Die Kunden bringen stapelweise Hemden
Autor: Christa Burkhardt
Lichtenfels, Mittwoch, 17. Oktober 2012
Acht Monate lang fuhren die Kunden der Joschi-Wäscherei ihre Hemden nach Niederfüllbach oder Bamberg. Freudig kehren sie jetzt zurück in die neue Filiale in der Lichtenfelser Mainau. Auch die Angestellten von damals sind jetzt wieder da. Ein Wiedersehen.
"Na endlich seid ihr wieder da", ruft ein Mann mittleren Alters in die brandneue Textilreinigung Kingsgard im neuen E-Center in der Mainau. Schwungvoll legt er einen Stapel Hemden auf den Tresen. "Na, auch wieder hier?", lächelt er Waltraud Büttner an. Sie lächelt zurück und nimmt die Hemden entgegen.
Das tat sie schon in der alten Joschi-Reinigung im "Ezo", und das tut sie jetzt wieder. 16 Jahre ist sie schon im Unternehmen beschäftigt. Die vergangenen neun Monate arbeitete sie in der Joschi-Filiale in Niederfüllbach. Aber ihr war klar: Wenn in Lichtenfels der neue Laden steht, dann will sie wieder dort hin.
Frank Hoffmann, so heißt der junge Mann, ist heilfroh, dass er seine Hemden nun nicht mehr nach Niederfüllbach fahren muss. "Auch wenn ich das jetzt eine Weile gemacht habe. Ich war immer zufrieden mit Joschi, warum hätte ich wechseln sollen?"
Wie ihm geht es vielen Kunden. Auch Hermann Spitzenpfeil freut sich. Während der Bauzeit nahm er die Hemden seines Vaters immer mit nach Bamberg, ebenfalls in eine Kingsgard-Filiale. "Ich arbeite in Bamberg, da hab' ich das gern gemacht für meine Eltern. Aber hier ist es einfach praktischer für mich", sagt er.
"Kunden wie die beiden Männer haben wir viele", sagt Gabriele Schmidt, die Inhaberin. "Kunden, die uns trotz der Entfernung nach Bamberg und Niederfüllbach treu geblieben sind und die vor allem Hemden zu uns bringen." Deshalb hat sich das Familienunternehmen zur Neu-Eröffnung ein besonderes Angebot beim Hemdenservice einfallen lassen.
"Neuladengeruch"
Nun lächelt auch Gabriele Schmidt. "Der Preis ist auch als kleine Entschädigung für unsere Stammkunden gedacht, weil sie ein Dreivierteljahr auf uns verzichten mussten." Neu riecht es noch im Laden rechts neben dem E-Center. "Das ist nicht nur die Farbe an der Wand, das sind auch alle Maschinen: brandneu", sagt Joachim Schmidt, der Inhaber, nicht ohne Stolz.
Bei seinem Personal aber setzt er auf langfristige Zusammenarbeit. "Die meisten Mitarbeiterinnen sind schon seit über zehn Jahren bei uns." Wenn alles gut läuft, will er in der Mainau künftig fünf statt wie in der alten Joschi-Filiale drei Angestellte beschäftigen.
"Das Reinigungsgeschäft hat sich verändert", sagt Gabriele Schmidt. "Und es ist vielseitiger geworden." Als Chefin des traditionsreichen Familienunternehmens mit mehr als hundertjähriger Geschichte muss sie das ja wissen.
"Vor ein paar Jahren haben wir vor allem Wintermäntel, Wolljacken, Anzüge und Jacketts gereinigt. Heute sind es vor allem Hemden und Blusen, auch Polo-Shirts bringen die Kunden gern zu uns." Eben so wie Frank Hoffmann und Hermann Spitzenpfeil. "Überhaupt sind die Geschäftskunden mehr geworden. Und statt der Wolljacken reinigen und imprägnieren wir jetzt die modernen Gewebe."
Die ersten Hemden sind fertig, zwei Jacketts hängen auch schon auf dem langen Kleiderständer. Die Waschmaschine läuft, und für die ersten Tage in neuen Wänden läuft schon vieles rund.
Wieder geht die Tür auf. Dieses Mal ein Stapel Blusen. Die Kundin lächelt, Waltraud Büttner lächelt. "Könnt ihr die noch brauchen?", fragt die Kundin und legt ein paar Gegenstände auf den Tresen. Waldtraud Büttner lacht aus vollem Hals. "Na klar", sagt sie, "auch unsere alten Ezo-Joschi-Kleiderbügel sind uns herzlich willkommen."