Druckartikel: Die riesige "Braut" im Bucher Forst

Die riesige "Braut" im Bucher Forst


Autor: Andreas Welz

Buch am Forst, Sonntag, 26. August 2018

Vor 50 Jahren war sie schon so viel wert wie ein Traktor - heute ist sie unbezahlbares Anschauungsmaterial für Kinder.
Ein Dutzend Ferienkinder können den Stamm der Eiche nicht umfassen. Foto: Andreas Welz


"Sooo riesig, das habe ich noch nie gesehen", staunte Lena aus Mönchberg bei Frankfurt. Mit einem Dutzend Ferienkindern vom Bauernhof Angermüller in Buch am Forst erkundete die 14-Jährige den Bucher Wald, in dem eine riesige Eiche steht.

Auch die 13-jährige Anika aus Niedernburg bei Aschaffenburg war beeindruckt: "Es ist schön, dass es alte Bäume gibt", stellte sie fest. Die achtjährige Emily aus Niedernburg konnte es kaum glauben: "So ein dicker Baum", sagte sie. Auf der gepolsterten Ladefläche des Fendt-Traktors zuckelten die kleinen Urlauber durch Wald und Feld. Am Waldrand hieß es "absitzen". Zunächst wurde die Höhe des Baumes mittels eines rechtwinkligen Dreiecks mit zwei gleichen Seiten ermittelt. Mit der langen Seite versiert man die Baumspitze an. Die Entfernung zum Stamm entspricht dann exakt der Höhe des Baumes. Hofinhaber Hermann Angermüller stellt mit einem Maßband fest: "Es sind 32 Meter." Dann umrundeten die Knirpse den Baumstamm mit dem Maßband. 4,60 Meter hatten sie von der Skala abgelesen.

Und dann wurden Geschichten, Sagen und Märchen von der Eiche erzählt. "Wenn ich unter einer besonders dicken Eiche bei uns im Wald stehe, stelle ich mir immer vor, was dieser Baum alles gesehen haben muss", sinnierte die neunjährige Maria aus Buch. Ihre Magie erkannten schon unsere Vorfahren lernten die Kinder kennen. Die Tafel König Arthurs soll, der Sage nach, aus einem einzigen Stück Eiche gewesen sein. Die Germanen hielten ihre Versammlungen unter Eichen ab. Für traditionelle Feuer wie Sommersonnwend-Feuer oder Mittwinter-Feuer gilt Eichenholz als perfektes Feuerholz. Die Kelten verehrten ihre Götter in Eichenhainen. Es ist überliefert, dass die Kelten ohne Eichenlaub keine kultischen Handlungen vollzogen. Die sakrale Bedeutung der Eichen für die Kelten ist auch daran zu erkennen, dass das keltische Wort Druide, für Priester, von duir, was Eiche bedeutet, abgeleitet ist. Wer widerrechtlich einen Eichhain fällte, der war dem Tode geweiht.

Eines der ältesten Symbole

Die Eiche ist eines der ältesten Symbole der Menschheit und gilt als Lebensbaum schlechthin. Eine "Donareiche" war offenbar die Eiche, die der heilige Bonifatius, der Apostel Deutschlands im Jahr 725 bei Geismar in Hessen fällte. Auch Lustiges erfreute die jungen Forscher. Zum Beispiel die Geschichte vom Teufel und der Eiche.

Hermann Angermüller erinnerte sich daran, dass schon vor 50 Jahren die Eiche einen Wert von 8000 Mark hatte, soviel wie ein Traktor kostete. Der Förster schätzte damals das Alter des Baumes auf 250 Jahre. Es sei der größte Baum im ehemaligen Forstbezirk Lichtenfels-Seßlach.

"Braut" sagen die Forstleute zu einem solchen Stamm, der bei einer Versteigerung am meisten Geld bringt. Und die "Braut" wird noch lange auf ihre Hochzeit warten müssen. Denn die Eiche soll nicht gefällt werden. Die Frage, was denn bei uns vor so langer Zeit passierte, beantworteten die einheimischen Kinder: "Da wurde die Basilika Vierzehnheiligen gebaut und die Autobahn", fügte ein Fünfjähriger hinzu. Als die Eiche gepflanzt wurde, jagte der Banzer Abt durch die großen Wälder rund um das Kloster. Das Bucher Schloss diente als Jägerhaus, in dem die großen Jagdgesellschaften ihr "Schüsseltreiben" veranstalteten. Nach der Verstaatlichung des Klosters mit dem 4000 Hektar großen Wald und dem Bucher Schloss kaufte es Baron von Stockmar. Die jungen Baronessen badeten in den nahen Teichen unweit der alten Eiche. Damit die zarten Füße nicht verschmutzt oder verletzt wurden, ließ der Baron mehrere Fuder Mainsand auf den Teichgrund füllen. Sie sind als Fischteiche erhalten geblieben und werden heute noch als "Baronessenteiche" bezeichnet.