Druckartikel: Die Reaktionen auf die gelockerte Ausgangsbeschränkung fallen im Kreis Lichtenfels gemischt aus

Die Reaktionen auf die gelockerte Ausgangsbeschränkung fallen im Kreis Lichtenfels gemischt aus


Autor: Matthias Einwag

LKR Lichtenfels, Donnerstag, 16. April 2020

Zwar sind Lockerungen der Ausgangsbeschränkung in Sicht, doch das Lichtenfelser Schützenfest und die "Lieder auf Banz" wurden abgesagt.
Kein Licht in den Läden hinter den Schaufenstern - die meisten Geschäfte in der Staffelsteiner Bahnhofstraße haben derzeit geschlossen. Foto: Matthias Einwag


Aufatmen im Einzelhandel: Läden mit einer Größe von bis zu 800 Quadratmetern dürfen ab dem 27. April in Bayern wieder öffnen. Sieglinde Allgaier, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft Treffpunkt Lichtenfels, freut das: "Ich finde es gut, dass die Maßnahmen gelockert werden, bin aber grundsätzlich voll der Meinung von Markus Söder: Man muss vorsichtig sein. Es bringt nichts, wenn es dann plötzlich wieder rückwärts geht."

Für die Lichtenfelser Händler seien die vergangenen Wochen hart gewesen. Sieglinde Allgaier: "Ich hoffe, dass die Menschen, die zuletzt online bestellt haben, jetzt wieder die Geschäfte unterstützen."

Bianca Geis vom Buch- und Schreibwarenhandel "Buch und Papier" mit Filialen in Bad Staffelstein und Michelau darf also bald zu den gewohnten Öffnungszeiten zurückkehren - sie ist aber skeptisch: "Prinzipiell ist es schön, dass wir wieder da sind. Aber das beißt sich mit der Ausgangsbeschränkung: Die Frage ist: Wer kommt?" In Bad Staffelstein bestehe der Kundenstamm zum großen Teil aus älteren Menschen, die Angst vor einer Ansteckung haben. Die Kurzarbeit bei der Michelauer Industrie sei ein weiterer Faktor.

In der Gastronomie bleiben die Vorschriften unverändert streng: "Ab und zu haben wir Geschäftsreisende", sagt Katja Dinkel vom Landhotel Augustin in Schwabthal. "Ansonsten haben wir zu und Kurzarbeit angemeldet." Enttäuscht ist sie von der Entscheidung der Politik aber keineswegs: "Ich finde das absolut richtig und wichtig. Profit und Geschäft hin oder her: Wir sind eine große Familie, da ist uns die Gesundheit wichtiger."

Musikfestival abgesagt

Ministerpräsident Markus Söder ging in seiner Pressekonferenz zwar nicht näher darauf ein, wie der Freistaat Bayern Großveranstaltungen, die die Bundesregierung bis zum 31. August verboten hat, genau definiert, doch für das Festival "Lieder auf Banz" spielt das keine Rolle: "Die Lieder auf Banz werden Anfang Juli auf jeden Fall nicht stattfinden", sagt Gaby Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg.

"Die Bilder sind ja bekannt: Man sitzt da Nase an Nase auf der Decke." Ein Konzept, das mit der Corona-Pandemie einfach nicht zu vereinbaren sei: "Wir könnten da nicht separieren. Der Samstag ist ausverkauft mit 4500 Leuten. Da kann man keine zwei Meter Abstand zusichern. Es ist nun mal ein Picknick."

Heuer leider kein Schützenfest

Keinen Zweifel mehr gibt es seit Mittwoch daran, dass das Lichtenfelser Schützenfest heuer ausfällt, das die Königlich privilegierte Scharfschützengemeinschaft sonst jährlich im Juli ausrichtet. Erwin Kalb, der Erste Schützenmeister, und das Vorbereitungsteam müssen nun alle Vertragspartner über die Absage informieren - das ist nicht gerade wenig Aufwand, denn rund 70 Verträge sind insgesamt im Vorfeld mit Schaustellern, Musikkapellen oder dem Sicherheitspersonal geschlossen worden. Zwar müsse die Schützengesellschaft nicht dafür haften, weil die Absage vom Freistaat Bayern angeordnet worden ist, sagt Erwin Kalb. Trotzdem ergebe sich aber ein wirtschaftlicher Schaden durch die bisher getätigten Ausgaben.

Und wie ist die Situation im Einzelhandel? "Vor Ostern war sehr viel los", sagt Margit Schnapp, die als Verkäuferin im Fischladen der Staffelsteiner Ellner-Mühle arbeitet. Die Leute dürfen dort nur einzeln eintreten, und das stimmte viele sehr unzufrieden, weil sie Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. "Wir richteten im Hof vier Verkaufsstellen ein, um die Kunden mit großem Abstand zueinander zügig bedienen zu können - mehr kann man, was den Fischverkauf betrifft, nicht machen."

