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Die Sicherheitslücke ist geblieben


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Montag, 25. Februar 2019

Seit Ende 2016 bemüht man sich im Landkreis Lichtenfels mit vereinten Kräften darum, dass die Tunnelportale an der Schnellzugstrecke eingezäunt werden.
Der Eingang des Eierbergtunnels nahe Wiesen (Stadt Bad Staffelstein/Landkreis Lichtenfels) Foto: Ramona Popp


Das Szenario Schafe auf den ICE-Gleisen ist für Anton Wunderlich eine große Sorge geblieben. Bereits vor Inbetriebnahme der Neubaustrecke hatte der Wanderschäfer aus Lichtenfels auf die Problematik aufmerksam gemacht. Schon ein freilaufender Hund könnte der Auslöser sein, und wenn erst die Panik in einer Herde um sich greift, kann das Unheil seinen Lauf nehmen. Tiere auf den Gleisen einer Schnellzugstrecke können zu gefährlichen Unfällen führen, im Tunnelbereich erst recht. Deshalb bemüht man sich seit Ende 2016 im Landkreis Lichtenfels mit vereinten Kräften um Einzäunungen an allen drei Tunneln. Schäfer, Jäger, Bauern und Landschaftspflegeverband stehen hinter der Forderung. Auch bei einer Tagung der bayerisch-thüringischen Arbeitsgruppe der Rettungsorganisationen zur Gefahrenabwehr war dies ein Thema; der Lichtenfelser Kreisbrandrat Timm Vogler hat eine Einzäunung aller sechs hiesigen Tunnelportale empfohlen.

Bislang schieben allerdings sämtliche Ansprechpartner bei Bahn wie auch Ministerien die Verantwortung von sich. Landrat Christian Meißner (CSU) will das so nicht akzeptieren, zeigt sich entnervt von dem Hin und Her an Briefen: "Mit Blick auf die Sicherheit sollte man sich doch ein paar Zäune leisten können", sagt er an die Adresse der Bahn gerichtet.

Beim Landschaftspflegeverband, der sich auch um die Schafbeweidung kümmert, hat sich Heinrich Maisel mit der Thematik befasst. Vielleicht gebe es noch die Möglichkeit, Ersatzgelder für Ausgleichsmaßnahmen nach Eingriffen in die Natur für diesen Zweck einzusetzen, überlegt er. Doch vorerst will man an Bahn bzw. Ministerien dranbleiben, wie der Landrat ankündigte. Ein neuerlicher Brief wurde vor wenigen Wochen auf den Weg geschickt. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Anton Wunderlich dazu.

Chronologie der Bemühungen

29.12.2016 Schreiben des Landrats an die DB-Netz AG

24.01.2017 Kreisbrandrat Timm Vogler empfiehlt in einer Stellungnahme für alle sechs Tunnelportale auf der Strecke eine Einzäunung

26.07.2017 Schreiben des Landrats an die DB-Netz AG; Antwort am 8. August: Der Tunnel Eierberge wird nicht eingezäunt.

18.08.2017 Schreiben des Landrats an die DB-Netz AG mit der Bitte um Überprüfung der Entscheidung

26.09.2017 Erneutes Schreiben des Landrats an die DB-Netz AG mit der Anmahnung, das Schreiben zu beantworten bzw. das Ergebnis der Überprüfung mitzuteilen; am selben Tag schreibt der Landrat an den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern, Klaus-Dieter Josel, und bittet diesen um Unterstützung der Forderung nach einer Einzäunung. Der bezieht sich in seiner Antwort vom 12. Oktober 2017 darauf, dass ein Gutachten zur Risikobewertung erstellt wurde und es für eine Einzäunung der beiden Tunnelportale "Eierberge" keine Handlungsgrundlage gebe.

16.11.2017 Antwort des Landrats an den Konzernbevollmächtigten Josel mit der Bitte um erneute Überprüfung der Einzäunung und den Hinweis auf einen Pressebericht über einen Zusammenstoß eines ICEs mit Wildschweinen. Erneute Antwort Klaus-Dieter Josels mit gleichlautender Argumentation: Es wurde ein Gutachten zur Risikobewertung erstellt und es gebe für eine Einzäunung der beiden Tunnelportal "Eierberge" keine Handlungsgrundlage.

14.12.2017 Pressegespräch gemeinsam mit Schäfer Wunderlich

06.03.2018 Kreisbrandrat Timm Vogler spricht mit Staatssekretär Gerhard Eck (Bayer. Innenministerium); am Folgetag wendet sich der Landrat schriftlich an den zuständigen Sachgebietsleiter im Staatsministerium des Innern

07.05.2018: Schreiben des Landrats an Bundesminister Andreas Scheuer (CSU) mit der Bitte um Lösung und Einzäunung

20.08.2018: Scheuer sieht in seiner Antwort keine Möglichkeit, auf die DB-Netz AG Einfluss zu nehmen, um die Strecke einzuzäunen

25.01.2019 Erneute Bitte schriftlich an Staatssekretär Eck um Unterstützung in Sachen Einzäunung