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Lichtenfels: Frau sorgt für 87 Einsätze - die Liste der Straftaten ist lang


Autor: Redaktion

Lichtenfels, Donnerstag, 17. Januar 2019

Eine 49-Jährige aus Lichtenfels muss sich wegen einer langen Liste von Vorwürfen vor dem Landgericht Coburg verantworten.
Allein im vergangenen Jahr war die Polizei wegen der Angeklagten 87 Mal im Einsatz. Foto: Christopher Schulz


Was man unter amtsbekannt verstehen darf, verkörpert eine 49-jährige Frau aus Lichtenfels. Wiederholt muss sie sich jetzt in Coburg vor Gericht verantworten.

Zu Beginn des Verfahrens am Mittwoch am Landgericht Coburg erklärte ein Polizist, dass die Beamten wegen der Frau allein im vergangenen Jahr 87 Mal im Einsatz waren. "Seit ich in Lichtenfels tätig bin, ist die Frau immer wieder auffällig geworden", so der Polizeibeamte vor der Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Christoph Gillot.

Passanten angepöbelt

Der Beamte hatte nach eigenem Bekunden um 2014 seinen Dienst in der Korbstadt angetreten. Die 49-Jährige habe grundlos auf der Straße Passanten angepöbelt. Selbst unter den Augen der Polizei sei sie in der Fußgängerzone auf Leute losgegangen. "Ich weiß nicht, was ich schon alles im Zusammenhang mit der Frau aufgenommen habe", sagte der Polizist. Die 49-Jährige habe eine impulsive Art und verliere leicht die Beherrschung.

Vor Gericht gab sich die Angeklagte zumindest am ersten Verhandlungstag eher kleinlaut, was Richter Gillot auffiel. "Im Gegensatz zur letzten Verhandlung kommen Sie mir sehr verschlossen vor", meinte er. Sie schäme sich, weil sie wieder vor Gericht sitze, so die Frau. Sie war wegen diverser Straftaten von der Beleidigung bis zur Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt worden, die erst am 31. Januar 2018 endete. Nach fast genau einem Jahr saß sie wieder vor dem Richter.

Mittlerweile ohne Wohnsitz, lebte die 49-Jährige bis zu ihrer jüngsten Verhaftung in der Obdachlosenunterkunft der Stadt Lichtenfels, die aus Wohncontainern besteht. Mit einem ihrer Nachbarn soll sie laut Anklage in Streit geraten sein. Es ging um eine Hantel und ein BMX-Fahrrad. Sie habe dem Nachbarn die Hantel abkaufen wollen. Auf die Frage des Richters, was sie den damit wollte, sagte die Angeklagte: "Ich wollte abnehmen." Von einem Kauf soll aber plötzlich keine Rede mehr gewesen sein. Vielmehr habe sich die 49-Jährige das Sportgerät einfach nehmen wollen. Der Nachbar hatte was dagegen. Statt einzulenken soll die Angeklagte versucht haben, mit der Hantelstange gegen den Kopf des Mannes zu stoßen.

Stein an den Kopf geworfen

Bei einer anderen Gelegenheit soll sie das BMX-Rad des Nachbarn ohne zu fragen in ihren Container geschafft haben. Die Auseinandersetzung mit dem Nachbarn ist laut Anklage zunehmend eskaliert. Mit einem Messer und den Worten "ich stech' dich ab" soll sie auf den Mann losgegangen sein. Bei einer anderen Gelegenheit hab sie dem Nachbarn einen Stein an den Kopf geworfen.

Die Kammer zeigte ein Foto des Mannes mit einer Wunde am Kopf sowie das Bild eines blutbefleckten Steins. Angeklagt ist zudem die Bedrohung und versuchte Erpressung einer Frau aus Lichtenfels. Die Angeklagte soll bei ihr angerufen und 500 Euro verlangt haben. Komme die Frau der Forderung nicht nach, werde sie eine bereits gegen sie erstattete Anzeige nicht zurückziehen. Weiter habe die 49-Jährige gedroht: "Ich breche dir das Genick."

Lichtenfelserin biss sogar Krankenpfleger

Dazu kommt noch ein Vorfall im Bezirksklinikum Kutzenberg. Dort sollte die Frau nach ihrer Einlieferung in den frühen Morgenstunden des 20. April 2018 auf ärztliche Anweisung fixiert werden. Sie habe sich gewehrt, indem sie einen Pfleger in den Oberarm biss. Im Raum steht, dass die Angeklagte mit der ansteckenden Krankheit Hepatitis C infiziert ist, was den Biss noch schwerwiegender machen würde. Die 49-Jährige behauptete, dass sie nicht positiv auf die Erkrankung getestet worden sei.

Auch sämtliche anderen Anschuldigungen, mit Ausnahme des Bisses, stritt sie ab. Mit einem Küchenmesser in der Hand habe sie sich ihrem Nachbarn genähert, weil der sich lautstark mit einem anderen Bewohner der Obdachlosenunterkunft gestritten habe. Das Messer habe sie nur zufällig in der Hand gehalten, weil sie gerade beim Kochen gewesen sei. Wer den Stein an den Kopf des Nachbarn geworfen habe, wisse sie nicht. Sie jedenfalls nicht.

Es gibt noch weitere Verhandlungstermine wegen der Frau aus Lichtenfels

Der Bewährungshelfer der Angeklagten berichtete, dass sie kurz nach ihrer Haftentlassung durchaus regen Kontakt mit ihm gesucht habe. Bald sei ihm aufgefallen: "Sie wirkte, als wenn sie in ihrer eigenen Welt lebt." Die Lage habe sich schnell zugespitzt. Zunehmend sei die Frau mit Straftaten aufgefallen. Stimmungsschwankungen zwischen ruhig und aufbrausend wechselten sich innerhalb von Minuten ab. "Ich glaube, dass die Frau eine gesetzliche Betreuung braucht", meinte der Bewährungshelfer. Weitere Verhandlungstermine: Freitag, 1. Februar, und Montag, 4. Februar, jeweils 9 Uhr .

 

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