Dennoch reagierten etliche Kunden uneinsichtig und wepsig, erzählt Margit Schnapp. Das sei nicht nur ihr Eindruck gewesen, sondern der aller ihrer Kollegen. "Das Osterwochenende war schlimm - es hat sich aber inzwischen wieder normalisiert", fährt sie fort. Sie freut sich darauf und hofft, dass sich alles irgendwann wieder normalisiert, wenngleich sie es richtig findet, dass alle Bürger die jetzigen Spielregeln einhalten. Sie selbst hatte als Kundin keine negativen Erlebnisse: "Ich hatte bisher beim Einkaufen keinen, der mir auf die Pelle rückte."

Hochzeiten mit Hindernissen

Die Fotografin Rosi Jörig vom Staffelsteiner Studio "promedia" sagt: "Ich bin sehr nah dran an den Leuten durch die ganzen Familienfeiern und die Hochzeitsaufnahmen." Die Leute, die so eine Feier geplant haben, stünden jetzt weiter im Regen. Zwar dürfe ein Paar kirchlich heiraten, aber für die Feier mit den Angehörigen und Freunden fänden Braut und Bräutigam keine gastronomische Lokalität.

"Für die kleine Struktur der Gemeinschaften ist aber gerade das sehr wichtig", fährt Rosi Jörig fort, "das wird sehr oft an mich herangetragen." Schließlich seien die Feiern ausgiebig und lange vorher geplant worden. Selbst die Firmungen und Kommunionen mussten um Monate verschoben werden.

Was aber tut man in einer Zeit, in der keine Aufnahmen gemacht werden dürfen? "Wir entrümpeln unsere Räume", sagt die Fotografin und fügt hinzu: "Ich hoffe, dass die behördlichen Aufträge, also Passfotos, bald wieder kommen und dass die Industrie- und Werbefotografie für uns, ihre Medienbegleiter, wieder Aufträge hat."

Rosi Jörig: "Die Adam-Riese-Unternehmergemeinschaft hat unheimlich viel für die Einzelhändler gemacht, da fühle ich mich in dieser Zeit gut aufgehoben." Man konnte sich austauschen und bekam Feedback sowie Unterstützung beim Ausfüllen von Förderanträgen, sagt sie. "Kurzarbeit haben wir für April angemeldet. Für uns Einzelhändler ist diese Situation schon eine große Herausforderung."

Arbeiten im Ausnahmezustand

Der Staffelsteiner Augenoptikermeister Rainer Büschel: "Wir sind ja systemrelevant und dürfen weiterhin geöffnet haben. Aber wir haben schon bald begonnen, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen und zu große Nähe zum Kunden zu vermeiden - Sehtests machten wir nur, wenn es unbedingt erforderlich war." Momentan ist Rainer Büschel allein im Geschäft, die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, weil die Nachfrage stark gesunken sei. Den Rückgang seiner Umsätze beziffert er auf "drei Viertel weniger als normalerweise". Er nehme jedoch an, dass sich die Auftragssituation im letzten Drittel des Jahres wieder normalisieren könnte.

Aufgrund der Regeln, die es gibt - Handschuhe, Gesichtsvisier und Atemschutzmaske - könne er derzeit relativ sicher arbeiten. Brillen, die von einem Kunden anprobiert wurden, müssten jedoch fortan nicht nur gründlich gereinigt, sondern auch zwei Tage in Quarantäne gestellt werden.

Wie gelingt der Wiedereinstieg?

"Großes Kopfzerbrechen bereitet mir, dass der Laden von der Größe begrenzt ist, was bei Stoßzeiten Probleme bringt", schildert Büschel die Situation. Gedanken mache er sich darüber, wie der Wiedereinstieg ins normale Geschäft sein wird: "Wir werden unser Team ein wenig aufspalten, so dass nicht alle ausfallen, wenn einer erkranken sollte." Etwas hat sich zum Positiven verändert: "Der Umgang miteinander ist besser geworden, die meisten Kunden wünschen uns Gesundheit."

Brigitte Eichner-Grünbeck, die Museumsleiterin in Kloster Banz: "Hinter den Kulissen gibt es immer viel zu machen, wir bereiten Ausstellungen vor. Ob wir jedoch heuer noch eine eröffnen, steht noch in den Sternen." Sie freut sich jedoch schon darauf, wenn im Sommer wieder Touristen nach Banz kommen und das Museum besuchen.