Druckartikel: Die Olympia-Rallye von 1972 wird lebendig

Die Olympia-Rallye von 1972 wird lebendig


Autor: Lisa Kieslinger

Altenbanz, Freitag, 26. Februar 2016

In Altenbanz fand eine Sonderprüfung der Rallye statt. Hans Zapf war dabei. Seine Erinnerungen sind heute in einer Facebook-Gruppe gefragt.
Hans Zapf war bei der Olympia-Rallye in Altenbanz live dabei und erinnert sich gerne zurück. Foto: Lisa Kieslinger


Hans Zapf holt ein Buch mit rotem Einband aus einer Tasche. Darin befinden sich sämtliche Artikel, die er als freier Mitarbeiter für den Fränkischen Tag geschrieben hat. Lächelnd blättert er die Seiten durch und kann zu jedem Zeitungsausschnitt eine Anekdote erzählen. Doch besonders ein Artikel aus seiner Zeit als freier Mitarbeiter lässt den Lichtenfelser nicht mehr los. "Dröhnende Motoren beherrschten den Banzer Wald": Als Hans Zapf diese Überschrift liest, strahlt er: "Das Brummen der Autos habe ich heute noch im Ohr."

Im August 1972 hat sich der freie Mitarbeiter im Banzer Wald eine Nacht um die Ohren geschlagen. Der Anlass ist bis heute einmalig: Denn dort fand damals die 41. Zwischenprüfung der Olympia-Rallye statt, eine Veranstaltung, die zwei Austragungsorte der Olympishen Spiele 1972 in Deutschland verband: Kiel, wo die Regatten liefen, und München.

Fünf Tage ging es von Nord nach Süd, und wenn man sich den Zeitplan anschaut, praktisch ohne Pause. Am 14. August startete die Rallye in Kiel und bereits am 18. August endete sie in München.


Eine Nacht mit Nervenkitzel pur

Das Programm für den bedeutenden Abend für Hans Zapf: Um 2.30 Uhr sollten die ersten Fahrer in Banz starten. Bereits vor 24 Uhr hatten es sich die ersten Zaungäste so gut es in der relativ kühlen Nacht ging, gemütlich gemacht. Sie hatten sich mit Bier versorgt und mit Liegen und Klappstühlen versehen, beschreibt Hans Zapf die Szenerie.

Doch erst nach 2.10 Uhr kam der erste Fahrer beim Start in Herreth an. "Es war der französische Fahrer Nicolas mit seinem Renault Alpine 1600 S", das weiß Hans Zapf noch ganz genau. Kurze Zeit später ging es für die Ersten auf die 3,4 Kilometer lange Schotterpiste nach Unnersdorf. Organisiert wurde die Sonderprüfung vom MSC Scheßlitz. Neben den 2000 Gästen waren auch insgesamt 100 Helfer vor Ort. Allein das BRK Staffelstein war mit 30 Mann einsatzbereit. Schwierigkeiten gab es nur im Startbereich, erinnert sich Hans Zapf. "Die Zuschauer drängten zu den Autos. Irgendwann mussten Absperrungen aufgebaut werden."

Für Hans Zapf war diese Nacht Nervenkitzel pur. "Ich musste ja am Start dabei sein und es schaffen, sie im Ziel zu fotografieren." Über normale Wege wäre das nicht möglich gewesen. Doch Hans Zapf hat sich gut vorbereitet und informiert. Er nutzte eine Abkürzung über Feldwege. Immer mit dabei war seine damalige Freundin und jetzige Frau Resi.


Um zehn musste alles fertig sein

Eine anstrengende Nacht lag hinter den beiden. Doch an Schlaf war nicht zu denken, selbst als das Rennen bereits vorbei war. Denn Hans Zapf musste seinen Artikel noch schreiben.

Auf dem Nachhauseweg passierte noch ein Zwischenfall, auf den Hans Zapf in diesen stressigen Stunden gern verzichtet hätte: Auf den Waldwegen hatte er einen Reifen kaputtgefahren. "Den musste ich um 5 Uhr morgens an der Unnersdorfer Brücke noch wechseln."

Trotz alledem schaffte es Hans Zapf, den Text zu schreiben, seine Bilder entwickeln zu lassen und um Punkt 10 Uhr in der Redaktion zu stehen. Gemeinsam mit dem damaligen FT-Redakteur Peter Zillig spricht er den Text noch kurz durch. Und dann nichts wie ab ins Bett und Schlaf nachholen.

Doch trotz der anstrengenden Nacht war das für Hans Zapf ein Erlebnis, das er nicht missen möchte.


Drei Fragen an..
Facebook: Wilhelm Mester aus Cuxhaven sammelt Bilder und Videos der Rallye
Vor einigen Wochen wurde die Redaktion von einem Herrn aus Hannover kontaktiert: Jobst von der Wense war auf der Suche nach Hans Zapf, einem ehemaligen freien Mitarbeiter, der bei der Olympia-Rallye in Banz dabei war. Gemeinsam mit Wilhelm Mester, dem Gründer der Facebook-Gruppe, lässt er dort die Rallye zum Leben erwachen. Wir haben mit dem Gründer aus Cuxhaven gesprochen.

Woher kommt das Interesse für die Olympia-Rallye?

Wilhelm Mester: 1972 war ich 20 Jahre alt und betätigte mich in unserem kleinen ADAC-Ortsclub als Orientierungsfahrer. Nebenbei hatte ich trotz meiner jungen Jahre ganz gute Verbindungen zur Cuxhavener Presse. Einer unserer "alten Hasen" hatte dann die Idee, dass wir beide die Olympia-Rallye als Presseberichterstatter begleiten könnten. Aus der Idee wurde rasch Wirklichkeit und so begleiteten wir den Tross von Kiel nach München. Von unterwegs berichteten wir für vier oder fünf Zeitungen aus unserer Region. Und das ohne E-Mail, Fax oder Handy. Die Artikel entstanden während der Fahrt auf einer alten Reiseschreibmaschine. Ein tolles Erlebnis, an das ich noch gerne zurückdenke und von dem noch sämtliche Unterlagen bei mir vorhanden sind.

Was wollen Sie mit der Gruppe erreichen?
Erreichen wollte ich, dass der Gedanke an diese einmalige Veranstaltung aufrecht erhalten wird. Mittlerweile 200 Mitglieder, darunter einige damalige Teilnehmer, die inzwischen mindestens 65 Jahre und aufwärts sind, sprechen dafür, dass Interesse besteht.

Was suchen Sie für die Gruppe?
Wir suchen alles, was noch über die Olympia-Rallye in irgendwelchen Schubladen ehemaliger Teilnehmer oder in Archiven von Motorsportclubs oder von Presseorganen schlummert. Ziel ist es, irgendwann von jedem gestarteten Fahrzeug mindestens ein Bild veröffentlicht zu haben. Davon sind wir noch weit entfernt. Im Moment ist die Quote 90/307.

Dieses Gespräch führte
Lisa Kieslinger