Druckartikel: Die Heiterkeit der großen Dichter

Die Heiterkeit der großen Dichter


Autor: Gerda Völk

Lichtenfels, Montag, 27. Januar 2014

Es gibt ihn doch, den Humor in der deutschen Literatur. Gut wenn er von einem begnadeten Künstler wie Martin Neubauer vorgetragen wird.
Martin Neubauer spürte viel Humorvolles und manch Kurioses aus der deutschen Literatur auf.  Foto: Gerda Völk


Ist das Volk der Dichter und Denker tatsächlich so humorlos, wie immer behauptet wird? Zieht sich wirklich eine humorfreie Zone durch die deutsche Kulturlandschaft? Der Schauspieler und Leiter des Brentano-Theaters in Bamberg ist da ganz anderer Meinung. Und am Ende ist es auch sein Publikum. Unter dem Motto "Ich lache nicht, ich lieb es nicht" hat Martin Neubauer am Donnerstagabend in der ehemaligen Synagoge in Lichtenfels die heitere Seite der großen Dichter der deutschen Literatur aufgespürt.
Ein kurzes Gedicht von Goethe macht den Anfang. Dass auch Friedrich von Schiller Humor besessen haben muss, beweist ein Geburtstagsgedicht, das er für seinen kleinen Sohn Karl zum Vortragen geschrieben hat.

Köstlich auch die Überlegung, wie das bekannte Volkslied "Kommt ein Vogel geflogen" wohl geklungen hätte, wäre es von Schiller verfasst worden: Statt einem Zettel im Schnabel hätte das Vöglein dann schon eher ein poetisch Manuskript überbracht. Neubauer hat auch beim Namenspatron seines Theaters in Bamberg, beim Romantiker Clemens Brentano, so manche absurde Reimerei entdeckt. In seinem Programm geht es nicht um Schenkelklopfer, nicht um plumpe Späße. Dennoch gibt es viel zu schmunzeln. Manchmal ist sogar ein herzhafter Lacher zu hören. Es dominieren poetisch-lyrische Gedichte, in denen Witz und Ironie schöne Blüten treiben. Neubauer hat Pretiosen aufgetan und sie mit seiner Darstellungskunst zum Leben erweckt. Requisiten dazu braucht es nicht viele: einen Stuhl, eine Strickjacke, einen Schnauzbart und zwei Handpuppen. Letztere symbolisieren Goethe und Schiller.

Der Humor der Bamberger

Humor wird auch in Joseph von Eichendorffs Gedicht vom "Trinken und Singen" spürbar. Heißt es da doch gleich in der ersten Zeile "Viel Essen macht viel breiter".
Auch bei E.T.A Hoffmann blitzt Humor durch. Mit dessen Erzählung von den heiligen drei Königen hat Martin Neubauer eine absolute Rarität aufgespürt. Ein "echter Hoffmann", auch wenn Bambergs größter Literat die Geschichte nicht selbst zu Papier gebracht hat. Dies tat ein Freund Hoffmanns. Eine launige Geschichte vom Weinhändler Balthasar, der des Küfners Töchterlein ehelicht und von eifersüchtigen Kaspar bedrängt wird. Trotz Pistole geht die Geschichte am Ende gut aus. Die Quintessenz daraus lautet: "Die Bamberger machen gern ein Späßchen, wenn sie einen finden, der dümmer ist als sie."
Heinrich Heine dagegen pflegte eher einen hintersinnigen Humor, bei dem schon mal eine gehörige Portion Bosheit durchblitzt.

Die "feuchte Symphonie"

Zu seiner Zeit zählte Manfred Kyber zu den bekanntesten Humoristen. Heute ist er beinahe in Vergessenheit geraten. In seiner Kurzmär von der "fünften, sogenannten feuchten Symphonie" spielen Frösche orchestral groß auf. Allerdings fehlt das Finale der fleißig eingeübten Symphonie. Schuld daran ist eine Entenfamilie, die voller Appetit nach den Beinen der Philharmoniker schnappt.
Neubauer würzt seinen Vortrag mit viel Mimik und pointiertem Ausdruck - ein Künstler der das Spektrum des Humors beherrscht. Exakt vor 32 Jahren hat er seinen ersten Solo-Abend in Lichtenfels bestritten, wie er sagt. Es bedeute ihm viel, wieder einmal vor einem Lichtenfelser Publikum zu stehen. Allerdings hätte die Veranstaltung des Kulturrings deutlich mehr Publikum verdient gehabt.