Die Zeitkapsel eines Lebenslaufs
Autor: Matthias Einwag
Lichtenfels, Dienstag, 02. Oktober 2018
Archivdirektor a. D. Josef Urban zeichnete das Leben des früheren Bamberger Weihbischofs Artur Landgraf mittels zahlreicher Quellen nach. Die Dokumentation, die er zum 60. Todestag des Prälaten herausgab, ist lesenswert.
Josef Urban ist am Obermain kein Unbekannter. Der ehemalige Leiter des Bamberger Diözesanarchivs, der in Kleinziegenfeld aufgewachsen ist, machte sich einen Namen mit der heimatgeschichtlichen Zeitschrift "Vom Main zum Jura", die er seit über 30 Jahren herausgibt. Jetzt verfasste der promovierte Theologe eine Monographie über den früheren Bamberger Weihbischof Artur Michael Landgraf (1895 bis 1958).
Das Buch über Artur Landgraf ist eine kurzweilige Lektüre für all jene, die sich für Lokalgeschichte interessieren. Josef Urban hat dafür Erinnerungen von Zeitgenossen ausgewertet und wiedergegeben. Zudem sichtete er zahlreiche Quellen, um aussagekräftige Dokumente sowie Bilder zum Leben des Weihbischofs zusammenzutragen.
Person der Zeitgeschichte
Das Kriegsende 1945 hat besondere Bedeutung im Lebenslauf von Artur Landgraf. Zum einen setzte er sich im April 1945 dafür ein, dass die Wehrmacht Bamberg und die Jura-Linie nicht gegen die herannahenden Amerikaner verteidigte. "Das schreibt er selbst, es muss aber noch genauer erforscht werden", sagt Josef Urban. Bei einem Bombenangriff auf Bamberg am 13. April 1945 wurde Landgrafs Schwester Josephine Alexandra von einem Splitter getroffen, sie verblutete. Weil die Regnitzbrücken damals bereits gesprengt waren, um die vor der Stadt stehenden US-Truppen aufzuhalten, konnte die Verstorbene nicht zum städtischen Friedhof gebracht werden. Sie wurde deshalb zunächst im großen Garten des Wohnhauses am Teufelsgraben beigesetzt und später umgebettet.
Die Idee, ein Buch über Artur Landgraf herauszugeben, war Josef Urban Ende der 1990er-Jahre gekommen. Zuvor sei eine große Briefsammlung aus dem Haus am Teufelsgraben ans Diözesanarchiv übergeben worden. Diese Briefe, sagt Urban, hätten sehr viel Auskunft über das Privatleben und das wissenschaftliche Werk Landgrafs als Frühscholastiker gegeben. Darunter seien Korrespondenzen mit Privatpersonen bis hinauf zum Papst.
In dem Buch skizziert Josef Urban zusammen mit etlichen Koautoren das Leben des Geistlichen, der "ein fleißiger Forscher" gewesen sei und dessen Arbeit für die Grundlagenforschung heute noch bedeutend sei.
"Er ist Wissenschaftler und Seelsorger", sagt Josef Urban, denn er habe sich "nicht nur eingleisig, nicht nur mit der Kirche", befasst, sondern mit vielen Bereichen des Lebens. In dem Buch versucht der Herausgeber, all diesen Aspekten gerecht zu werden, das Leben des Weihbischofs fassbar zu machen, indem aufgezeigt wird, wie dieser mit alltäglichen Dingen in schwerer Kriegs- und Nachkriegszeit zurechtkommen musste. Die Nachrufe von Professoren und Kollegen berücksichtigen dies und schildern das Leben des Prälaten in all seinen Facetten.
Am Obermain weilte Weihbischof Artur Landgraf häufig. Sei es bei der Segnung der Mainbrücken in Lichtenfels und Burgkunstadt oder bei der kirchlichen Weihe der Burgkunstadter Fünfwundenkapelle. Wallfahrten bedeuteten ihm viel, so dass er neben Altötting und Gößweinstein auch Vierzehnheiligen oft besuchte.