Druckartikel: Die Stimmung im Wald wird wegen uneinsichtiger Besucher immer gereizter

Die Stimmung im Wald wird wegen uneinsichtiger Besucher immer gereizter


Autor: Monika Schütz

Lichtenfels, Donnerstag, 17. Sept. 2020

Die Stimmung im Wald wird immer gereizter. Keiner will mehr Rücksicht nehmen, Warnschilder und Absperrungen werden bestenfalls als Empfehlung verstanden.
"Durchgang verboten" - zur Sicherheit aller Foto: Monika Schütz


Zum Pressegespräch mit Rundfunk und Zeitungen hatten Andrea Musiol (Geschäftsführerin der Tourismusregion Obermain-Jura), Christoph Hübner (Bereichsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) und der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Lichtenfels-Staffelstein, Harald Quinger, eingeladen. Immer mehr ärgerliche Anrufe und Beschwerden über uneinsichtige Mitmenschen waren in letzter Zeit bei den Ämtern eingegangen.

Andrea Musiol berichtete über Waldbesitzer, die bei Fällarbeiten gezielt gestört und angepöbelt wurden, denen Waldbesucher bis hinter oder direkt vor die Harvester und anderen Maschinen liefen, die Absperrbänder ignorierten und damit nicht nur die dringend notwendigen Arbeiten im Wald behinderten, sondern auch noch sich und andere in Gefahr brachten.

Das konnte auch Christoph Hübner bestätigen: "Die Waldbesitzer sagen dann einfach, o.k., dann machen wir jetzt keine Käferarbeiten mehr. Ständig werden wir gestört!" Und weiter: "Es sind grad jetzt brutal viele Leute im Wald": die Waldarbeiter, die den Käferbäumen zu Leibe rücken müssen  - dazu sind sie sogar gesetzlich verpflichtet -  plus die vielen Waldbesucher, die endlich wieder hinaus in die Natur, tief durchatmen und ohne Corona-Maske auf Wanderwegen in guter Luft spazieren gehen möchten. Meist seien die Menschen einsichtig: Treffen sie auf einen abgesperrten Weg, hinter dem Fäll- oder Aufräumarbeiten stattfinden, nähmen sie eben eine andere Route oder kehrten um. Etliche aber würden auf ihr sogenanntes freies Betretungsrecht pochen und sich unter den Absperrbändern durchzwängen, teils mit Rädern und Kinderwagen. "Ich darf das!", heißt ihre Devise. Dabei sei eine kurzfristige Sperrung, wenn sie bei Waldarbeiten oder bei einer Jagd nötig ist, absolut rechtens und müsse befolgt werden, erklärte Christoph Hübner. "Viele Waldbesitzer arbeiten aktuell hart an der Grenze des Machbaren, um die Käfergefahr zu minimieren, und das meist noch nach Feierabend in ihrer Freizeit", sagte Hübner.

Das allgemeine Betretungsrecht dürfe und müsse für forstliche Maßnahmen aus Gründen der Unfallverhütung kurzfristig eingeschränkt werden. Die Sperren seien in diesen Fällen vom Naturschutzgesetz abgedeckt.

Regelrechte Parcours aufgefallen

Auch wies er darauf hin, dass die Waldwege in erster Linie zur Bewirtschaftung des Waldes angelegt worden seien und auch verschmutzt sein könnten. Sein dringender Appell an die Waldbesucher lautet: Mindestens 100 Meter Abstand halten von Fäll- und Rückearbeiten und von Maschinen fern bleiben! Keinesfalls Holzpolder besteigen oder Kinder darauf herumturnen lassen.

Harald Quinger vom WBV: "Ein weiteres Problem sind Mountainbikefahrer." An verschiedenen Stellen in den Wäldern sind ihm regelrechte Parcours aufgefallen, etwa am Herberg - da hätten sie sogar ihre eigene "Bahn" kreiert, und sie wüssten sehr wohl, was sie tun.

Auch an der "Eisernen Hand" und an der Friedenslinde, ergänzte Andrea Musiol, gebe es immer Youngster, "die da durchpreschen". Sie stellte aber Abhilfe in Aussicht: Bald sollen Trails für Mountainbikefahrer ausgewiesen werden, nach dem Motto: Hier dürft ihr fahren!

Und jetzt ist auch noch Pilzsaison. Auch diese Besucher seien im Wald unterwegs. Hoffentlich kommt es bald nicht mehr zu solchen Situationen wie unlängst in Buch am Forst, als sich ein Unternehmer beschwert hatte, er würde massiv bei Arbeiten mit dem Harvester gestört. Abschließend appellierte Hübner aber auch an mehr Verständnis der Waldbesitzer: Die Zeiten sind gerade für niemanden einfach.ds