Die Strecke aus der Sicht des Lokführers erleben
Autor: Klaus Oelzner
Ebensfeld, Montag, 16. Dezember 2013
Im Zuge des Ausbaus der ICE- Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt wurde ein Info-Punkt in Breitengüßbach geschaffen. Dort kann sich jedermann vom Baufortschritt überzeugen.
Entlang der 107 Kilometer ICE-Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg-Ebensfeld-Erfurt sind Dämme geschüttet, Brückenbauwerke durch die Landschaft und Tunneldurchschläge unter der Erdoberfläche geschafft, Überholbahnhöfe angelegt. Jetzt folgt die Streckenausrüstung mit schotterloser Fahrbahn sowie die Installation der Stromversorgungsanlagen über Oberleitungsmasten und singnaltechnischer Einrichtungen.
2017 soll die Neubaustrecke nach inzwischen vom Bauherrn, der Deutschen Bahn, bestätigtem Terminplan in Betrieb genommen werden. Dann brausen ICEs mit bis zu 300 km/h durchs Maintal und den Banzgau. Lichtenfels und Saalfeld sind dann vom ICE-Reiseverkehr abgehängt. In vier Jahren wird auch der bis dahin über Lichtenfels und die Frankenwaldrampe laufende Güterverkehr über die Neubaustrecke geleitet.
Probefahrten ab 2016
Bereits 2016 sind Probe-, Schulungs- und Ertüchtigungsfahrten über die gesamte Strecke vorgesehen. Von Ebensfeld aus führt die zweigleisige Fahrbahn durch den Tunnel Eierberge in Richtung Coburger Land, weiter unter dem Kamm des Thüringer Waldes hindurch bis zum neuen Verkehrsknotenpunkt in Erfurt. Die Streckenführung steigt ab Abzweigung von der stark befahrenen zweigleisigen Bestandsstrecke bei Ebensfeld von 250 Höhenmetern bis zum Brechpunkt bei Goldisthal auf 603 Meter an und fällt wieder auf knapp über 200 Höhenmeter im Bereich Erfurt.
Im Rahmen des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nummer 8 laufen die Vorarbeiten für 83 Kilometer Ausbaustrecke zwischen Nürnberg und Ebensfeld auf vollen Touren. Dieser Streckenabschnitt muss den steigenden Verkehrsanforderungen angepasst werden. Damit verbunden sind bedeutsame Einschnitte in das gewachsene Landschaftsbild entlang des Schienenwegs. Projektpressesprecher Frank Kniestedt: "Beim viergleisigen Ausbau im Einbindungsbereich kommen wir ganz schön ins Rotieren."
Zwischen Hallstadt und Ebensfeld ist ein rund 20 Kilometer langer Abschnitt erforderlich, in dem Neu- und Ausbaustrecke miteinander verknüpft werden und in dem aufwändige Bauwerke für den Straßenverkehr zu realisieren sind. Ebenso ist das Mainbett in diesem Bereich den neuen Erfordernissen anzupassen. Südlich von Ebensfeld wird beispielsweise die Straßenbrücke der Kreisstraße LIF 25 abgerissen und bedarfsgerecht verbreitert wieder hergestellt. Vier Streckengleise - im Endstadium getrennt für Nah- und Fernverkehr - müssen verschoben bzw. neu verlegt werden. Zwei Überholbahnhöfe für langsamer fahrende Güterzüge, zwei elektronische Stellwerke zur personallose Verkehrsregelung, 21 Kilometer Schallschutzwände und -wälle, neue Bahnsteige u. a. für die künftigen "Haltepunkte" Ebensfeld und Zapfendorf entstehen.
Von Anfang an sind Verantwortliche der Deutschen Bahn damit beauftragt, Interessierte in Planungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden. In diesem Rahmen ist (nach der Infostation im Container am Südportal des Tunnels Eierberge) die Schaffung eines weiteren knallroten Informationspunktes am Bahnhof Breitengüßbach zu sehen. Als Informationsmöglichkeit für kommunale Mandatsträger, betroffene Anlieger und interessierte Besucher.
Technische Raffinessen
Der "Informationspunkt zum Projekt Nürnberg-Berlin" wurde in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, Abgeordneter, Kommunalpolitiker und Bahnmitarbeitern seiner Bestimmung übergeben. Projektleiter Dieter Thormann reichte die Schlüsselgewalt symbolisch an den künftigen Hausherrn, Hans-Peter Weißflog, weiter. Als Novität in Breitengüßbach gilt der ICE-Simulator, mit dem jedermann aus Lokführersicht bequem vom Sessel aus durch die 107 Kilometer lange Baustelle fahren und nach Beliebten Stopps einlegen kann. Visuell werden interessierte Bürger mit einer Videoanimation zum heutigen Stand der Bauplanungen und ihrer Auswirkungen informiert. Reichlich bereitliegende Druckstücke, überdimensionale Panoramakarten mit aktuellen Situationsfotos und zahlreiche Infotafeln geben Auskünfte zu Fragenkomplexen wie Linienführung und Oberbaugestaltung, Schall- und Sichtschutz links und rechts der im Endstadium für Fern- und Regionalverkehr getrennten Streckenführungen sowie damit einhergehende Umweltmaßnahmen und unabdingbare Flussbettverlegungen. Die Breitengüßbacher Einrichtung ist vom Donnerstag bis Samstag jeweils von 12 bis 19 Uhr geöffnet.