möglich. Die korrekten Schreiben wurden im Nachgang versandt.